Fußballdoping

Neu: Blutkontrollen nach Bundesliga-Spielen

Ab der Saison 2014/15 sollen die ersten Blutkontrollen in DFB-Wettbewerben eingeführt werden. Dafür wird das Budget leicht erhöht. Eine kleine Verbesserung in der Anti-Doping Arbeit. Zentrale Lücken im deutschen Kontrollsystem bleiben aber bestehen.

von Jonathan Sachse

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Eine Einführung von Blutkontrollen in Wettbewerben hat der DFB schon länger angekündigt. Gestern wurde Rainer Koch (DFB-Vizepräsident) etwas konkreter. Der DFB möchte 100.000 Euro zusätzlich für Anti-Doping Maßnahmen ausgeben. Damit erhöht sich das gesamte Budget auf etwa 800.000 Euro und bewegt sich weiterhin im Promille-Bereich, setzt man die Investition ins Verhältnis zu den alljährlichen Rekordumsätzen im deutschen Fußball.

Wie viele Blutkontrollen wird es in der kommenden Saison in Wettbewerben geben?
Laut einer SID-Agenturmeldung sprach Koch von 120 zusätzlichen Blutkontrollen. Gleichzeitig soll er gesagt haben, dass sich dadurch die Anzahl der Blutkontrollen etwa verdoppelt. Diese Rechnung ist für uns nicht nachvollziehbar. Bislang hat die NADA etwa 75 Blutkontrollen im Training durchgeführt (siehe Update unten).

Wir fragen nach und werden diesen Text aktualisieren, sobald uns die konkreten Zahlen vorliegen. Dann wissen wir hoffentlich auch, bei wie vielen Spielen pro Spieltag das Blut von Spielern kontrolliert werden soll. Unklar ist auch, wann konkret die ersten Blutkontrollen im Wettbewerb genommen werden. Der Rahmenvertrag zwischen DFB und NADA läuft bis Ende 2014. Sollte dieser nicht vorläufig aktualisiert werden, könnten die neuen Kontrollen erst 2015 beginnen.

Der DFB schreibt uns, dass „das DFB-Präsidium in seiner letzten Sitzung die Anti-Doping-Richtlinien entsprechend geändert“ habe. Der Rahmenvertrag spiele dabei keine Rolle, da dieser nur die Durchführung der Trainingskontrollen im Wettbewerb betreffe. Deswegen würden die Trainingskontrollen „ab Beginn der Spielzeit 2014/2015“ eingeführt werden.

Uns gegenüber hat der DFB die oben genannte Zahl von Koch leicht nach oben korrigiert. Insgesamt sollen in der nächsten Saison „rund 140-150 Wettkampfblutkontrollen“ genommen werden. In den ersten beiden Bundesligen würden dadurch im Schnitt vier Blutproben genommen werden (136 Proben pro Saison). Dazu würde an vier Spieltagen in der 3. Liga und bei vereinzelten Spielen im DFB-Pokal kontrolliert werden.

Durch die Einführung der Blutkontrollen wird der DFB seine medizinische Personalstruktur anpassen müssen. Im Gegensatz zu den Kriterien für „Urin-Kontrolleure“ darf das Blut nur von ausgebildeten Ärzten oder anerkannten Heilpraktikern entnommen werden, die für die Kontrollen zusätzlich geschult werden müssen (siehe NADA-Regelwerk unter G.3).

Der DFB schreibt uns, dass die Wettkampfkontrollen „seit Beginn der Kontrollen im Jahr 1988 AUSSCHLIESSLICH (sic) von approbierten Ärzten durchgeführt“ werden würden und deswegen das Personal für die Blutkontrollen kein Problem darstellen würde.

[Update 2: Ende]

Der DFB bewegt sich, aber zentrale Lücken im Anti-Doping System bleiben bestehen. Diese Probleme haben wir zum Beispiel hier benannt. An dieser Stelle wiederholen wir nur drei Punkte:

● Die NADA darf nur im Training kontrollieren. In den Wettbewerben übernimmt der DFB die Kontrollen. Das soll sich in der kommenden Saison auch nicht ändern.
● Der DFB finanziert die Dopingkontrollen der NADA. Der Verband bestimmt dadurch die Quantität der Kontrollen. Außerdem ist er für das Ergebnismanagement zuständig. Das ist kein unabhängiges Anti-Doping System.
● Insgesamt werden Bundesliga-Spieler zu selten kontrolliert. Wenn Kontrollen stattfinden, sind diese zu berechenbar. Nur Nationalspieler können zu Hause kontrolliert werden.

Gestern fand in Frankfurt am Main eine Podiumsdiskussion zum Thema Doping im Fußball statt. In diesem Rahmen soll sich Koch zu den Blutkontrollen geäußert haben. Wir konnten den Livestream auf HR Online leider nicht verfolgen. Habt Ihr die Diskussion gesehen? Wurden Koch oder Gotzmann (NADA-Vorsitzende) dort konkreter? Und wurden weitere Dinge gesagt, die Ihr wichtig findet?

Update: Die Diskussion steht mittlerweile online zur Verfügung und kann hier angeschaut werden.

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