Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

nach unseren Recherchen zum Macht-Netzwerk von Jens Spahn hat die Grünen-Bundestagsfraktion Auskunft vom Bundesgesundheitsministerium verlangt: Welche Verbindungen genau bestanden zwischen dem damaligen Minister und einflussreichen Männern, die politisch weit rechts stehen? Konkret ging es um den Milliardär Christian Angermayer. Und um Frank Gotthardt, den Investor ins Krawallmedium Nius

Das Ministerium antwortete, die Antworten werde es nicht geben. Darf es das? Darum geht es im Thema des Tages.

Außerdem im SPOTLIGHT: Das Faktencheck-Team hat heute ein Interview mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder unter die Lupe genommen: Welche seiner Fakten-Behauptungen stimmen, welche nicht? 

Und für die „Leserfrage der Woche“ ist Leser-Reporterin Jule Scharun der Frage nachgegangen: Kann man Behörden dafür verklagen, dass sie nicht genug gegen die giftigen PFAS-Chemikalien in unserem Alltag tun?

Thema des Tages: Ein Ministerium schweigt sich aus

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Leserfrage der Woche: „PFAS-Chemikalien: Kann die Bundesregierung für mögliche Gesundheitsschäden haftbar gemacht werden und müsste sie nicht längst präventiv handeln?

CORRECTIV Events: Kommunalwahlkampf – mit Salon5 und SPOTLIGHT Gelsenkirchen

Faktencheck: Sommerinterview mit Markus Söder: Aussagen zu ukrainischen Geflüchteten im Faktencheck

Gute Sache(n): Darum schadet Fast Fashion der Umwelt • Wie Datenlöschung in den USA die Geschichte verdreht • Mikroroboter überwachen Gewässer

Grafik des Tages: Infrastruktur-Vermögen, verteilt auf die Bundesländer

Im ersten Teil haben meine Kolleginnen Annika Joeres und Gabriela Keller nachgezeichnet, wie Spahn mit dem politisch weit rechts stehenden Milliardär Christian Angermayer verbunden ist – sowohl Spahn als auch Angermayer arbeiten daran, den politischen Diskurs weiter nach rechts zu verschieben, und es gibt auch geschäftliche Verbindungen.

Der zweite Teil von Reporter Jean Peters zeigte die Verflechtungen Spahns mit dem IT-Millionär Frank Gotthardt. Letzterer profitierte mit seiner Firma CompuGroup von politischen Entscheidungen Spahns, als dieser Gesundheitsminister war. Und er finanziert das Rechtsaußen-Krawall-Portal Nius.

Spahn liest eine Zeitung. Neben ihm: Gotthardt und Reichelt. IMAGO / Eduard Bopp/ picture alliance/dpa | Christoph Soede / picture alliance / epd-bild | Rico Thumser / (Collage: CORRECTIV)

In Teil Drei habe ich zusammen mit der Datenjournalistin Christina Brause beschrieben, wie während Spahns Amtszeit zwei persönliche Freunde Spahns lukrative Jobs im öffentlichen Gesundheitssektor erhielten.

Jens Spahn und sein Netzwerk

Die Anfrage ans Ministerium:
Nach unseren Veröffentlichungen forderte die Grünen-Fraktion im Bundestag das Bundesgesundheitsministerium auf, detaillierte Auskunft zu geben: über Spahns Verbindungen zu Angermayer und Gotthardt.

Die Antwort:
Das Ministerium – derzeit geführt von der CDU-Politikerin Nina Warken – antwortete der Grünen-Fraktion nun, es werde keine detaillierte Auskunft geben. Die Begründung:

„Es ist weder rechtlich geboten, noch im Sinne einer effizienten und ressourcenschonenden öffentlichen Verwaltung leistbar, entsprechende Informationen und Daten (z. B. sämtliche Veranstaltungen, Sitzungen und Termine nebst Teilnehmerinnen und Teilnehmern) vollständig zu erfassen oder entsprechende Dokumentationen darüber zu erstellen oder zu pflegen.“

Tino Sorge
Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium

Der Staatssekretär führt weiter aus: Es gebe auch keine Verpflichtung, sämtliche geführten Gespräche zu erfassen – also werde das auch nicht gemacht. Und deshalb sei heute eine Auskunft dazu nicht mehr möglich, wie oft sich Spahn oder seine Vertreter mit wem ausgetauscht haben.

