Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser, 

es ist ein Thema, das immer häufiger in der öffentlichen Debatte auftaucht: Wie eng ist die AfD mit Russland verstrickt – und was genau tun AfD-Politiker, um Putins Regime zu unterstützen? 

Sie erinnern sich wahrscheinlich: Vor ein paar Wochen hatte die Tatsache für Aufregung gesorgt, dass Politikerinnen und Politiker der Partei in Landesparlamenten viele Anfragen an die Behörden stellten – die sich um kritische Infrastruktur drehten. Was genau die Partei damit bezweckte, ist noch nicht ganz klar. Wir von CORRECTIV und auch andere Medien schauen uns das gerade genauer an.

Aber: Es gibt auch die Fälle, in denen AfDler sich gar nicht die Mühe machen, ihren Einsatz für Russland zu verschleiern. Sondern, im Gegenteil, ganz offensiv für Putins Regime und dessen Freunde werben. Um einen solchen Fall geht es im heutigen Thema des Tages.

Und nun zum Adventskalender: Im politischen Lesergedicht des Tages schreibt diesmal Monika K. Es geht um ein Thema, das seit gestern wieder neue Aufmerksamkeit erfährt: um die „Stadtbild“-Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz. Dieser nämlich sagte nun selbstkritisch, vielleicht hätte er sich damals präziser ausdrücken sollen. Nun denn. Hier das Gedicht:

Das Stadtbild

Das Stadtbild krankt an Einsamkeit
eine Betonwüste der Menschenfeindlichkeit
keine Natur mehr weit und breit

Graue Straßen, graue Gesichter,
der Verkehr wird immer dichter,
doch lachende Kinder hört man nicht mehr

Wir sind Getriebene im Strom der Zeit
egoistisch verschlossen vor anderer Leid
für Konsum sind wir zu allem bereit

Alles wird am Geldwert gemessen
wer wenig hat, von der Gesellschaft vergessen
statt zu teilen, vernichten wir Essen

Wo finden wir Trost vor dieser Leere ?
eine Oase der Ruhe vor Abgasen und Teer
vor Bildschirmen sehen wir unsere Umwelt nicht mehr

Doch es gibt Orte, da sind alle gleich
ob alt oder jung, arm oder reich
dort wird Gemeinschaft wieder leicht

Am Ufer der Flüsse, in Wäldern, auf Wiesen
könnten wir die Fülle genießen,
wenn wir das Grün in die Städte ließen


In diesem Sinne: Schreiben Sie mir wie immer gern: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: 440.000 Follower für krude Botschaften

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Ist es schädlich, mit den Fingerknöcheln zu knacken?

Gute Sache(n): Viele deutsche Regionen trotzen den US-Zöllen • Anti-Rassismus in der Fankurve • Post an den Weihnachtsmann

CORRECTIV ganz persönlich: Mich darf man jetzt offenbar als „Linksextremist“ bezeichnen

Grafik des Tages: Trotz durchwachsenem Sommer: 2025 wohl zweitwärmstes Jahr

Krieger nämlich lebt in der niedersächsischen Landeshauptstadt und ist dort seit einiger Zeit in der AfD aktiv. Davon profitiert die Partei (könnte man zunächst denken, aber dazu später mehr), denn: Der Mann hat 440.000 Follower bei Instagram – und ist damit eine der reichweitenstärksten Figuren in der Partei.

Hier geht es zu unserem Text über ihn.

Collage: Ivo Mayr / CORRECTIV Fotos: Marco Kemp & picture alliance
In Hannover ist Noah Krieger für die AfD aktiv und hat mit seiner Firma eine Prunk-Villa bezogen. Collage: Ivo Mayr / CORRECTIV
Fotos: Marco Kemp & picture alliance

Was ist das Problem?
Noah Krieger, gebürtiger Tschetschene, postet in dem Sozialen Netzwerk ziemlich abenteuerliches Zeug: Ehre, Vaterland, Sturmgewehre. 

Und, das zeigen unsere Recherchen zu ihm: Er hat recht kurze Drähte zum Machthaber von Tschetschenien, Ramsan Kadyrow (was man über diesen Mann wissen sollte, steht hier). Kadyrow wiederum ist eng mit Russlands Präsident Putin, man nennt ihn auch „Putins Bluthund“.

