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Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

heute Morgen ging es in unserer Redaktionskonferenz hoch her. Der Grund war, dass Klimareporterin Katarina Huth erzählte: In Hannover droht Privatleuten, die wiederholt ihren Rasen zur falschen Zeit sprengen, eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro.

Wer soll das denn kontrollieren, fragten wir uns? Schickt das Ordnungsamt jetzt seine Leute los, als Rasenspreng-Polizei? Das wäre dann wohl die deutscheste aller möglichen Reaktionen auf den Klimawandel. 

Hinter den Absurditäten steht aber ein ernstes Problem: dass der Klimawandel vermehrt zu Dürren führt – und zu Verteilungskämpfen. Darum dreht sich unsere heute veröffentlichte Recherche. Mehr dazu im Thema des Tages. 

Heute lesen Sie in der Grafik des Tages die Auswertung unserer Umfrage von gestern zur „Aktivrente“: Planen Sie, nach dem Erreichen des Rentenalters weiter zu arbeiten – und wenn ja, warum? 

Hier noch ein Gedanke zu unserem Schwerpunkt von Anfang der Woche, Thema: elektronische Patientenakte. Per E-Mail und bei Instagram kommentierten viele Leserinnen und Leser, der von uns und anderen Medien zitierte Gynäkologe habe Unrecht damit, dass es ihn nichts angehe, wenn eine Patientin eine Essstörung habe. Das sei schließlich sehr wohl relevant für den behandelnden Gynäkologen.

Damit haben Sie natürlich recht, das Beispiel war nicht optimal gewählt. Worauf es uns ankommt, ist: Patienten sollten verstehen, dass sie jetzt selbst einen Blick darauf haben müssen, welche Informationen sie mit welchem Behandler teilen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend – und schreiben Sie mir wie immer gerne: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Deutschland, eine Dörrfrucht

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

CORRECTIV.Faktenforum: Missverstandene Satire: Deutschland führt keine Katzensteuer ein

Gute Sache(n): Nordstream 2: So könnte Merz die Diskussion beenden • Spatenstich für größtes Bürgerenergie-Projekt in Thüringen • In diesen Seen sollten Sie (nicht) baden

CORRECTIV-Werkbank: Neues Gesetz in Georgien setzt Journalisten unter Druck

Grafik des Tages: Möchten Sie im Rentenalter weiterarbeiten?

Von diesem Thema handelt die heute veröffentlichte Recherche unseres Klimateams.

Foto: Chris Gordon / istock
Wer in Hannover wiederholt außerhalb erlaubter Zeiten seinen Rasen sprengt, dem drohen seit Sonntag 50.000 Euro Bußgelder. (Foto: Chris Gordon / istock)

Darum geht es:
Schon jetzt haben 30 Städte, Landkreise oder Wasserversorger Privatleute aufgerufen, Wasser zu sparen. 

Teilweise haben sie auch Drohkulissen aufgebaut: In der Region Hannover zum Beispiel darf man nur noch zu bestimmten Zeiten seinen Garten wässern. Wer wiederholt dagegen verstößt, muss mit einer Strafe von bis zu 50.000 Euro rechnen. Und in Friedrichshafen kündigte die Kreisverwaltung an: Wer unerlaubt Wasser entnehme, müsse mit Strafen von bis zu 10.000 Euro rechnen.

Um welche Landkreise und Kommunen es geht, sehen Sie in der Grafik im Artikel.

Anders sieht es bei Industrieunternehmen aus:
Kein einziges der von uns angefragten Landesumweltämter plant, angesichts des Dürresommers den Wasserverbrauch der Industrie einzuschränken.

Dabei verbrauchen Industrieunternehmen wie Kohlebergbau, Papier- oder Chemieindustrie mit Abstand das meiste Wasser im Land. 

Wer genau sind die größten Wasserschlucker?
Das haben wir schon 2022 in einer Recherche gezeigt: die Tagebaue der Energiekonzerne RWE und Leag, der Chemie-Gigant BASF, aber auch zum Beispiel der Hersteller der Böklunder-Wurstprodukte und verschiedene Getränkehersteller.

