Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

die Union und die SPD haben gestern einen Entwurf in den Bundestag eingebracht, um das Grundgesetz zu ändern: Die Schuldenbremse soll gelockert werden, um höhere Rüstungsausgaben zu ermöglichen, plus ein Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen. Außerdem sollen die Bundesländer einen größeren Spielraum bekommen, um neue Schulden aufzunehmen. 

Im Thema des Tages erklären wir, warum eine Grundgesetzänderung eine so viel größere Sache ist als eine gewöhnliche Gesetzesanpassung – und wie wahrscheinlich es ist, dass die Änderungen kommen.

Außerdem im SPOTLIGHT: In der „Werkbank“ zeigen wir, wie hart der Kampf für Frauen in anderen Ländern für ihre Freiheitsrechte ausgetragen werden muss. 

Thema des Tages: Bauarbeiten am Grundgesetz

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Über eine Million Tote an der Front in der Ukraine?

Gute Sache(n): Erklärt: Welcher Strom ist günstiger? • Hilfetelefon für Schülerinnen und Schüler • Bemerkenswerte Persönlichkeiten auf einer interaktiven Weltkarte

CORRECTIV-Werkbank: Frauen im Exil berichten von Erfahrungen in ihrem Heimatland

Grafik des Tages: Wie viel Elon Musk über Deutschland twittert

Es gibt auch noch weitere Anträge anderer Fraktionen zu Grundgesetzänderungen. Auch sie werden bei der Sondersitzung am Dienstag Thema sein: Die Grünen haben ihrerseits einen Vorschlag eingereicht, um die Verteidigungsausgaben deutlich zu steigern. Und die FDP will das bestehende „Sondervermögen Bundeswehr“ um weitere 200 Milliarden Euro aufstocken.

Warum ist eine Grundgesetzänderung so besonders?
Das dröselt unsere Jugendredaktion Salon5 hier auf: In der Verfassung, die bei uns Grundgesetz heißt, legt ein Staat die Regeln für das Zusammenleben im Land fest. Alle anderen Gesetze müssen mit diesen verfassungsmäßig festgelegten Regeln übereinstimmen. Deshalb hat eine Grundgesetzänderung weitreichende Folgen, die über den reinen Grundgesetztext weit hinausgehen. Andere Gesetze, die sich darauf beziehen, müssen dann unter Umständen auch umgeschrieben werden.

Übrigens: Der Name „Salon5“ bezieht sich auch auf unser Grundgesetz, und zwar auf Artikel 5. Das ist jener Artikel in unserer Verfassung, der Meinungs- und Pressefreiheit sichert.

Wie kann das Grundgesetz geändert werden?
Es braucht dazu, anders als bei anderen Gesetzen, eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag. Dies soll verhindern, dass eine Regierungskoalition relativ einfach unsere grundlegenden Rechte ändern könnte. 

BSW scheitert mit Anträgen auf Neuauszählung der Bundestagswahl
Bei der Bundestagswahl verpasste das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 4,972 Prozent knapp den Einzug in den Bundestag. Die Partei wollte anschließend eine Neuauszählung juristisch erzwingen – ohne Erfolg.
zeit.de

Drei Särge Ukrainischer Soldaten liegen vor ihrer Beisetzung aufgebahrt.
(Foto: Pavlo Palamarchuk / Zumapress.com / Picture Alliance)

Kurz nach dem 8. März (Weltfrauentag) wollen wir daran erinnern, dass es Länder gibt, in denen feministischer Aktivismus als gefährlicher Extremismus gilt: In Russland etwa leben Frauen in einer Gesellschaft der Unterdrückung, in der Widerstand nie ohne Konsequenzen möglich ist. Frauen werden verhaftet oder ihnen werden Strafen auferlegt, weil sie sich gegen den Krieg äußern, vor Kriegsdenkmälern tanzen oder an falschen Orten Kaffee kochen. Die Künstlerin Lyudmila Razumova wurde wegen in Einzelhaft gebracht, nachdem sie eine Putin-kritische Botschafte an eine Wand sprayte. Es sind Geschichten von Aufständen im Kleinen, die von einem anhaltenden Kampf um Unabhängigkeit trotz gewaltsamer Realitäten zeugen.

Auch in der Türkei herrschen strukturelle Benachteiligung von Frauen unter dem Deckmantel rechtlicher Schutzgesetze. Geschlechterbasierte Gewalt ist allgegenwärtig, Femizide passieren alarmierend häufig. Die Festnahme von nahezu 200 Frauen, die am 8. März protestierten, verdeutlicht den anhaltenden Kampf gegen systematische Unterdrückung. Nach dem Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention stagnierte die Frauenrepräsentation im Parlament bei lediglich 17,4 Prozent, während die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern weiterhin viele Frauen in Niedriglohnjobs festhält.

Afghanistan stellt vielleicht den extremsten Fall dar, da die Taliban im Grunde jegliche Frauenrechte einschränken. Unter ihren repressiven Gesetzen sind Bildung und Bewegungsfreiheit Luxusgüter für marginalisierte Gruppen geworden, die Frauen verwehrt bleiben. Das führt zu einem Zustand der „Geschlechterapartheid“. Die Schauspielerin Meryl Streep trifft es mit dem Spruch: „Katzen haben mehr Freiheit als Frauen in Afghanistan“. Trotz dieser Herausforderungen schaffen es afghanische Frauen, geheime, selbstinitiierte Bildungsnetzwerke aufzubauen und immer wieder gegen die Unterdrückung in allen Lebensbereichen zu protestieren. 

In Belarus schränkt der staatlich sanktionierte Glaube an traditionelle Geschlechterrollen die beruflichen Möglichkeiten von Frauen ein und verstummt den feministischen Aktivismus. Dennoch klären Frauen wie Darya Afanasyeva selbst im Gefängnis unterdrückte Menschen über ihre Rechte auf. Sie zeigen, dass kein Staat sie zum Schweigen bringen kann. 

Deutschland erscheint auf der Liste der häufigsten Nennungen an zweiter Stelle – zwischen der Ukraine und Russland. Vor allem in der Zeit des Wahlkampfes nahmen Musks Tweets mit Deutschland-Bezug rapide zu. Auch in Großbritannien mischte er sich in die Innenpolitik ein und warf der Regierung vor, Vergewaltigungsfälle minderjähriger Mädchen zu vertuschen. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Jule Scharun