Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

Mitte Dezember trafen sich AfD-Funktionäre in der Schweiz mit Neonazis – darunter dem in Deutschland verbotenen Netzwerk „Blood and Honour“. Wir von CORRECTIV waren dabei: Einer unserer Reporter schleuste sich ein. Wir berichteten darüber kurz nach Weihnachten. Jetzt erwacht das politische Berlin langsam aus dem Winterschlaf und reagiert auf diese Nachricht. Darum dreht sich das heutige Thema des Tages. 

Wir sammeln heute wieder Ihre Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“: Was sollen wir Behörden, Firmen oder Politiker in Ihrem Auftrag fragen? Schreiben Sie mir: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Die rechtsextremen Verbindungen der AfD

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: AfD-Anhänger unterstellen Grünen-Politiker Winfried Kretschmann falsches Zitat zu Magdeburg-Anschlag

Gute Sache(n): Diskussion ums Böllern: pro und contra • Kostenfreier ÖPNV in Belgrad • Wie alt die Menschen im Mittelalter wirklich wurden

CORRECTIV-Werkbank: Oury Jalloh: Vor 20 Jahren in Polizeigewahrsam verbrannt

Grafik des Tages: Diese Partei bekommt die meisten Großspenden

Und als Sprecher waren zwei recht bekannte AfD-Leute vor Ort: der Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp und die Landtagsabgeordnete Lena Kotré. Worüber sie sprachen, haben wir – mit Audio-Ausschnitten aus ihren Reden – auf unserer Webseite dokumentiert

Jetzt gibt es Reaktionen aus der deutschen Politik. Wir haben eben einen Text veröffentlicht, in dem wir sie zusammenfassen.

Die Foto-Collage zeigt die Politikerinnen und Politiker Martina Renner (Die Linke), Ralf Stegner (SPD) und Katrin Göring-Eckardt. Collage:Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos:picture alliance)

Was das mit der Debatte um ein Verbotsverfahren zu tun hat:
„Die rechten Netzwerke setzen ungerührt ihre subversiven Bestrebungen fort. Wer das immer noch unterschätzt, dem ist nicht zu helfen“, findet der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner. Wer so etwas einfach laufen lasse, sagt er weiter, mache sich der „unterlassenen Hilfeleistung für unsere Demokratie schuldig“. Das heißt: Stegner macht sich für die ernsthafte Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens stark. Ebenso die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt und die Linke-Politikerin Martina Renner.

Was die beiden AfD-Politiker selbst dazu sagen:
Nach unserer Veröffentlichung meldeten sich Kotré und Beckamp mit Video-Statements selbst zu Wort, nachdem sie vorher auf unsere Anfragen nicht geantwortet hatten. Sie sagen sinngemäß lediglich, dass an dem Treffen nichts geheim gewesen sei. 

Frankreich: Vordenker des europäischen Rechtspopulismus ist tot
Der Franzose Jean-Marie Le Pen gründete 1972 die rechte Partei „Front National“ (heute „Rassemblent National“). Seine Tochter Marine Le Pen übernahm 2011 den Parteivorsitz von ihm, distanzierte sich später jedoch von ihrem Vater – weil er selbst für die französische Rechtspopulistin zu extrem war. Jetzt ist Le Pen mit 96 Jahren gestorben.
morgenpost.de

Kommunen starten mit Wärmeplanung
Deutsche Kommunen sollen bis 2045 klimaneutral werden. Dazu müssen sie einen Wärmeplan erstellen, also festlegen, mit welchen Technologien und Energieträgern das Ziel erreicht werden kann. Rund ein Drittel der Kommunen hat inzwischen mit den Planungen begonnen.
spiegel.de

Katholische Kirche versteckte übergriffige Priester im Ausland
Über Jahre hinweg sollen Priester, denen sexueller Missbrauch an Minderjährigen vorgeworfen wurde, nach Südamerika versetzt worden sein – bis zur Verjährung der Tat. Währenddessen sollen die Tatverdächtigen weiter von den deutschen Bistümern Geld bekommen haben. Das ARD-Politikmagazin „Report München“ hat mehrere Fälle recherchiert.
tagesschau.de

Anders als online behauptet, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach dem Anschlag in Magdeburg Ende Dezember 2024 nicht, es sei Zeit, dem Täter zu verzeihen (Foto: Christoph Schmidt / DPA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Diese Maßnahme soll für mehr Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sorgen: In Belgrad ist der öffentliche Nahverkehr seit dem 1. Januar kostenlos. 
goodnews-magazin.de 
 
Fundstück
Wurden die Menschen im Mittelalter wirklich nur gut 30 Jahre alt? Was unser Bild vom düsteren Mittelalter scheinbar bestätigt, ist in Wirklichkeit eine Fehlinterpretation von Statistik. Denn in den Mittelwert fließt unter anderem die hohe Säuglingssterblichkeit ein. Wie alt die Menschen wirklich wurden, wenn sie einmal aus dem Gröbsten raus waren, erklärt National Geographic.
nationalgeographic.de


Das Verfahren gilt in Deutschland als juristisch abgeschlossen. Lediglich der Dienstgruppenleiter wurde zu einer Geldstrafe wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, da er Jalloh in der Zelle nicht überwachte. 2023 reichten Jallohs Angehörige Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein – eine Entscheidung steht noch aus. Nach 20 Jahren bleiben nämlich trotz etlicher Ermittlungen, Gerichtsverfahren und Gutachten viele Widersprüche und Unklarheiten, die Jallohs Suizid infrage stellen. Die sechsteilige ARD-Doku „Warum verbrannte Oury Jalloh?“ hat das noch einmal rekonstruiert. Oury Jalloh wurde morgens in Gewahrsam genommen, weil er Frauen mutmaßlich belästigt habe. Seine Festnahme sehen Gutachter später als rechtswidrig. Zudem waren bereits in den Jahren zuvor zwei weitere Menschen gestorben, nachdem sie in die Polizeiwache gebracht wurden. Ihre Todesumstände sind ebenfalls fragwürdig. 

Ich muss bei Oury Jalloh auch immer an Mouhamed Dramé denken. Der Geflüchtete aus dem Senegal wurde im August 2022 in Dortmund von Polizisten erschossen. Ich habe den Fall damals als Reporter für die Ruhr Nachrichten eng begleitet. Die Beamten wurden eigentlich herbeigerufen, weil sich Mouhamed Dramé in suizidaler Absicht ein Messer vor den Bauch hielt. Sie hätten ihm eigentlich helfen müssen, stattdessen starb er. Konsequenzen? Keine. Die beteiligten Polizeibeamten wurden erst im Dezember freigesprochen.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert und Sebastian Haupt.