CORRECTIV erhält Carlo-Schmid-Preis für Beitrag zur Stärkung der Demokratie
Unser Medienhaus wurde mit dem Carlo-Schmid-Preis ausgezeichnet. Der Journalist Heribert Prantl forderte in seiner Laudatio, die Gemeinnützigkeit für Journalismus fest zu verankern. Die Carlo-Schmid-Stiftung würdigte CORRECTIV für den „herausragenden Beitrag zur Stärkung der Demokratie“.
Im Journalismus gibt es zahlreiche Preise. Sie werden etwa für besonders gute Texte oder für relevante Recherchen verliehen. Aber bei dieser Verleihung ging es um mehr. Der Carlo-Schmid-Preis wird an Initiativen oder Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderem Maße um die Förderung demokratischer Werte und des Rechtsstaates verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Hans-Dietrich Genscher, Joachim Gauck, aber auch Institutionen wie der Sender ARTE. Der Preis wurde am 6. Juli 2024 in Mannheim verliehen und ist mit 5000 Euro dotiert.
In diesem Jahr stand die Verleihung im Zeichen des 75. Jubiläums des Grundgesetzes. Peter Kurz, Vorsitzender der Carlo-Schmid-Stiftung und ehemaliger Oberbürgermeister von Mannheim, hob in seiner Ansprache die essenzielle Rolle von Qualitätsmedien hervor: „In Zeiten, in denen der öffentliche Diskurs zunehmend weniger auf Fakten basiert, ist die Stärkung der Qualitätsmedien von besonderer Bedeutung.“ Andreas Stoch, SPD-Landesvorsitzender und Vorsitzender des Kuratoriums der Carlo-Schmid-Stiftung, betonte in seiner Rede die Relevanz unserer Arbeit: „Dass CORRECTIV die Bedrohung unserer demokratischen Werte mit den Recherchen zum sogenannten Potsdamer Treffen in der breiten Gesellschaft bewusst gemacht hat, unterstreicht die Bedeutung journalistischer Arbeit, die sich im Dienste der Gesellschaft sieht.“
Heribert Prantl, politischer Publizist und langjähriger Politikchef der Süddeutschen Zeitung, hielt die Laudatio für den Preis. Er sprach sich darin klar dafür aus, die Gemeinnützigkeit von Demokratie-Initiativen zu stärken und bei Medien, die sich wie CORRECTIV als gemeinwohlorientiert verstehen, fest zu verankern. „Das überkommene Gemeinnützigkeitsrecht hängt, ich kritisiere das heftig, einem überkommenen, demokratiefernen Staatsverständnis nach.“ Er fordert: „Ein neues Recht, das die Demokratie fördern will, muss also ausdrücklich die streitige und streitbare Demokratie fördern.“
Prantl sprach sich zudem in Bezug auf die Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“, die bei der Preiswürdigung hervorgehoben wurde, dafür aus, ein Parteienverbot der AfD zu prüfen. Carlo Schmid habe gesagt, „Man muss (…) auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen.“ Prantl fordert mit dem Blick auf die derzeitige Situation: „Um diesen Mut geht es im Umgang mit der AfD.“ Und er fordert, das Wahlrecht den Politikern abzuerkennen, die sich rechtsextremistisch und verfassungsfeindlich äußern. Prantl bezieht sich bei diesem Wahlentzug auf Artikel 18 des Grundgesetzes:
Das Grundgesetz hat eine klare Botschaft: „Nie wieder“. Dies ist Inhalt und Gehalt der bundesdeutschen Demokratie. Deswegen steht die Menschenwürde an der Spitze dieser Verfassung. Deshalb liegen in dieser Verfassung die Waffen zur Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaat bereit. Deswegen müssen diese genutzt werden, wenn es nottut; und es tut not. Demokratie ist ja viel mehr als ein Abstimmungssystem, sie ist ein Wertesystem. Wenn eine Partei und ihre Politiker diese Werte massiv bekämpfen, dann ist es Zeit für die demokratische Mobilmachung. Man darf nicht warten, bis Neonazis die Parlamente dirigieren, die Lehrpläne an den Schulen diktieren, bis sie ihr braunes Personal an die Schaltstellen der Gerichte und der Verwaltung schicken und den Verfassungsschutz nach ihrem Gusto umbauen. Natürlich verschwinden extremistische Einstellungen nicht mit einem Verbot der Wählbarkeit von Höcke & Co. Aber damit bricht man diesen Einstellungen die Spitze.
Die vollständige Laudatio lesen Sie hier.
Journalismus nicht ohne Demokratie, Demokratie nicht ohne Journalismus
Publisher David Schraven und Luise Lange-Letellier, Leitung für Kommunikation und Fundraising, nahmen den Preis entgegen und verdeutlichten in ihrer Rede die Mission von CORRECTIV. Schraven sprach über die tiefgreifende Bedeutung der Presse für die Demokratie: „Für mich war Journalismus immer ein Synonym für Demokratie. Nur wer reden kann, kann sich einbringen. Nur wer sich einbringen kann, kann verändern, sich erheben. Journalisten sind die Menschen, die öffentliche Reden organisieren.“
Das habe er in seinem journalistischen Werdegang immer wieder ganz konkret erfahren: „Ich habe damals gelernt, dass man etwas ändern kann, wenn man offen anspricht, was schlecht ist. Dass die Leute etwas ändern können, wenn sie wollen. Dass selbst das Unmögliche möglich wird, wenn man es gemeinsam angeht.“
Luise Lange-Letellier ergänzte: „Wir möchten eine demokratische Welt mitgestalten, die auf Argumenten beruht, in der Verantwortung für Handeln übernommen wird; in der sich alle Menschen – auch die vermeintlich Schwächeren – sicher fühlen.“
Motivation für weiteres Engagement
Die Auszeichnung mit dem Carlo-Schmid-Preis ist nicht nur eine Anerkennung unserer bisherigen Arbeit, sondern auch eine Ermutigung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Sie unterstreicht die Relevanz und Dringlichkeit unseres Engagements für eine freie, aufgeklärte und demokratische Gesellschaft.
In seiner Laudatio schloss Prantl: „CORRECTIV hat mit seiner Recherche klar gemacht, dass der Verfassungssatz von der Unantastbarkeit der Menschenwürde nicht einfach nur Verfassungspathos ist. Er ist der Haupt-, Eingangs- und Fundamentalsatz des Grundgesetzes, er ist zentral für unseren demokratischen Rechtsstaat, er ist zentral für den demokratischen Diskurs, er ist zentral für das Nachdenken über politische Bildung. Für diesen Akt der Bewusstmachung hat CORRECTIV diesen Preis verdient.“