In eigener Sache

Staatstheater Cottbus: CORRECTIV veröffentlicht erstmals live während Theaterpremiere

Die Kohleindustrie gefährdet die Wasserversorgung Berlins und Brandenburgs. Wie sich die Leag als größter Kohlekonzern Ostdeutschlands aus der Verantwortung zieht und was das für die Region bedeutet, zeigt Autor Calle Fuhr in der ausverkauften Kammerbühne Cottbus. Sein Stück basiert auf CORRECTIV-Recherchen.

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Die Besetzung v.l.n.r.: Torben Appel, Nathalie Schörken, Kai Börner, Gunnar Golkowski und Susann Thiede (Bild: Kolja Zinngrebe).

Fünf Figuren in blauen Gummianzügen kriechen über die Bühne, die bedeckt ist von schwarzen Schaumstoffschnipseln – der Braunkohle. Sie versammeln sich rund um den Cottbuser Ostsee, oder zumindest der von Pfützen übersäten Grube, die einmal See werden soll, messen besorgt den Wasserstand und fragen: Wie geht es weiter mit ihrer Region? 

Am 23. September feierte das Stück „Das Kraftwerk – Ein Theaterabend über Kohle, Wasser und die Ewigkeit“ in der ausverkauften Kammerbühne des Staatstheater Cottbus Premiere. Erstmals veröffentlichte CORRECTIV live während der Aufführung eine exklusive Recherche zum Thema.

Nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu sagen? Das Staatstheater Cottbus entblößt die „Wasser-Mafia“. (Bild: Kolja Zinngrebe)
Journalistin Carla (links) besucht die von ihrem Opa vererbte Hütte – und wird von Nachbarin Sonja (rechts) begrüßt. (Bild: Kolja Zinngrebe)

Investigatives Theaterstück deckt lokale Strukturen auf

In dem Stück unter der Regie von Aram Tafreshian geht es um den Lausitzer Kohlebergbau, um den Strukturwandel und die drohende Wasserknappheit. Die junge Journalistin Carla erbt von ihrem Großvater eine Hütte in Cottbus, in der er eine Truhe mit Stapeln von Unterlagen für sie versteckt. Unterlagen über die Leag, den großen Kohlekonzern in der Region; Wassergutachten, Zeitungsartikel und Pressemitteilungen. Sie fängt an, zu recherchieren, und stößt auf den Begriff der Wasser-Mafia. 

Es beginnt eine Recherche-Reise durch bisher Verborgenes: Vermeintlich tendenziöse Wasser-Gutachter werden namentlich genannt, die Rolle des Vereins Wassercluster Lausitz hinterfragt und offengelegt, wie der tschechische Leag-Eigentümer Daniel Kretinsky, genannt „Fossile Hyäne“, gleich mehrfach von der angespannten Lausitzer Situation profitiert. Das Stück endet mit unseren neuesten Ergebnissen: Die Leag erkauft sich offenbar systematisch das Schweigen der Region, indem sie Vereinbarungen mit Städten und Wasserversorgern schließt. 

Messen besorgt den Wasserstand des „Cottbuser Ostsees“: Die Schauspielerinnen und Schauspieler zweifeln, was aus dieser Grube entstehen soll. (Bild: Kolja Zinngrebe)
Das investigative Stück „Das Kraftwerk – Ein Theaterabend über Kohle, Wasser und die Ewigkeit“ lichtet den Nebel rund um die „Wasser-Mafia“. (Bild: Kolja Zinngrebe)

„Ich habe seit 33 Jahren keine solche Relevanz mehr in einem Theaterstück gesehen“

Dramaturgin Franziska Benack ist nicht nur gespannt auf die Theater-Kritiken, sondern auch auf die Reaktionen auf unseren Text: „Generell glaube ich, dass wir einen Abend geschaffen haben, der zum Gesprächsanlass wird – und das ist das, was wir als Theater wollen.“

Autor Calle Fuhr ist vom Premierenabend begeistert: „Es ist toll zu sehen, wie die Kombination Theater und Journalismus live und lebendig Menschen begeistern kann.“ Der gebürtige Düsseldorfer hat bereits mehrere journalistische Recherchen auf die Theaterbühne gebracht und war zuletzt Leiter des Volkstheater Wiens. Auch Jens Pittasch, einer der Zuschauer, sagt: „Ich habe seit 33 Jahren keine solche Relevanz mehr in einem Theaterstück gesehen.“ Das Format müsse unbedingt weitergehen. 

Braunkohle ist eigentlich meist schwarz, lernt das Publikum. (Bild: Kolja Zinngrebe)
Live während der Aufführung veröffentlicht CORRECTIV die neusten Recherche-Ergebnisse. Die Besucherinnen und Besucher erhalten den Text als Erstes. (Bild: Kolja Zinngrebe)

Theaterstück läuft noch bis Februar 2024

Am Samstag, den 30. September 2023 findet im Anschluss an die Aufführung eine Podiumsdiskussion mit CORRECTIV-Reporterin Elena Kolb, Lea Brönner vom Institute for Heritage Management Cottbus und Autor Calle Fuhr statt.

Das Stück „Das Kraftwerk – Ein Theaterabend über Kohle, Wasser und die Ewigkeit“ wird noch bis Februar 2024 aufgeführt. Weitere Informationen und Tickets finden Sie auf der Webseite des Staatstheater Cottbus.

Das Theaterteam verbeugt sich vor dem Publikum.
Das Theaterteam erhält tosenden Applaus am Ende der Vorstellung. Auch unsere Reporterinnen dürfen sich verbeugen. (Bild: Kolja Zinngrebe)
Die CORRECTIV Reporterinnen Elena Kolb und Katarina Huth gemeinsam mit Autor Calle Fuhr, Regisseur Aram Tafreshian und Dramaturgin Franziska Benack am Premierenabend im Staatstheater Cottbus (v.l.n.r.). (Bild: Kolja Zinngrebe)