Das heißt, da gibt es einen ziemlich prominenten (oder zumindest Internet-prominenten) AfDler, der ziemlich offen freiheitsfeindliche Regime promotet. Und was Noah Krieger da genau vorhat, ist auch nicht klar.

Und was sagt die Partei dazu?
Genau das ist der Knackpunkt. Wir haben die AfD Hannover und deren Vorsitzenden gefragt, wie sie zu den Internet-Postings stehen, die ihr Mitglied da absondert. Eine Antwort bekamen wir nicht.

Fest steht: Es gibt einige Parteigrößen, die offenbar gar kein Problem bei Noah Krieger sehen und sich öffentlich mit ihm ablichten lassen. Bundestags-Fraktionsvize Jörn König etwa oder der recht bekannte Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner.

Was man sonst noch über die Russland-Verbindungen der AfD wissen sollte:
Hier empfehle ich Ihnen unsere umfassende CORRECTIV-Recherche „Alternative für Russland“.

Die Collage zeigt einen Bruderkuss zwischen Putin und dem AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla. Im Hintergrund ist das Gemälde des Bruderkusses zwischen Breschnew und Honecker zu sehen.

Sie ist zwar schon ein paar Monate alt, hat aber an Aktualität nichts verloren. 

Selenskyj schickt überarbeiteten Friedensplan zurück nach Washington 
Laut der ukrainischen Regierung soll eine überarbeitete Version des Friedensplans der USA zurück nach Washington geschickt werden. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde der Plan um rund acht Punkte gekürzt. Einer der wichtigsten Aspekte: Die Ukraine will keine Gebiete abtreten.
tagesspiegel.de

Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha fordert weitere Tote
Zwischen Thailand und Kambodscha kam es erneut zu Kampfhandlungen im Grenzgebiet. Die beiden Länder hatten erst im Oktober einem Friedensabkommen, das durch die USA vermittelt wurde, zugestimmt. Nun werfen beide Parteien einander vor, dieses Abkommen gebrochen zu haben. Die thailändische Armee meldete zwei getötete Soldaten, Kambodscha hingegen sieben getötete Zivilisten. 
deutschlandfunk.de

Knöchelknacken: Harmlose Marotte oder Gefahr für die Gelenkgesundheit? (Quelle: Public Affairs / Pixabay)

So geht’s auch
Rechte Parolen im Stadion: Muss nicht sein – darf nicht sein. Das finden die Anhänger des Oberliga-Clubs Tennis Borussia Berlin. An jedem Spieltag setzt die Fangruppe Viola.161 deshalb Botschaften gegen Rechtsextremismus im Stadion. Und wehrt sich gegen die üblichen Beleidigungen neben dem Platz. Sie sagen: In den Stadionkurven müsse sich etwas ändern. „Unser Fanblock soll ein möglichst sicherer und angenehmer Ort für alle sein, außer für Nazis.“ Das Veto-Magazin widmet der Gruppe ein Portrait. 
veto-mag.de 

Autor Box Jean Peters

Beatrix von Storch und ich haben mittlerweile ein fast schon intimes Verhältnis zueinander. Ich warf ihr 2016 eine Torte ins Gesicht, weil sie öffentlich darüber nachdachte, an der Grenze mit Waffengewalt gegen Kinder und Frauen vorzugehen. Würde ich als Journalist heute so nicht mehr machen.

Als sie acht Jahre später bei der ARD-Sendung Hart aber Fair insinuierte, ich hätte ihr Auto angezündet, musste sie den Post löschen, der WDR kürzte die Sendung in der Mediathek.

Dann sagte sie, unsere Geheimplan-Recherche sei eine dreckige Lüge. Wir klagten, sie gewann: Das galt als Meinung. (Ja, es ist kompliziert. Björn Höcke sprach von einer „Deportationslüge“. Wir klagten, er verlor. Kurz: „Ich meine, Correctiv lügt“ – ist okay. „Correctiv hat gelogen“ – ist nicht okay.)

Jetzt also: Ich sei linksextrem. Das ist wohl okay, schreibt Staatsanwalt Roman Barbod.

Zum einen, weil es als politischer Kampfbegriff verstanden werden könne – also Meinung. Das lasse sich unter anderem davon ableiten, dass ich ihr eine Torte ins Gesicht geworfen habe. Weirde Logik, Herr Staatsanwalt. Aber egal: Die „Extremismus”-Definitionen als Meinung zu verstehen, ist ständige Rechtssprechung.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt, Pamela Kaethner und Jule Scharun.