
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
einige von Ihnen haben gestern Abend den Livestream verfolgt, andere haben das Theaterstück später angeschaut, das wir gemeinsam mit dem Schauspiel Köln auf die Bühne gebracht haben. Und wieder andere haben schon den Text gelesen, den wir am Ende der Aufführung veröffentlicht haben.
Falls Sie noch nichts davon gemacht haben, eine kurze Zusammenfassung: Erstmals hat einer öffentlich ausgepackt, der beim Geheimtreffen von Potsdam dabei war. Mehr dazu im Thema des Tages.

Ich danke Ihnen für die vielen E-Mails, die mich seit der SPOTLIGHT-Ausgabe von gestern erreicht haben. Ich hatte Sie gefragt, was Sie davon halten, dass wir unsere Recherchen jetzt regelmäßig auch auf die Theaterbühne bringen.
Ich war überrascht, dass Ihre Resonanz durchweg so positiv war. Die meisten schrieben, unser Ziel sei erreicht worden, auf diese Weise Fakten noch einmal eindrücklicher zu vermitteln. Leserin Anja G. aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt (wo sich Geheimtreffen-Teilnehmer Ulrich Siegmund von der AfD um die nächste Landesregierung bemüht) schrieb, sie wolle die Aufzeichnung des Abends nun allen Mitstreitern in ihrem Demokratiebündnis zeigen.
Das freut uns sehr – und wenn auch Sie einen Filmabend mit der Aufzeichnung organisieren wollen, damit mehr Menschen über die Hintergründe des Potsdam-Treffens Bescheid wissen, wäre das toll. Hier noch einmal der Link zur Aufzeichnung.
Und auch unser CORRECTIV-Buchverlag hat gerödelt – und dafür gesorgt, dass pünktlich zur Aufführung gestern Abend das komplette Theater-Skript zum Nachlesen zum kostenlosen Download bereitsteht.
Heute außerdem wichtig und Thema im SPOTLIGHT: russische Drohnen über Polen und die politischen Folgen. Und: In den USA wurde ein wichtiger Vertrauter Trumps erschossen.
Ich wünsche Ihnen trotz heikler Weltlage einen schönen Abend – und schreiben Sie mir gern: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Ein Potsdam-Teilnehmer packt aus
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
CORRECTIV-Werkbank: Wie fühlt es sich an, derzeit als Journalist in den USA zu arbeiten?
Erik Ahrens heißt der Mann, der sich aus der Deckung getraut hat. Ahrens ist eine schillernde Figur: Er galt als einer der wichtigsten Social-Media-Strategen für die politische Rechtsaußen-Blase.
Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der bekannte AfD’ler Maximilian Krah zu einem Faszinosum auf der Plattform Tiktok wurde – mit Videos über „rechte Männlichkeit“, die zwar zum Fremdschämen waren, aber gerade deshalb so große Verbreitung fanden.
Ahrens war es auch – wie unser Faktencheck-Team letztes Jahr beleuchtete – der eine „Tiktok-Guerilla“ aufstellte: ein Netzwerk aus AfD-Unterstützern, die deren Inhalte in dem Sozialen Netzwerk gezielt weiter verbreiteten.

Damit half Ahrens der Partei, bei jungen Wählerinnen und Wählern beliebter zu werden. Denn die jungen Leute tummeln sich vor allem bei Tiktok.
Dann aber zerstritt er sich mit verschiedenen wichtigen Köpfen der AfD – und nun bezeichnet er sich als Aussteiger aus der rechten Szene.
Wie es dazu kam, dass Ahrens auspackte:
Auf der Plattform X (früher Twitter), wo sich mittlerweile vor allem noch die rechte Bubble trifft, legte Ahrens sich vor ein paar Wochen öffentlich mit seinem früheren Vertrauten Maximilian Krah an.
Wir von CORRECTIV verfolgten das Wortgefecht, und so kam Ahrens mit uns ins Gespräch. Dann entschied er sich, reinen Tisch zu machen. Ahrens war einer der Teilnehmer am Geheimtreffen von Potsdam – und er unterschrieb nun eine eidesstattliche Versicherung vor einem Berliner Notar, in der er sinngemäß schreibt:
Ich war in Potsdam dabei – und es war alles genau so wie von CORRECTIV berichtet.
In unserem gestern Abend veröffentlichten Text können Sie alle Details dazu nachlesen – auch Ahrens eidesstattliche Versicherung im Original.

