Mafia

Frische Ware

Vor einem Jahr entdeckte das amerikanische FBI 60 Kilo kolumbianisches Kokain in Obstkisten, die an ein Restaurant nach New York geliefert wurden - bestimmt für Europa. Die Fahnder setzten ihre Ermittlungen fort und deckten nun eine Allianz zwischen dem costa-ricanischen Drogenkartell und der italienischen 'Ndrangheta auf.

von Margherita Bettoni

In Schiffscontainern gelangt das Kokain über Kanada nach Europa

In Schiffscontainern gelangt das Kokain über Kanada nach Europa© Ivo Mayr

“The team prepares each dish with fresh ingredients“, das Küchenteam bereitet jedes Gericht mit frischen Zutaten zu: Damit warb der italienische Wirt Gregorio G. für sein Restaurant auf der 108. Straße in New York.

Der 59-Jährige bestellte frische Obst und Gemüse in Costa Rica – über den Italiener Franco F.  Ausgerechnet ein Telefonat, mit dem Franco F. zwanzig Stück Ananas bestellte, soll für die Ermittler ein wichtiger Beweise gewesen sein. Denn: Versteckt in Obstkisten wurde das Restaurant „Cucino a modo mio“ mit feinem Kokain aus Kolumbien beliefert. Aus New York schickte Wirt Gregorio G. die Drogen dann an die kalabrische Mafia, die ‘Ndrangheta.

Bereits im Mai 2015, im Rahmen der Operation „Columbus“, hatte das FBI Gregorio G., seine Frau und seinen 28-jährigen Sohn festgenommen. Gleichzeitig hatte die italienische Polizei 13 Menschen verhaftet. 

Schon damals wussten die Ermittler: Das Kokain wurde in kleinen Mengen in die USA geschmuggelt. In doppelten Kofferböden oder versteckt in Obstkisten. Dies ist eine weitverbreitete Methode unter Drogenschmuggler. Leicht verderbliche Waren wie Obst, Blumen oder Fisch müssen rasch ausgeliefert werden und kommen bei Zollkontrollen schneller durch. 

Aus New York gelangten die Drogen dann in Containern nach Europa.

Mit der Operation „Columbus 2“ haben Ermittler nun die südamerikanischen Partner von Gregorio G. und Franco F. festgenommen: Fünf Männer aus Costa Rica und zwei aus Kuba wurden verhaftet.

Zwei Jahre lang haben die Ermittler Gregorio G. beobachtet: Der Wirt und seine Frau Eleonora L. flogen mehrmals nach Costa Rica und blieben immer nur für wenige Tagen.  Die costa-ricanische Polizei konnte zusehen, wie die zwei Italiener dort Drogenhändler trafen und bezahlten. 

Wichtig für die Ermittlung sollen auch abgehörte Gespräche gewesen sein. Der Italiener Franco F. telefonierte oft mit dem Costa-Ricaner Kartellchef German Andres M.P.  Mit seinem zentralamerikanischen Lieferanten verständigte sich Franco F. in einer Mischung aus kalabrischem Dialekt, Spanisch und Englisch. 

Erkenntnisse über die ‘Ndrangheta 

Die ‘Ndrangheta kontrolliert den weltweiten Drogenhandel. In Zentral- und Südamerika hat sie eigene Drogenhändler, die mit den mexikanischen und kolumbianischen Drogenkartellen verhandeln. Die „Operation Santa Fè“ , im Juni, hatte bewiesen, dass die ‘Ndrangheta so mächtig ist, dass ihre Gesandte im kolumbianischen Dschungel Orte besuchen dürfen, in die sich nicht mal die kolumbianische Armee traut. 

Die Operationen „Columbus“ und „Columbus 2“ bestätigen die Macht der ‘Ndrangheta in Nordamerika – aber auch in Nordeuropa. Insbesondere in Holland, Belgien und Deutschland kontrollieren ‘Ndrangheta-Clans oft Transportunternehmen und schmuggeln Drogen aus den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Hamburg in den Rest Europas.