Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Justus von Daniels

Zur Erinnerung: Über drei Millionen Menschen gingen auf die Straße, nachdem unsere Veröffentlichung erschienen war. So große Demonstrationen gab es noch nie in der Geschichte unseres Landes. Über vier Millionen Menschen haben die Recherche auf unserer Seite gelesen. Es gab Untersuchungen, die fragten, was so viele Menschen auf die Straßen trieb. Ein Ergebnis: „Mit der Veröffentlichung der in der Sache keineswegs überraschenden Correctiv-Recherche war ein konkrekter Anlass gegeben, mit dem sich Sorge und Empörung Bahn brechen konnten“

Die Studien haben gezeigt, dass die vielen Demonstrierenden vor allem deshalb auf die Straße gingen, weil sie schon länger ein Unbehagen über die Radikalität rechtsaußen hatten. Der Bericht hat mit der Bestätigung der bereits bestehenden Informationen über die Vertreibungs-Pläne, über die auch AfD-Politiker aktiv diskutierten, ein Momentum ausgelöst.

Es gibt kaum journalistische Texte, die so durchleuchtet wurden wie unserer in den Monaten danach. Juristen haben sich darüber gebeugt, weil ein Rechtsaußen-Anwalt und Teilnehmer des Treffens es genau wissen wollte. Allerdings griff er gar nicht erst die entscheidenden Zitate an, sondern nur ein paar Nebensächlichkeiten. Das Ergebnis: Die Recherche steht weiterhin wie am Anfang. Wir haben einen nebensächlichen Halbsatz kürzen müssen. Das war’s. 

Aber was er schaffte, war Zweifel zu säen, irgendwas sei mit der Correctiv-Veröffentlichung nicht in Ordnung. Das verfing hier und da und löst immer wieder seltsame Fragen auch an uns aus, bei denen wir gern auf unsere Antworten hinweisen, die wir seit Monaten hier dokumentieren

Nach einem Jahr können wir festhalten: Die rechtsradikalen Thesen zur Remigration haben nichts an Schärfe verloren. Unsere Recherche steht im Kern unverändert auf unserer Webseite. Alice Weidel hat den Rauswurf ihres engsten Mitarbeiters, der auch bei dem Treffen war, nicht zurückgenommen. Martin Sellner geht weiterhin mit seinen krassen Thesen, die gegen Millionen von Menschen gerichtet sind, auf Werbetour. Andere Medien haben seitdem weitere Aspekte aufgedeckt (hier, hier oder hier).

Wir bleiben dran, gerade in dieser Zeit. Wenn Sie dazu Fragen haben, schreiben Sie mir gern.

Ihnen wünsche ich ein erholsames Wochenende und eine spannende Lektüre unserer Empfehlungen der Woche. Übrigens waren wir mega-erfreut darüber, dass über 1.000 Leserinnen und Leser auf unsere Spotlight-Umfrage letzten Samstag zu X und Elon Musk geantwortet haben. Mein Kollege Finn Schöneck fasst unten im Spotlight die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Ihr Interesse zeigt uns, dass wir auch an dem Thema dranbleiben sollten. 

Mit besten Grüßen,

Wie die Nordstream-Sabotage gelingen konnte
Die Nordstream-Pipelines gehörten wohl zu den wichtigsten Gasrohren der Welt. Nordstream 1 versorgte Deutschland mit billigem Gas aus den russischen Gasvorkommen. Dann kam der russische Angriffskrieg – später im September 2022 folgte ein Anschlag auf die Pipelines. Spiegel-Recherchen zeigen detailliert, wer dafür verantwortlich ist und wie diese Operation überhaupt gelingen konnte.
Wie ein ukrainisches Geheimkommando Nord Stream sprengte (spiegel.de, €)

Die Inszenierung geht weiter
Letzten Freitag erschien in der Zeit die aufsehenerregende Recherche über Lindners geplanten Ausstieg aus der Koalition. Sie ist eine Rekonstruktion der politischen Inszenierung und Wählertäuschung seitens der FDP. Interessant sind einige Reaktionen: Politiker diskreditieren öffentlich die Recherche oder sprechen ihr den Nachrichtenwert ab. Diese Strategie kommt uns bekannt vor. Dazu äußert sich Zeit-Chefredakteur Giovanni Di Lorenzo in einem Kommentar – wir möchten Ihnen aus dieser Perspektive die lesenswerte Recherche auch eine Woche danach empfehlen.
Das liberale Drehbuch für den Regierungssturz (zeit.de, €)

Handydaten von Soldaten
Standortdaten von privaten Handys werden seit Jahren im Internet zum Kauf angeboten. netzpolitik.org zeigt, dass der Handel mit unseren Daten nicht nur den Datenschutz untergräbt, sondern auch ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellen könnte: In einem kostenlosen Probedatensatz konnte das Team Tausende Geräte verfolgen, die regelmäßig auf Stützpunkten von US-Militär und der NATO ein- und ausgehen.
Wie Datenhändler NATO und US-Militär bloßstellen (netzpolitik.org)

777-Partners vor dem Zerfall
Geldwäsche bei Hertha-Investor? Der US-Beteiligungsfirma 777 gehört fast 80 Prozent des Haupstadtclubs Hertha Berlin. 75 Millionen Euro zahlte sie dafür – vereinbart waren 100 Millionen. Obwohl der Zweitligist die restlichen Millionen dringend bräuchte, rechnet er nicht mehr damit. Das Imperium 777, das in den vergangenen Jahren Anteile an sieben Fußballklubs erworben hat, implodiert seit Monaten. Jetzt stellt sich die US-Justiz die Frage, ob 777 mit dem Kauf von Fußballklubs sein eigentliches Geschäft verschleiern wollte: Geldwäsche. Laut dem norwegischen Investigativ-Portal Josimarfootball sind Mitarbeiter der Beteiligungsfirma und dessen Hauptkreditgeber vorgeladen worden. Eine Recherche im Fußballmagazin kicker:
Josimarfootball: Geldwäsche-Untersuchung bei 777 Partners (kicker.de)


An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Johannes Gille, Sven Niederhäuser und Elena Schipfer.