CORRECTIV.Exile: Unterstützung für afghanische Medien-Start-Ups im Exil
Die Machtübernahme der Taliban 2021 hat die Medienlandschaft in Afghanistan tiefgreifend verändert: Zwei Drittel der Journalistinnen und Journalisten haben ihre Tätigkeit aufgegeben oder sind ins Exil gegangen, um Zensur und Repressalien zu entgehen. Besonders Frauen sind betroffen, da sie in Afghanistan praktisch vollständig aus der Medienarbeit verdrängt wurden. In diesem Kontext entstand im Frühjahr 2024 die Idee, geflüchtete afghanische Medienschaffende gezielt zu fördern und ihre Stimme im Exil zu stärken.
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In Zusammenarbeit mit dem JX Fund und mit finanzieller Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) startete CORRECTIV das Media Incubator Programm. Ziel war es, die Teilnehmenden zu befähigen, Medien-Start-Ups in Deutschland zu gründen und so zu einer pluralistischen, unabhängigen Berichterstattung aus und über Afghanistan beizutragen.
Das Programm im Überblick
Das Programm richtete sich an Teams, die bereits erste Ideen für die Gründung eines Medien-Start-Ups in Deutschland hatten, aber auf dem Weg zum Launch noch Unterstützung gebrauchen konnten. Eine unabhängige Jury wählte aus den Bewerbungen insgesamt drei Teams aus, die durch innovative Ideen und eine klare Strategie überzeugten: Laal Media, Porsa Media und Merman Media. Diese drei nahmen den Sommer über an fünf intensiven Workshop-Wochenenden teil. Während der Workshop wurde ein breites Spektrum an Themen abgedeckt: Welches Geschäftsmodell kann für Medien-Start-Ups im Exil funktionieren? Welche Finanzierungsoptionen sind es wert, getestet zu werden? Wie kann die Zielgruppe in Afghanistan erreicht werden, wie funktioniert Engagement-Journalismus aus der Distanz? Wie können auch solche Gruppen erreichen, die nicht lesen können? Welche Sicherheitsmaßnahmen müssen bei der Zusammenarbeit mit Reportern im Land oder mit anonymen Quellen beachtet werden? Welche Rolle spielen Gender und andere ethische Fragen in der Berichterstattung? All diese Fragen wurden im Laufe des Sommers gemeinsam mit unserem Team von Trainerinnen und Trainern bearbeitet und diskutiert.
Im Anschluss an diese Trainingsphase hatten die Teams dann die Gelegenheit, ihr überarbeitetes Konzept zu pitchen. Alle drei überzeugten die Jury und wurden daher beim Launch ihres Startups finanziell sowie durch individuelles Mentorship unterstützt.
Ergebnisse und Ausblick
Bereits in der Launchphase im Herbst 2024 entstanden erste Texte und Berichte, die in der deutschen Übersetzung auch im CORRECTIV.Spotlight veröffentlicht wurden. Den Höhepunkt des Projekts bildete eine Live-Journalism-Veranstaltung am 12. Dezember in Berlin, bei der die Teams Einblicke in ihre journalistische Arbeit gaben. Diese Veranstaltung bot nicht nur Einblicke in ihre Mission, sondern förderte auch den Austausch mit einem breiteren Publikum.
Aktuell ist CORRECTIV im Dialog mit den Teams, um Möglichkeiten der langfristigen Zusammenarbeit auszuloten. Wir danken allen Teilnehmenden, Trainerinnen und Mentoren sowie unseren Partnern, dem JX Fund und der BKM, für ihre Unterstützung und ihren Enthusiasmus. Gemeinsam haben wir einen wichtigen Beitrag zur Stärkung unabhängiger Berichterstattung im Exil geleistet.