Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

im Thema des Tages geht es heute um eine Telegram-Gruppe, die unser Reporterteam unter die Lupe genommen hat. Meine Kollegen haben herausgefunden, dass die Betreiber dieser Gruppe bei ihren Mitgliedern aus Deutschland Geld sammeln: Spenden für Russlands Krieg gegen die Ukraine. Warum wird das nicht strafrechtlich verfolgt? Darum geht es in der Story.

Außerdem im SPOTLIGHT: Vielleicht haben Sie am Wochenende verfolgt, dass Bundeskanzler Friedrich Merz gesagt hat: Wir können uns den Sozialstaat in dieser Form nicht mehr leisten. Diese Behauptung nehmen wir natürlich unter die Lupe – heute zum Beispiel in der „Grafik des Tages“.

Ich hoffe, Sie sind gut in die Woche gestartet! Wir sammeln heute wieder Ihre Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“: Welche einfache und nicht zu ausufernde Frage sollen wir einer Behörde oder einem Unternehmen in Ihrem Namen stellen? Schicken Sie mir gern Ihre Vorschläge: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Deutsche Spenden für Russlands Krieg

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Trotz Lebensmittelverkauf hungern die Menschen in Gaza

Gute Sache(n): Ergründet: Wieso sinkt die Leistung deutscher Schüler immer mehr? • Ziegen als Prävention gegen Waldbrände • Gegen den Rechtsruck vor Ort

CORRECTIV-Werkbank: Serbien: Autoritärer Testlauf in Europa

Grafik des Tages: Können wir uns den Sozialstaat „nicht mehr leisten?“

Unser Reporterteam hat sich angeschaut, was es mit dieser Chatgruppe auf sich hat. Heute Mittag ist ihr Text dazu erschienen.

Immer wieder übergibt Nikolai Fast Hilfsgüter an Einheiten der russischen Armee – wie hier im Dezember 2024 auf der Krim. (Screenshot / Telegram-Gruppe Братская Мотопомощь из Германии.)
Immer wieder übergibt Nikolai Fast Hilfsgüter an Einheiten der russischen Armee – wie hier im Dezember 2024 auf der Krim. (Screenshot / Telegram-Gruppe Братская Мотопомощь из Германии.)


Was die Recherche zeigt:
Mit den Spendengeldern werden zum Teil militärische Güter angeschafft – für Russlands Krieg gegen die Ukraine: Die Gruppe wirbt zum Beispiel offen um Spenden für Funkgeräte, Visiere oder Schalldämpfer für Kalaschnikow-Gewehre.

Und das geht schon seit drei Jahren so. Wir haben uns gefragt, weshalb die Gruppe dies unbehelligt von deutschen Strafermittlungsbehörden machen darf – denn die Unterstützung eines völkerrechtswidrigen Krieges ist illegal.

Was uns die Behörden dazu sagten:
Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte im vergangenen Jahr zwei Verfahren gegen den Betreiber der Gruppe eingeleitet – unter anderem wegen Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz.

Diese Verfahren seien aber ohne Ergebnis eingestellt worden, teilte uns die Staatsanwaltschaft mit. Es seien nicht genügend Anhaltspunkte gefunden worden, zudem sei der Betreiber nicht mehr in Deutschland und somit für die Strafverfolgungsbehörden ja ohnehin nicht greifbar.

Darf die Telegram-Gruppe also ungehindert weiter sammeln?
Theoretisch könnte auch die Generalbundesanwaltschaft gegen die Gruppe ermitteln. In einem ähnlichen Fall hatte sich der Generalbundesanwalt Ende Mai eingeschaltet – es gibt also eigentlich keinen Grund, hier nicht tätig zu werden.

Wir haben mit einem Strafrechtler gesprochen, der sagt: Theoretisch würden sich sogar die Spender strafbar machen, nicht nur der Organisator. 

Bisher bleiben die deutschen Ermittlungsbehörden hier also hinter ihren Möglichkeiten zurück – ähnlich wie im Fall der sogenannten russischen Schattenflotte, die immer weiter weitgehend unbehelligt russisches Öl ausliefert, trotz Sanktionen. 

Robert Habeck verlässt Bundestag
Der ehemalige Vizekanzler wird sein Bundestagsmandat niederlegen. In Zukunft will er an zwei Bildungseinrichtungen forschen und lehren.
handelsblatt.com

Lokal: FDP-Politikerin bei Pro-Palästina Demo in Berlin verletzt 
Die FDP-Politikerin und pro-israelische Aktivistin Karoline Preisler ist am Wochenende erneut von Teilnehmern einer Pro-Palästina-Demo in Berlin angegriffen worden. Sie wurde offenbar bis in die U-Bahn verfolgt.
tagesspiegel.de

Palästinenser erhalten Essen in einer Gemeinschaftsküche am 10. Juni 2025 (Foto: Jehad Alshrafi / AP Photo / Picture Alliance)
Palästinenser erhalten Essen in einer Gemeinschaftsküche am 10. Juni 2025 (Foto: Jehad Alshrafi / AP Photo / Picture Alliance)

So geht’s auch
Spanien hat diesen Sommer durch eine lang anhaltende Trockenperiode wieder mit starken Waldbränden zu kämpfen. Die katalanische Stadt Mataró setzt nun bei der Prävention gegen Waldbrände auf Ziegen. Diese fressen Gestrüpp dort, wo ein Brand sich auszuweiten droht und bilden so eine natürliche Brandschneise. Es entsteht ein nur schwer brennbarer Bereich. 
watson.de   

Fundstück
Was tun gegen den Rechtsruck in der eigenen Heimat? Auf jeden Fall: Nicht schweigen. Das meint Jette Poensgen und veröffentlicht in der Taz einen Text über ihr Leben im brandenburgischen Lauchhammer. Darin beschreibt sie, wie üblich es dort geworden ist, dass die NS-Zeit verharmlost oder rechtsextreme Parolen als Scherz abgetan werden. Und sie erzählt von den verschiedenen Formen des Dagegen-Haltens.
taz.de


Am 12. August orchestrierte Vučić den entscheidenden Wendepunkt, als maskierte Regierungsanhänger Demonstranten angriffen

Seine bewährten Krisenmanagement-Techniken, die bei ähnlichen Protesten 2017, 2018 und 2020 noch funktioniert hatten, versagten diesmal völlig. Zwei Drittel der Bevölkerung unterstützen die Demonstranten, was Vučić zu einer radikalen Strategieänderung zwang.

Seine langfristigen Ziele sind klar erkennbar: autoritäre Kontrolle konsolidieren, Oppositionsräume eliminieren und westliche Entschlossenheit testen. Die Polizei schützt seitdem systematisch Menschen, die der Regierung gegenüber loyal eingestellt sind. Andere werden der Gewalt überlassen: Videos zeigen Polizisten, die Minderjährige schlagen, während Studenten von sexuellen Übergriffen in Haft berichten.

Vučić behauptete, Demonstranten würden „jemanden töten“ und kündigte schärfere Repression an. Nach der dokumentierten Polizeibrutalität in Valjevo versprach er zynisch Belohnungen für die Beamten. Staatsmedien brandmarken Demonstranten als Terroristen und folgen dabei Russlands bewährtem Drehbuch. Gleichzeitig lobt Vučić Moskaus Unterstützung gegen eine angebliche „Farbrevolution“ – damit sollen Proteste, insbesondere von Studierenden, als ausländische Einmischung dargestellt und damit delegitimiert werden.  Offiziell strebt Vučić die EU-Mitgliedschaft an.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt, Jule Scharun und Lena Schubert.