„Demokratie-Impuls“: Stadt Kassel zeichnet CORRECTIV aus
Die Stadt Kassel hat die Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ von CORRECTIV am Samstag, den 22. März 2025 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung mit dem Kasseler Demokratie-Impuls 2024 ausgezeichnet.

Die Recherche über ein Treffen in einem Potsdamer Landhaus, an dem Rechtsextreme, Politiker und Unternehmer teilnahmen, hatte Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen offengelegt. Die Enthüllungen lösten im Januar 2024 bundesweit eine Welle der Empörung und die größten zivilgesellschaftlichen Demonstrationen der Nachkriegsgeschichte aus. Auch in Kassel war es zu spontanen Demonstrationen gekommen, an denen sich tausende Menschen beteiligten.
„Es ehrt uns besonders, diesen Preis der Stadt Kassel zu erhalten. Denn unser Ziel ist es, mit journalistischer Arbeit im besten Sinne aufzuklären und damit Demokratie zu stärken“, sagte CORRECTIV-Chefredakteur Justus von Daniels. Er nahm den Preis am 22. März 2025 im Rahmen der feierlichen Preisverleihung im Kasseler Rathaus stellvertretend für das gesamte Team hinter der Geheimplan-Recherche entgegen. Unter den rund 150 Gästen waren Vertreterinnen und Vertreter des hessischen Landtags, der Stadt Kassel sowie von Institutionen wie dem Bundessozialgericht, der Bundeswehr, aus Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft.
In seiner Festrede sagte der Oberbürgermeister von Kassel, Dr. Sven Schoeller: „Die Recherche von CORRECTIV hat ein Geschwür zum Vorschein gebracht, das bereits seit längerer Zeit im Verborgenen des wiedervereinigten Deutschlands und eines geschichtsvergessenen Europas herangewachsen ist: Die historisch schädliche Vereinigung zwischen einem fehlgeleiteten, reaktionären Nationalismus mit völkisch rassistischen Idealen, verbunden in einem fremdenfeindlichen, von Reinheitsphantasien getragenen Narrativ, das Immigration zum universalen Sündenbock für vorhandene oder auch nur herbeigeredete Defizite der Gesellschaft macht.“
Die Laudatio hielt der renommierte Demokratie-Forscher Prof. Dr. Andreas Zick. Er sagte: „Es war und ist gut, dass CORRECTIV in diesem Jahr den Preis erhält, denn die Recherche und Enthüllung des Potsdamer Treffens war nicht nur ein Stück Demokratiejournalismus, sondern eine Mahngeschichte, sodass wir sie erinnern können heute und morgen.“
Die Jury des Kasseler Demokratie-Impulses begründete ihren mehrheitlichen Entschluss damit, dass mit der investigativen Recherche negative Entwicklungen in der Gesellschaft sichtbar gemacht und eine breite gesellschaftliche Debatte angestoßen worden seien. Dies sei im wahrsten Sinne ein Demokratie-Impuls gewesen, der eine große Wirkung erzielte.
Rund vier Millionen Menschen gingen in den Wochen und Monaten nach der CORRECTIV-Enthüllung landesweit in Städten und Gemeinden auf die Straße, um ein Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen. Hierbei, so heißt es weiter, seien auch Menschen erreicht und sensibilisiert worden, die sich vorher kaum oder gar nicht mit diesen Themen befasst hätten.
CORRECTIV wurde für die Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ bereits mehrfach ausgezeichnet: mit dem renommierten Preis des Medium Magazin als „Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024“, dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis, dem Carlo-Schmid-Preis und mit dem „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2024“ des Netzwerk Recherche.
Medienberichte über die Preisverleihung
- Hessenschau
- HNA – Enthüllung über Geheimtreffen: Kassel zeichnet Correctiv aus
- HNA – Interview mit CORRECTIV-Chefredakteur Justus von Daniels
Hintergrund zum „Kasseler Demokratie-Impuls“
Mit der Auszeichnung „Kasseler Demokratie-Impuls“ sollen herausragende wissenschaftliche Arbeiten sowie tiefgreifende, analytische und investigative journalistische Arbeiten, die Rassismus, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt in der Gesellschaft thematisieren und sich insbesondere mit Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus auseinandersetzen, gewürdigt werden.
Die Auszeichnung, die verbunden ist mit dem Gedenken an Opfer rechtextremistischer Taten, insbesondere den am 6. April 2006 in Kassel von den NSU-Tätern ermordeten Halit Yozgat und den Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke, wurde im Jahr 2019 von der Stadt Kassel erstmals bundesweit ausgeschrieben. Sie ist mit 3.000 Euro dotiert.
Die unabhängige Jury besteht aus: Prof. Barbara John, Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer; PD Dr. Steffen Kailitz, Politikwissenschaftler und Extremismusforscher am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden; sowie Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Politikwissenschaftler an der Universität Kassel und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Demokratie und Demokratisierung.
Insgesamt wurden bei der diesjährigen Ausschreibung 48 wissenschaftliche und journalistische Arbeiten eingereicht, die sich vor allem mit den Themen Rechtsextremismus, Rassismus, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit auseinandersetzen.
Mehr über den Preis: www.kassel.de/demokratieimpuls