Wir haben den Vorgang heute in diesem Nachrichtentext nochmal zusammengefasst.

Die Reaktionen:
Seit heute Morgen haben einige Politikerinnen und Politiker und auch andere Leute das Thema aufgegriffen. Zum Beispiel schrieb die Grünen-Bundestagsfraktionsvorsitzende Britta Haßelmann im Sozialen Netzwerk Bluesky: „Aufklärung und Transparenz (…) sind dringend notwendig. Das gilt auch für Gesundheitsministerin Warken.“

Viele Bluesky-Nutzer fragten sich, warum das Ministerium die Anfrage einfach so abbügeln kann.

Darf das Ministerium das tun?
„Darf“ ist ein relativer Begriff. Generell müssen Behörden – die ja für uns, die Bürgerinnen und Bürger, arbeiten – uns Auskunft geben. Egal, ob wie in diesem Fall eine Oppositionspartei ihnen Fragen stellt oder Privatleute.

Für Letztere gibt es das Informationsfreiheitsgesetz (IFG). Dieses Bürgerrecht regelt, dass Behörden uns zur Rechenschaft verpflichtet sind. Wie man Behörden als Privatmensch zur Auskunft zwingen kann, habe ich zusammen mit Daniel Drepper vom Verein Netzwerk Recherche erklärt. Den Online-Workshop dazu hat unsere Medienbildungssparte, die ReporterFabrik, hier hochgeladen.

Denn leider versuchen Behörden immer wieder, diese Auskunftsrechte zu umgehen. Sie verweisen, wie im aktuellen Fall, auf zu hohen Aufwand, auf Datenschutz oder darauf, dass sie gar keine Informationen vorliegen hätten. Und woher soll man nun als Fragesteller wissen, ob das stimmt?

Die Fraktionen der Oppositionsparteien haben noch einmal mehr Auskunftsrechte als wir Bürger. Und trotzdem – das zeigt ja der aktuelle Fall – gelingt es auch ihnen nicht, vollständige Transparenz über das Handeln unserer Staatsbediensteten zu schaffen.

Was kann man tun?
Am Ende muss man häufig klagen, um Auskünfte zu bekommen. Wir von CORRECTIV machen das häufiger gemeinsam mit FragDenStaat, dem Portal für Informationsfreiheit. Aber: Das kostet Geld. 

Als Redaktion müssen wir uns also in jedem Fall genau überlegen, ob wir uns eine solche Klage leisten können und wollen.

Mehr als drei Millionen Arbeitslose in Deutschland
Die Arbeitslosenzahl erreicht erstmals seit zehn Jahren die drei Millionen Marke. Der Grund für die hohe Arbeitslosenquote sei laut Bundesagentur für Arbeit die schwache Konjunktur und die Sommerpause.
tagesschau.de

Ramelow spricht sich für eine Abstimmung über deutsche Nationalhymne und Nationalfahne aus 
Der Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) möchte die Kinderhymne des Dichters Bertolt Brecht zur Abstimmung, als neue Nationalhymne stellen. Sein Ziel ist es, Zugang zu einer gesamt-deutschen Hymne zu finden. Zudem sprach Ramelow sich für eine Verfassungsabstimmung aus, da viele Ostdeutsche sich im bundesrepublikanischen System fremd fühlen würden. 
rnd.de

Lokal: Zwölf Menschen in Mecklenburg-Vorpommern an Ehec erkrankt 
In Mecklenburg-Vorpommern sind zwölf Menschen an einer Ehec-Infektion erkrankt. Laut dem Landesamt für Gesundheit und Soziales erkranken in Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr normalerweise ein bis zwei Menschen an dem Bakterium. Die Infektionsquelle ist weiterhin unklar. 
ostsee-zeitung.de(€) / zeit.de

CORRECTIV: „Unterführung? Gefahren-Zone!“
Menschen mit Behinderungen sollen gleichberechtigt leben können. Das Schweizer Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz garantiert dies seit über 20 Jahren. Aber die Wahrheit sieht anders aus. Ein Projekt von CORRECTIV.Schweiz und der Hochschule Luzern zeigt: Es gibt viele unsichtbare Hindernisse.
correctiv.org

Symbolbild Leserfrage der Woche

Im August 2025 verhandelten 180 Staaten zum sechsten Mal ein globales Plastik-Abkommen, ohne Erfolg. Das Abkommen sollte die Vermeidung von Plastikmüll auf der Erde vorantreiben, um Folgen für die Umwelt und gesundheitliche Folgen zu verringern. 

