Haben Sie Lust, uns bei einer Frage zu helfen, die uns umtreibt? Es geht dabei auch um die Themen, die Sie persönlich betreffen. Dann habe ich hier etwas:
In jüngerer Zeit gab es Umfragen, die eine bemerkenswerte Spreizung zeigen, wie Menschen ihre konkrete wirtschaftliche Situation einschätzen und wie sie die allgemeine wirtschaftliche Lage beurteilen. Zunächst zum Persönlichen: die meisten Deutschen sind mit ihrer eigenen Situation ganz zufrieden. Und zwar egal, welche Partei sie wählen. Bei AfD-Wählern sind es 70 Prozent, insgesamt in Deutschland liegt der Wert sogar bei 85 Prozent.
Ganz anders sieht es bei der Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage aus: Da sagen insgesamt 70 Prozent, dass sie in Deutschland schlecht sei.
Erstaunlich, oder? Nachvollziehbarer wäre doch, wenn beide Antworten zumindest in eine ähnliche Richtung gehen würden. Aber es ist genau umgekehrt. Gerade jetzt im Wahlkampf wird ja auch spürbar, wie unsicher die Parteien sind, Themen zu setzen, die die Menschen wirklich betreffen.
Jetzt sind Sie dran. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie den Befragten. Ich würde gern mehr darüber erfahren, ob Sie diese Einschätzungen teilen und wie Sie das erklären. Machen Sie hier mit:
Am Ende des Spotlights hat mein Kollege Finn Schöneck Ihre spannenden Ideen zusammen getragen, die Sie auf meine Frage vor drei Wochen zum Thema Energiewende geschrieben haben. Vor allem, was die Energiewende zuhause für Fragen und Probleme aufwirft und welche Lösungen einige von Ihnen finden. Wir werden dazu recherchieren. Und machen auch Sie es zum Gesprächsthema.
Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf eine Veröffentlichung von uns. In den vergangenen Wochen haben wir bemerkt, dass einige Fragen aufkamen, was eigentlich die „völkische Ideologie“ ist, die von Rechtsradikalen propagiert wird. „Remigration“ ist einer der Schlüsselbegriffe. Wir haben dazu einen übersichtlichen Erklärtext, den wir unten in der Rubrik „Die Woche bei CORRECTIV“ empfehlen.
Ihnen wünsche ich ein erholsames Wochenende und lassen Sie sich von unseren Empfehlungen der Woche inspirieren. Ganz nebenbei: Herzlich Willkommen, wenn Sie diese Woche zum Spotlight dazu gestoßen sind. Empfehlen Sie ihn gern weiter!
Ihr
Justus von Daniels
Die Renten und der Baby-Boomer-Ruhestand
Wie sicher sind unsere Renten? Laut den „Wirtschaftsweisen“ gar nicht. In diesem Jahrzehnt treten die Baby-Boomer in den Ruhestand, und die jüngeren Generationen müssen mehr zahlen. Jochen Beyer untersucht in dieser Dokumentation, welche Herausforderungen die Politik bewältigen muss, um das Langzeitproblem der Rente zu lösen.
Die Wahrheit über unsere Rente (zdf.de)
Trump dominiert Davos
Wirtschaftshoffnungen und politische Spannungen: Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos entfacht Donald Trumps Politik hitzige Debatten. Wirtschaftsvertreter träumen von einer goldenen Ära, während die EU vor möglichen Risiken warnt. Wie beeinflusst Trump die globale Wirtschaft?
„Lasst uns alle mal ein bisschen chillen“ (sueddeutsche.de)
Social-Media-Mediziner
Medfluencer sind im Trend: Auf Instagram und TikTok suchen Tausende nach schnellen Gesundheitstipps. Ob Ernährungstricks oder Krankheitsbehandlungen – die Beiträge dieser Medizin-Influencer boomen. Sie wirken kompetent und versprechen eine bequeme Alternative zum überfüllten Wartezimmer. Doch nicht alle halten, was sie vorgaukeln. Der SWR fragt: Was, wenn hinter den Social-Media-Docs mehr Show als Fachwissen steckt?
Gesund durch Influencer? – Medizin-Hype mit Risiken & Nebenwirkungen
(ardmediathek.de)
Steuergelder für NS-Kollaborateure
Eine Recherche von FragDenStaat zeigt, dass deutsche Steuergelder an frühere NS-Kollaborateure fließen. Obwohl sie an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt waren, beziehen sie weiterhin finanzielle Unterstützung.
Steuergeld für NS-Kollaborateure (fragdenstaat.de)
Junge Männer wählten Trump
Eine aktuelle Bloomberg-Recherche enthüllt, wie neun bekannte YouTuber und Podcaster, darunter Joe Rogan, Donald Trump entscheidend bei seinem zweiten Wahlsieg halfen. Die Analyse von über 2.000 Videos zeigt, wie diese Influencer vor allem junge Männer mobilisierten und konservative Botschaften verbreiteten. Trumps gezielte Auftritte in diesen Formaten betonen die wachsende Rolle solcher Medien-Formate in der politischen Meinungsbildung.
