Schlag gegen die Mafia in Kalabrien und Kanada
Mehr als 250 Polizeibeamte haben heute morgen 27 Personen verhaftet, die mächtigen 'ndrangheta-Clans der ionischen Küste und in der Stadt Reggio Calabria angehören. Die Operation ist "Morsa sugli appalti politici" benannt, was man etwas frei mit "Öffentliche Ausschreibungen unter dem Druck des Schraubstocks" übersetzen könnte.
Alle Festnahmen sind wegen der Mitgliedschaft der Beschuldigten in der Mafia ergangen. Die Ermittler zählen die beiden Clans, die hier getroffen wurden, die Commisso aus der Stadt Siderno und die Aquino aus dem Küstenort Marina di Gioiosa Ionica, zu den gefährlichsten der ’ndrangheta. Weiter wird den Verhafteten auch Erpressung, die unerlaubte Beeinflussung öffentlicher Ausschreibungen, gewalttätige Einschüchterung von Konkurrenten und Bedrohungen sowie Waffendelikte vorgeworfen.
Die Polizeiaktion steht in der Reihe einer Operation gegen die ’ndrangheta im Jahr 2010, die zu der Verhaftung von 300 Personen in Kalabrien und der Lombardei führte. Darunter war auch die Leitung eines Clans im Bodenseeraum, der in Singen ansässig war.
Die Polizeioperation habe die Führerschaft des Clans Commisso in der Region der Ionischen Küste und der Stadt Reggio Calabria bestätigt, schreibt die Zeitung Il Dispaccio aus Reggio Calabria, welche die Nachricht als erstes verbreitet hatte. Der Clan Commisso sei auch in der Lage, seine kriminellen Aktivitäten auf internationaler Ebene durchzuführen, vor allem in Kanada, indem er öffentliche Ausschreibungen beeinflusst, vor allem im Bereich der Straßenerneuerung, der Arbeiten an Kanalisationen und Schulgebäuden.
Ein weiteres Ergebnis der Operation ist, dass die Clans auch im Bereich der Müllentsorgung aktiv sind, wo sie sich ein Bestechungsgeld in Höhe von drei Prozent des Umsatzes bezahlen ließen von Unternehmen, die an Ausschreibungen im Müllsektor teilnahmen.
Unter den Verhafteten ist auch ein Politiker, der der Zugehörigkeit zur Mafia angeklagt ist. Er hat den Cammisso-Clan gleich zwei Mal um politische Unterstützung geben, bei den Kommunal- wie den Regionalwahlen im Jahr 2010, an denen er dann aber doch nicht teilnahm. Der Stadtrat von Siderno wurde außerdem wegen mafiöser Infiltrierungen im März 2013 aufgelöst.
Cecilia Anesi, Giulio Rubino
