Faktencheck

Nein, Vulkane verursachen nicht mehr CO2 als Menschen

Auf Facebook geht die Behauptung viral, der Ausbruch des Vulkans Merapi habe mehr CO2 in die Atmosphäre geschossen, als Menschen „in 200 Jahren einsparen könnten“. Die Aussage ist irreführend – denn Menschen stoßen viel mehr CO2 aus als ein Vulkanausbruch.

von Till Eckert

Vulkan Collage
Dieser Facebook-Post geht aktuell viral. Er geht von der falschen Annahme aus, ein Vulkan würde mehr CO2 ausstoßen als die Menschheit in 200 Jahren. (Screenshot: CORRECTIV)
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Größtenteils falsch. Menschen verursachen viel mehr CO2 als Vulkane. Es stimmt allerdings, dass die Tagesschau nicht über den Ausbruch des Merapi berichtete.

In einem viralen Facebook-Beitrag vom 15. Oktober wird behauptet, der Vulkan Merapi in Indonesien habe mehr CO2 in die Atmosphäre geschossen, „als wir in 200 Jahren einsparen könnten“. Die Tagesschau habe außerdem „angestrengt weggesehen“, also nicht darüber berichtet.

Der Beitrag wurde bisher mehr als 6.600 Mal geteilt. Wir haben die Behauptungen geprüft. 

Der Facebook-Beitrag vom 15. Oktober. (Screenshot: CORRECTIV)

Die Tagesschau berichtete nicht über den Vulkanausbruch

Die Faktencheck-Redaktion der DPA hat die Behauptungen ebenfalls überprüft. Laut ihrer Recherche brach der Vulkan tatsächlich am 14. Oktober aus. Das zeigt ein Beitrag des offiziellen Twitter-Accounts des Katastrophenschutz-Zentrums in Yogyakarta, Indonesien, auf den die DPA hinweist. Demnach seien um 16.30 Uhr herum weiße Aschewolken ausgetreten. Diese sind auch in einem Video der Nachrichtenseite Tribun Jateng zu sehen, das die DPA verlinkt.

Die Tagesschau berichtete tatsächlich nicht über diesen Vulkanausbruch, wie eine Suche auf der Webseite der Sendung zeigt. Der letzte Bericht über den Merapi liegt demnach über acht Jahre zurück. 

Generell haben deutsche Medien über diesen Ausbruch weitestgehend nicht berichtet, wie eine Google-Suche zeigt. Spiegel Online zum Beispiel berichtete zuletzt im Juni 2018 über einen Ausbruch des Vulkans, wie eine Suche auf der Webseite zeigt. 

CO2-Ausstoß durch Vulkane 100 mal kleiner als durch den Menschen  

Die Behauptung, Vulkane stießen mehr CO2 als Menschen aus, ist nicht neu. Laut Christian von Savigny, geschäftsführender Direktor und Professor am Institut für Physik der Ernst-Moritz-Arndt Universität in Greifswald, liege der durchschnittliche weltweite CO2-Ausstoß von Vulkanen zwischen 200 und 300 Millionen Tonnen im Jahr, wie er uns im Juli telefonisch für einen anderen Faktencheck mitteilte. 

Laut Umweltbundesamt beträgt die Kohlenstoffdioxid-Emission des Menschen mehr als 41 Milliarden Tonnen pro Jahr mit Stand 2018. Forscher von Savigny sagt, dass der jährliche CO2-Ausstoß durch den Menschen zwischen 30 und 35 Milliarden Tonnen betrage und somit etwa 100 mal größer sei als die gesamten vulkanischen CO2-Emissionen pro Jahr. 

Ebenso ist im Fünften Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) von 2013/14 zu finden, dass die vulkanischen CO2-Emissionen mindestens 100 mal kleiner seien als die vom Menschen verursachten Emissionen (Seite 56). Somit lässt sich zusammengefasst sagen: Die vulkanischen Kohlenstoffdioxid-Emissionen sind deutlich geringer als die durch den Menschen verursachten CO2-Emissionen. 

Laut Umweltbundesamt wurden die deutschen CO2-Gesamtemissionen 2017 mit rund 907 Millionen Tonnen berechnet; im Jahr 2018 wurden sie auf 866 Millionen Tonnen geschätzt. Damit liegt allein der jährliche deutsche CO2-Ausstoß fast das Dreifache über dem jährlichen Ausstoß durch Vulkane weltweit. Würde Deutschland den Ausstoß in Zukunft auf etwa 400 bis 450 Millionen Tonnen im Jahr halbieren, wäre mehr eingespart, als alle Vulkane zusammen ausstoßen.