Mafia

Italienische Reporter bedroht

Die Beauftragte für Medienfreiheit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fordert Italien auf, ihre Journalisten besser von der Mafia zu schützen. Mehrere Reporter werden derzeit bedroht, die über die prunkvolle Beerdigung und die Familie des Mafia-Bosses Vittorio Casamonica recherchiert haben

von Margherita Bettoni

Duna Mijatović Beauftragte für Medienfreiheit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa© OSCE Representative on Freedom of the Media Dunja Mijatovic von OSCE Parliamentary Assembly unter Lizenz CC BY-SA 2.0

Duna Mijatović, Beauftragte für Medienfreiheit  bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OCZE), hat die italienischen Behörden aufgefordert, Journalisten vor der organisierten Kriminalität besser zu schützen. Bereits in Januar hatte Mijatović einen Brief an Italiens Außenminister Paolo Gentilen geschickt und ihre Sorgen geäußert. Im August hatte die parlamentarische Anti-Mafia-Kommission zum ersten Mal seit ihrer Gründung einen Bericht über Journalisten und die Mafia veröffentlicht. Die erschreckende Zusammenfassung: Zwischen 2006 und 2014 wurden in Italien mehr als 2000 Journalisten von der organisierten Kriminalität bedroht.

Die Prunk-Beerdigung von Vittorio Casamonica

Auch in den letzten Wochen kam es in Verbindung mit der Prunk-Beerdigung des Bosses Vittorio Casamonica zu Drohungen gegen Journalisten. Casamonica war eine der zentralen Figuren im Skandal um die Hauptstadtmafia und war am 20. August mit einer prunkvollen Zeremonie inklusiv Pferdekutsche, Rosenblätter aus Hubschraubern und kirchlicher Zeremonie Mitten in Rom beerdigt worden. 

Ein Tag nach der Beerdigung des Bosses, am 21. August, hatte der Journalist Alessio Viscardi eine Hubschrauberpiste in Terzigno (Provinz Neapel) besucht. Von dort soll der Hubschrauber gestartet sein, der Rosenblätter auf die trauenden Menschen bei der Beerdigung Casamonicas fallen ließ.  Der Videoeporter der Seite fanpage.it wollte einen Beitrag drehen, als er von vier Menschen mit dem Tod bedroht wurde. 

„Ich werde dich umbringen“

„Wir wollten mit den Inhaber der Startbahn reden als vier Menschen aus einem Auto ausgestiegen sind und uns bedroht haben“, erzählte Viscardi der italienischen Zeitung „La Repubblica“.  In einem Video, das die noch laufende Kamera von Viscardi aufnahm, hört man deutlich wie einer der Angreifer dem Reporter sagt, er werde ihn umbringen. 

Die vier Männer fotografierten außerdem das Kennzeichen des Motorrads Viscardi und bedrohten ihn damit, sie würden ihn in einem leeren Schwimmbad begraben. Über den Vorfall ermittelt nun das Polizeipräsidium Neapels. 

Bedrohungen an das Fernsehteam der Sendung „Agorà“

Am 22. August bedrohte ein Ehepaar das Kamerateam des Fernsehprogramms „Agorà“ in Rom. Die Journalisten drehten gerade einen Beitrag in der Via del Quadraro, wo Angehörige des Casamonica-Clan und der mit ihm verwandten Familie Spinelli wohnen. 

„Auf einmal wurden wir von zehn Menschen umgekreist, die uns mit dem Tod bedroht haben“, erzählte der Journalist Alfonso Iuliano rainews.it. Die Angreifer nahmen die Speicherkarte des Handys, mit dem das Team gerade Videomaterial aufgenommen hatte, und löschten die Aufnahmen. 

Die Polizei nahm das Ehepaar S.V. und S.L, 30, fest.