Weshalb es diese eidesstattliche Versicherung überhaupt brauchte:
Es gab seit Januar 2024 viele Versuche von Teilnehmern am Potsdam-Treffen, Zweifel an unserer Darstellung zu streuen. Unter anderem durch Gerichtsverfahren vor den Presserechts-Kammern verschiedener Gerichte.
In diesem Zusammenhang hatten gleich sieben Teilnehmer ihrerseits eidesstattliche Versicherungen geschrieben. Darin hatten sie behauptet, das mit der „Remigration“ auch für deutsche Staatsbürger sei in Potsdam gar nicht genau so gesagt worden.
Ahrens bekennt sich jetzt aber dazu: doch, wurde es.
Und er geht noch weiter: Er sagt, das in Potsdam vorgestellte „Remigrations“-Konzept laufe auf „ethnische Säuberungen bzw. Vertreibungen“ auch von deutschen Staatsbürgern hinaus – „freiwillig oder unfreiwillig“.
Was die anderen Teilnehmer dazu sagen:
Wir haben mehrere von denen, die in Potsdam dabei waren, nun noch einmal gefragt: Bleiben Sie bei Ihren Aussagen – obwohl Ahrens bestätigt, dass es genau so war mit der Planung der „Remigration“ auch für deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund?
Drei von ihnen haben geantwortet beziehungsweise einen Anwalt antworten lassen. Dieser bombardierte uns in den letzten Tagen mit E-Mails und drohte, eine Veröffentlichung unserer neuen Recherche werde schlimme Konsequenzen haben.
Die drei Teilnehmer lassen mitteilen, sie blieben trotz der neuen eidesstattlichen Versicherung von Ahrens bei ihren Aussagen. Das dürfte noch spannend werden.
Was hinter alledem steht:
Seit gestern haben auch einige andere Medien über unsere neue Recherche und die Hintergründe berichtet, zum Beispiel der Berliner Tagesspiegel. Ich habe mit dem Autor gesprochen und er hat in seinem Text unsere Sichtweise dargestellt:
Es ist Zeit, die Debatte über unsere Recherche wieder auf das Wesentliche zu drehen: dass es in Potsdam um „Remigrations“-Pläne ging, die sich gegen Millionen von Menschen richteten, auch deutsche Staatsbürger. Und dass diese Ideologie auch Teile der AfD verfolgen.
Trump-Verbündeter bei öffentlicher Veranstaltung erschossen
Der rechtskonservative Charlie Kirk wurde auf dem Campus der Utah Valley University während eines Vortrags erschossen. Der 31-Jährige gilt als wichtiger Unterstützer des US-Präsidenten Donald Trump und war der Gründer der Organisation „Turning Point USA“, mit der er vor allem Jungwähler für die MAGA-Bewegung mobilisierte.
deutschlandfunk.de
Russische Drohnen: NATO auf dem Prüfstand
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) geht davon aus, dass es kein Versehen war, dass russische Drohnen den polnischen Luftraum verletzten. Er spricht von einer „ernsthaften Gefährdung des Friedens in ganz Europa“. Nach dem Vorfall hat Polen eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt.
zeit.de /tagesschau.de
Lokal: Ex-Ministerpräsident Björn Engholm verkauft aus Protest Currywurst in Lübeck
Das Café der Heilsarmee in Lübeck erhält Unterstützung vom ehemaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm. Aufgrund der hohen Verschuldung der Stadt Lübeck wird dem „Café Salut“ der Zuschuss gestrichen. Engholm hilft aus, um dagegen zu protestieren.
hl-live.de / t-online.de
Recherche: Wenn der Sport zur Missbrauchs-Falle wird
Eine Doku der ZDF-Formats „Frontal“ zeigt, wie junge Sportlerinnen und Sportler unter übergriffigem Druck ihres Trainers den Spaß am Sport verlieren und in eine ungewollte Abhängigkeit rutschen.
zdf.de