The Second Trump Presidency, Brought to You by YouTubers (bloomberg.com, Englisch)
Der Sturm auf das Kapitol
Als eine seiner ersten Amtshandlungen begnadigt Donald Trump die beteiligten Personen am Sturm des Kapitols. Was genau dort am 6. Januar passiert ist, zeigt „Im Auge des Sturms“ – ein dokumentarisches Hörspiel des WDR. Es rückt die verbalen Auseinandersetzungen der Abgeordneten vor und nach dem Sturm auf das Kapitol in den Fokus. Mit umfangreichem O-Ton-Material ergänzt es die bekannten Bilder um eine Rekonstruktion der Ereignisse im Inneren des Gebäudes.
Im Auge des Sturms – Das Kapitol am 6. Januar 2021 (ardaudiothek.de)
CORRECTIV Inside
Trump kündigt das Pariser Klimaabkommen und setzt voll auf Öl- und Gasförderung: „Drill, Baby, drill“. In Deutschland fordert Alice Weidel, Windräder abzureißen. Im bisherigen Bundestagswahlkampf bleibt die Energiewende ein Randthema. „Was mich umtreibt: Wir haben auch 2024 wieder das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt“, schreibt eine Leserin – und wirkt damit fast wie aus der Zeit gefallen. Doch zur Erinnerung: Das 1,5-Grad-Ziel haben wir längst überschritten. Trotzdem scheint ein neuer Kampf gegen eine Infrastruktur für Erneuerbare Energien zu toben.
Genug von den Schreckensmeldungen: Vor einigen Wochen fragten wir Sie nach Kritik, Ideen und Gedanken zur Energiewende – vielen Dank für die zahlreichen Zuschriften! Ihre Antworten stecken voller pragmatischer Vorschläge und fundierter Kritik.
Die Energiewende kostet Geld – auch privat. Ein Leser schildert, wie ihn ein Kostenvoranschlag für die Dämmung seines Altbaus ruinieren würde. Trotzdem will er tun, was für ihn möglich ist. Auch in der Gesellschaft wächst die Belastung: Zum Jahreswechsel stieg der CO2-Preis erneut. Ein Klimageld als Ausgleich fehlt weiterhin, und es bleibt unklar, ob die nächste Regierung ein solches Gesetz plant. Viele von Ihnen treibt die soziale Verträglichkeit der Energiewende um. Ein Leser schlägt vor, Abgaben auf alle klimaschädlichen Prozesse auszuweiten und die Einnahmen zugunsten der Mehrheit umzuverteilen. Sozialwissenschaftler argumentieren in einem lesenswerten Zeit-Artikel ähnlich: Klimaschutz müsse aus der „Klimaretter-Blase“ in die breite Gesellschaft getragen werden – am besten auf lokaler Ebene.
Auch die Herkunft fossiler Energien bleibt ein Thema: Gas kommt weiterhin über Umwege aus Russland oder, wie ein Leser es nennt, aus vermeintlich „guten“ Autokratien wie Katar, Dubai, Aserbaidschan oder Saudi-Arabien. Ein anderer Leser lobt den übertroffenen Ausbau der Fotovoltaik, kritisiert aber den schleppenden Ausbaufortschritt bei der Windenergie, die von der Bürokratie ausgebremst wird.
Zurück zum Anfang: Diese Schlagzeilen machen fassungslos und wütend. Sie zeigen kurzfristige Gewinninteressen auf Kosten künftiger Generationen und den Unwillen, sich den drängenden Problemen zu stellen. Doch Ihre Zuschriften sind ein Lichtblick. Sie zeigen Veränderungswillen. Vielleicht tragen Sie die Debatte, wie es der britische Ökonom Joe Cutter vorschlägt, aus der „polarisierten Großdebatte“ auf die lokale Ebene.
Das „Volk“ der Rechtsradikalen
Sie wollen Millionen Menschen vertreiben. Das schreiben und sagen sie. Ziel der Rechtsradikalen im ideologischen Vorfeld um Martin Sellner ist die Verharmlosung von völkischen Begriffen. Damit soll das Konzept der „Remigration“ normalisiert werden. Einige Medien lassen sich offenbar auf diese Vernebelungsstrategien ein. Wir haben eine übersichtliche Einordnung dieser Ideologie vorgenommen.
correctiv.org
Russische Einflussoperation enttarnt
Nach Recherchen von CORRECTIV hat eine russische Desinformationskampagne vor der Bundestagswahl rund 100 Fake-Nachrichtenseiten eingerichtet, die jederzeit für die Verbreitung von Desinformation aktiviert werden können. Ihr Zweck: den Wahlkampf beeinflussen. In mehreren Fällen wurden sie bereits für Attacken auf Politiker genutzt.
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Jonathan Sachse und Finn Schöneck.
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