Fußballdoping

Fußballer sammelten für Spritzendoktor

Die beiden früheren Bundesliga-Stars Hansi Müller und Karlheinz Förster sammelten nach Recherchen des WDR-Magazins Sport Inside Geld für den Spritzendoktor Armin Klümper. Der mittlerweile im Exil lebende Arzt arbeitete lange an der Uni Freiburg. Zu Klümpers Zeit galt Freiburg als sportmedizinische Dopinghochburg im deutschen Spitzensport.

von Jonathan Sachse

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Klümper galt als Wunderheiler. Hunderte Athleten ließen sich von ihm behandeln. Auch andere Prominenz, darunter mehre Politiker, setzen auf seine medizinischen Dienste. Klümper wurde 1984 wegen Rezeptbetrugs verurteilt. 1987 starb seine Patientin, die Siebenkämpferin Birgit Dressel, an einem toxischen Schock. 78 Medikamente wurden bei Dressel gefunden, darunter von Klümper verschriebene Anabolika. Diesen Armin Klümper unterstützten auch die beiden Europameister und Vize-Weltmeister Hansi Müller und Karlheinz Förster.

Fußballer gründen Verein für Klümper
Fünf Jahre nach dem qualvollen Tod von Birgit Dressel, 1992, bekam Spritzendoktor Klümper vom Bundesministerium des Innern eine Dopingsubstanz aus Steuergeld finanziert. Das belegen die Recherchen von Sport Inside. Die Steuergelder des BMI flossen bis 1997 an Klümper. In dieser Zeit gründeten Freiburger Lokalgrößen einen Verein, der Klümper finanziell unterstützte. An der Gründungsversammlung des Vereins „Osteologie und Sporttraumatologie“ im Jahr 1994 nahmen auch die zwei Fußballer Hansi Müller und Karlheinz Förster teil. Sie unterschrieben auch die Satzung des Vereins. Beide spielten gemeinsam im Süden Deutschlands, beim VfB Stuttgart, Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre.

Karlheinz Förster hatte während seiner Karriere stets Probleme mit den Sprunggelenken. In Armin Klümper fand er einen Arzt, der ihm half, trotzdem zu spielen. Klümper sei jemand, „bei dem man immer das Gefühl hatte, egal was ist, der hilft dir schon“, sagte Förster vor einigen Jahren dem Spiegel. Einmal im Monat sei Förster damals mit seinem Mercedes von Schwarzach im Odenwald nach Freiburg gefahren, um sich eine Spritzenkur verpassen zu lassen. „Fünf, sechs Injektionen mit knorpelaufbauenden Mitteln, und wenn eine Entzündung drin war, natürlich auch mit Cortison“, sagte er dem Spiegel. Nach der Karriere wurden die Schmerzen dann unerträglich, Förster hat sich mittlerweile das Sprunggelenk versteifen lassen.

Verdacht auf Doping-Maßnahmen?
Wir können dank der freien Reporterin Grit Hartmann unten die Satzung und das Gründungsprotokoll des Vereins veröffentlichen. Dort findet sich als Vereinszweck die „Unterstützung von körperlich hilfsbedürftigen Personen“ als Anliegen, „insbesondere aktive und ehemalige Sportler“. Tatsächlich hat der Verein nach Recherchen von Sport Inside Geld für die Arbeit von Armin Klümper beschafft. „Da steht so ein Verein, der natürlich keiner institutionellen Kontrolle durch BMI oder Deutschen Sporbund unterliegt, natürlich schnell im Verdacht möglicherweise auch Doping-Maßnahmen ermöglicht zu haben“, sagt der Sportwissenschaftler und Doping-Experte Andreas Singler.

Neben den Fußball-Nationalspielern Müller und Förster hat sich auch der ehemalige Turner Eberhard Gienger sehr für Klümper engagiert. Gienger stammt selbst aus Künzelsau in der Nähe von Stuttgart, war Turn-Weltmeister, lange Jahre Klümper-Patient und bekam von seinem Arzt auch Anabolika. Von 2006 bis 2010 war er Vize-Präsident Leistungssport des DOSB. Heute ist er sportpolitischer Sprecher der Union im Bundestag. Auf zahlreiche konkrete Fragen des WDR-Magazins Sport Inside hat Gienger nicht geantwortet.

Der Verein zur Unterstützung Klümpers löste sich im Jahr 2004 auf und hatte damals noch 56 Mitglieder. Der Kassenbestand betrug zum Ende immerhin 73.000 Euro, eine gewisse Finanzkraft war also vorhanden.

Doping-Verflechtungen in Freiburg
In Freiburg gab es noch andere Verflechtungen zwischen Doping und Fußball. Andreas Schmid, Doping-Arzt der Uniklinik in Freiburg und des Team Telekom um Jan Ullrich, war zu seiner Dopingzeit auch Mannschaftsarzt des SC Freiburg. Die Freiburger weigerten sich nach den Enthüllungen sogar, sich von Schmid zu trennen. „Wir werden mit ihm auf jeden Fall weitermachen“, sagte damals SC-Präsident Achim Stocker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Für mich ist Andreas Schmid ein Toparzt, der bei uns Toparbeit geleistet hat. Er ist ein angenehmer und fairer Typ. Die Dopingvorwürfe sind für uns unvorstellbar und haben mit Fußball nichts zu tun.“ Später trennte sich der Verein dann doch von Schmid.

Wer über Doping, Freiburg und Fußball reden will, kann sich jederzeit bei uns melden oder unseren verschlüsselten Briefkasten nutzen.

Kontakt mit Spritzendoktor Klümper hatte auch Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Hier einer unserer Beiträge zu Müller-Wohlfahrt.

Satzung Verein "Osteologie u. Sporttraumatologie"