Und warum gibt es keine Beschränkungen für die Industrie?
Dazu beispielhaft die Antwort des hessischen Umweltministeriums: Unternehmen müssten ihre Bedarfe an Wasser nachweisen und dürften nur so viel entnehmen, dass dies auch schonend für die Umwelt sei. 

Ob das immer gelingt, ist allerdings fraglich. Bereits 2022 berichteten wir über einen Gerichtsprozess in Hessen. Es ging darum, dass ein Wald aufgrund zu hoher Grundwasserentnahmen durch einen lokalen Wasserversorger offenbar unter „Trockenstress“ litt.

Deutsche Aktivistin beginnt Hungerstreik im Budapester Gefängnis 
Die deutsche Maja T. gehört zu einer Gruppe von Aktivisten, die 2023 ungarische Neonazis zusammengeschlagen haben sollen. Seit einem Jahr sitzt sie in Ungarn in U-Haft. Sie beschreibt die ungarische Isolationshaft, als würde man „lebendig begraben“ werden. Um nach Deutschland überführt zu werden, begann sie einen Hungerstreik. Es sei ihr letzter Versuch, „ein gerechtes Gerichtsverfahren zu erleben.“
spiegel.de

Magdeburg: Jugendtrainer soll Spieler beim Duschen gefilmt haben 
Ein Jugendtrainer des 1. FC Magdeburg soll minderjährige Spieler heimlich beim Duschen und Umziehen gefilmt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Der Verein hat bereits reagiert. 
mdr.de

Recherche: Kooperierten Mitarbeiter des Schweizer Geheimdienstes mit Russland? 
In der Recherche des SRF geht es um eine russische Cyber-Sicherheitsfirma namens Kaspersky, die im direkten Kontakt mit Mitarbeitern des Schweizer Geheimdienstes NDB steht. Es sollen durch den Kontakt hochsensible Informationen weitergegeben worden sein, die andere Menschen in Lebensgefahr bringen könnten.  
srf.ch

Bild: Steffen Kutzner / CORRECTIV.Faktencheck

So geht’s auch
Nicht warten, bis Politik oder Unternehmen etwas tun, sondern selbst aktiv werden: Rund 1.500 Menschen haben sich in Genossenschaftsform zusammengeschlossen, um das größte Bürgerenergie-Projekt Thüringens umzusetzen. Aus einem ehemaligen Agrarflugplatz soll ein Solarpark werden – mit Platz für Schafe und Wildblumenwiesen unter den Paneelen.
mdr.de 


2024 setzte die Regierungspartei Georgischer Traum trotz massiver Proteste das sogenannte „Gesetz über die Transparenz ausländischen Einflusses“ durch. Nun wurde es durch ein neues „Gesetz zur Regulierung ausländischer Agenten“ ergänzt – mit drastischen Konsequenzen. Ab sofort gilt: Wer Gelder aus dem Ausland erhält oder im „Interesse ausländischer Akteure“ politisch tätig ist – die vagen Formulierungen lassen viel Spielraum für willkürliche Auslegung –, muss sich als ausländischer Agent registrieren. Wer das nicht tut, riskiert hohe Geld- oder Haftstrafen.

Das erinnert viele nicht nur an Russland, sondern auch an Länder wie Ungarn oder die Slowakei: Autoritäre Regierungen setzen solche Gesetze gezielt ein, um kritische Medien zu schwächen. Drakonische Strafen, Sanktionen für geringste Verstöße, überbordende Berichtspflichten und bürokratische Hürden schränken die journalistische Arbeit massiv ein. Parallel dazu laufen staatlich orchestrierte Hetzkampagnen in regierungsnahen Medien. Unabhängige Journalistinnen müssen sich nicht nur gegen Repressionen, sondern auch gegen systematische Propaganda behaupten – und um das Vertrauen ihrer Leserschaft kämpfen. Diese Strategien sind erprobt, über Jahre perfektioniert und werden zunehmend effizienter umgesetzt, während die demokratische Staatengemeinschaft weitgehend tatenlos bleibt.

Für drei Viertel der Befragten spielen die Regierungspläne zur Aktivrente dabei keine (50 Prozent) oder eher keine Rolle (25 Prozent).

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt und Jule Scharun.