Faktencheck

Für die Oberbürgermeister-Wahl in Ludwigshafen am Rhein darf Joachim Paul im September 2025 nicht antreten. Manche behaupten im Netz, er sei ausgeschlossen, weil er literarische Werke wie das von Tolkien zitiert habe. Das ist irreführend: Pauls Ausschluss lagen mehrere Anhaltspunkte zugrunde, die seine Verfassungstreue infrage stellten.
correctiv.org
Endlich verständlich
Forschende des Brigham and Women’s Hospital im US-Bundesstaat Massachusetts haben herausgefunden, dass übermäßige Tagesschläfrigkeit (EDS) mit Molekülen im Blut zusammenhängt. Es zeigt sich, dass besonders Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren das Risiko für EDS senken können. Durch diese Erkenntnis könnten neue Therapien für EDS entstehen.
forschung-und-wissen.de
So geht’s auch
Mit mehr Offenheit glücklicher werden? Eine Studie des amerikanischen Psychologen Nicholas Epley zeigt, dass tiefgründige Gespräche, auch mit Fremden, glücklich machen und einander schnell näher bringen können. Was auf den ersten Blick unangenehm erscheinen mag, stellt sich in der Studie als wohltuend heraus.
srf.ch
Fundstück
Die Pelzindustrie ist in den vergangenen zehn Jahren extrem eingebrochen. Demnach waren es 2014 noch 139,5 Millionen Tiere, die für ihr Fell getötet wurden und 2024 „nur“ noch 20,5 Millionen. Das entspricht einem Rückgang von 85 Prozent.
derstandard.at
Ich bin derzeit in den USA und arbeite als Gast-Reporter bei ProPublica, das CORRECTIV sich einst zum Vorbild nahm. Ein SPOTLIGHT-Leser möchte gerne wissen, wie es den Journalistinnen und Journalisten hierzulande gerade geht. Das ist nicht leicht zu beantworten, ich möchte schließlich nicht generalisieren.
Ich frage aber in jedem Gespräch mit US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen, wie sie sich fühlen. Mittlerweile sind das über 20; darunter Reporterinnen, Moderatoren, Redakteure, Freelancer, Festangestellte, seit einigen Jahren im Job oder seit dreißig, gerade im Findungsprozess oder mit Pulitzerpreis ausgezeichnet.
Viele hier in New York sind die Frage nicht gewohnt. Im Big Apple lebt man eine extreme Hustle-Kultur, und das macht vor dem Journalismus nicht halt. Heißt: Hier wird nicht viel über Gefühle reflektiert, sondern geackert. Wenn die Kolleginnen und Kollegen dann aber kurz innegehalten und sich mir geöffnet haben, führte ich sehr nachdenkliche Gespräche mit ihnen.
Fast alle sagen, sie dissoziieren aktiv und halten die Umstände und den größeren Kontext, in dem sie arbeiten, so gut es geht fern von sich. Sie konzentrieren sich auf das, was vor ihnen liegt. Nicht so einfach: Ebenfalls fast alle berichten, wie schwer es ist, Fokus zu halten. Manche nehme ich als hoffnungsvoll wahr, und doch stellen sich auch bei ihnen Sorgen ein. Andere, das ist ein eher besorgniserregender Effekt, wirken teils desensibilisiert: Vorgänge, die ich von außen als verstörend wahrnehme, insbesondere beim Thema Immigration und der Einwanderungsbehörde ICE, lösen bei manchen nur noch ein Schulterzucken aus. Ein Tropfen auf dem heißen Stein quasi.
Ein Kollege, der seit Donald Trumps erster Amtszeit als Präsident zu ihm und seiner Politik recherchiert, sagte mir: „Ich möchte das nicht mehr, aber was will man machen – das ist gerade eine der größten Geschichten der Welt.“ Also macht er weiter.

Insgesamt leben in Deutschland rund 474.000 wohnungslose Menschen, die auf Notunterkünfte oder Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe angewiesen sind. Fast 30 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche. Für sie stellt die Wohnungslosigkeit eine besondere Belastung dar. Diese Daten gehen aus Angaben des Deutschen Instituts für Menschenrechte hervor. Die Botschaft: Das Problem brauche eine höhere Priorität. Übrigens: Heute ist der Tag der Wohnungslosigkeit, der dafür Aufmerksamkeit schaffen soll.
institut-fuer-menschenrechte.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Leonie Georg, Sebastian Haupt und Jule Scharun.
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