Wir stellten die Frage unserer Leserin an das Bundesumweltministerium (BMUKN). Die Antwort: Damit die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier geschützt wird, arbeite das Ministerium nach eigenen Angaben an der „Reduzierung und Beschränkung von PFAS-Emissionen“. (PFAS sind chemische Verbindungen, die in Feuerlöschschaum oder in Textilien verwendet werden. Sie dienen zur Beschichtung, da sie wasser- und fettabweisend sind. Hier mehr darüber nachlesen.

Das BMUKN möchte, so die Auskunft, Alternativen für PFAS schaffen und „Maßnahmen ergreifen“. Auf europäischer Ebene könne die Verwendung schädlicher Stoffe über das EU-Recht beschränkt werden. Weitere Regelungen in einem teilweise globalen Rahmen setzt die Stockholmer Konvention. Zudem gibt es eine europäische Chemikalienverordnung, die die Grundlage für eine Beschränkung festlegt. Ein Beispiel für eine solche Beschränkung bietet die neue EU-Verpackungsverordnung. Bei dieser wurde ein Grenzwert für PFAS eingeführt, heißt es.  

Diskussionsrunde zum Kommunalwahlkampf, Gelsenkirchen
Gelsenkirchen ist mitten im Wahlkampf: Am 4. September lädt das Team vom SPOTLIGHT Gelsenkirchen OB-Kandidierende ein, um zu diskutieren, was die Menschen bewegt und was sie sich für Gelsenkirchen wünschen.
Zur kostenlosen Anmeldung

Markus Söder sitzt bei sienem Sommerinterview mit der ARD in einem roten Sessel
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und Parteivorsitzender der CSU, beim Sommerinterview der ARD am 24. August (Foto: Jens Krick / Flashpic / Picture Alliance)

So geht’s auch
Die US-Regierung rund um Präsident Donald Trump löscht gerade viele wichtige Informationen aus dem Internet, die ihr nicht passen: zum Beispiel zu Klima, Gesundheit oder Geschichte. Sebastian Majstorovic – ein digitaler Historiker und Datenspezialist aus Köln – und hunderte Freiwillige sichern diese Daten gerade schnell auf ihren Computern, bevor sie verschwinden, damit das Wissen für alle erhalten bleibt.
zeit.de (€), netzpolitik.org 


Die US-Einwanderungsbehörde ICE betreibt hier ihr wohl berüchtigtstes Büro des Landes. Bekannt wurde es durch die Inhaftierung sogenannter „collaterals“, Menschen, die dokumentiert und nicht vorbestraft sind, aber fälschlicherweise trotzdem in die Fänge der ICE-Agenten gerieten. Sie müssen hier teils tagelang in einer überfüllten Abschiebe-Zelle verharren, ohne Zugang zu Medizin oder Duschen. 

Demonstration vor dem ICE Field Office in Burlington, nördlich von Boston. (Foto: Till Eckert / CORRECTIV)

Ich war diese Woche für eine Recherche dort und habe mich mit den Protestierenden und den Menschen im Ort unterhalten. Sie wollen ein Signal senden und den Leuten im Ort ins Gedächtnis rufen, was hier, nur einen Fußmarsch von einem Einkaufszentrum entfernt, passiert.

Die ICE-Behörde hat den Raum Boston fest in ihrem Griff. Seit ihre Beamten hier vor zwei Monaten für eine umfangreiche Razzia in schwarzen Trucks unterwegs waren und rund 1.500 Menschen verhafteten, viele davon ohne Grund, ist in der Stadt nichts mehr so, wie es mal war. Viele Menschen trauen sich nicht mehr aus ihren Häusern. 

Was klingt wie eine Dystopie, ist die Realität in den USA im Jahr 2025. Und doch ist das wohl nur der Anfang: Fast wöchentlich drohen Donald Trump und seine ICE-Behörde, die Stadt mit noch mehr ICE-Beamten zu fluten. Die Behörde stellt gerade Zehntausende neue Abschiebe-Agenten ein.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Jule Scharun, Samira Joy Frauwallner, Martin Böhmer, Till Eckert.