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Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.


Thema des Tages: Jens Spahn und der Milliardär

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

CORRECTIV.Faktenforum: Echte Zahlen, falscher Eindruck: X-Post verkehrt Temperaturtrend in den USA

Gute Sache(n): Können Satelliten Waldbrände früher entdecken? • Der „Frankfurter Deutschsommer“ – Lernen leichter gemacht • Jeder kann Meta auf zehntausend Euro verklagen – theoretisch

CORRECTIV-Werkbank: Die digitalen Spuren der russischen Propaganda auf Telegram

Grafik des Tages: Welche Orte über besonders hohe Hochwasserrisiken verfügen

Jens Spahn bei einer Pressekonferenz im Juni 2021.
Bild: Picture Alliance / NurPhoto / Emmanuele Contini

Der Medikamenten-Deal
Anfang 2021 gab der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn eine Großbestellung über 400 Millionen Euro für COVID-Medikamente bei zwei Pharmafirmen bekannt. Darunter befand sich Bamlanivimab, ein Präparat, das schwere COVID-Verläufe verhindern sollte. Doch das Medikament war eine teure Fehlinvestition. Laut Ministerium wurden von den 190.000 Dosen bis Ende des Jahres nur 1.560 für die Behandlung von Patientinnen und Patienten ausgegeben. Hinzu kommt: Lediglich in den USA hatte das Präparat eine Zeitlang eine Notfallzulassung erhalten, die jedoch im April 2021 wieder entzogen wurde. In Europa gab es keine Zulassung. 

Um die Entscheidungen aus der frühen Pandemiezeit zu bewerten, muss man natürlich die Unsicherheit und den Zeitdruck jener Tage berücksichtigen. Das betonen auch die Verteidiger des Deals: Man habe schnell handeln müssen. Doch schon damals gab es Kritik. Die Pharmazeutische Zeitung bemängelte unter anderem die fehlende klinische Datenbasis.

Es profitiert: ein deutscher Investor mit politischen Beziehungen 
Einer der Nutznießer des Deals ist Christian Angermayer. Ihm dürfte Spahns Entscheidung sehr entgegengekommen sein. Sein Fonds hielt Anteile an einer Firma, die an der Vermarktung und Entwicklung des Medikaments beteiligt war. Angermayers Anwalt weist die Vorwürfe zurück und teilt auf Anfrage mit, dass sein Mandant ja nicht Vertragspartner der Bundesregierung war und auch kein Unternehmen aus dem Portfolio von Angermayers Fonds. Auch habe er mit dem „operativen Geschäft“ der Firma nichts zu tun gehabt.

Angermayers Name ist wohl nur wenigen bekannt. Er investiert in Biotech, Kryptowährungen, psychedelische Drogen und Gehirnimplantate. Gleichzeitig aber ist er bestens vernetzt – sowohl in der deutschen als auch in der US-Politik. Laut Manager Magazin hat kein anderer deutscher Investor so engen Kontakt zu Donald Trump. Auch in Deutschland spielt er womöglich eine wachsende Rolle. 

Das sind Angermayers Verbindungen zu Jens Spahn 
In den letzten Jahren spendete Angermayer 100.000 Euro direkt an die CDU. Über seine Firmen flossen weitere 191.000 Euro an die Partei. 

Sein Anwalt widerspricht und teilt mit, Angermayer habe an alle demokratischen Parteien in gleicher Höhe gespendet. Tatsächlich spendete er etwa auch an SPD und FDP. In die Hunderttausende geht es in der Summe aber nur bei der CDU, zumindest soweit es öffentlich nachprüfbar ist.

Persönlich sucht Angermayer offenbar die Nähe zu Spahn. Der CDU-Politiker besuchte eine seiner Spendengalas und feierte mit ihm und Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz Angermayers 40. Geburtstag. Sein Geburtstag stand laut einem Bericht der Welt alljährlich in Spahns Kalender

Darum ist die Verbindung brisant
Angermayer und sein libertäres Netzwerk stehen für einen Rechtsruck in den USA und Europa: weniger Steuern für Reiche, strikte Migrationspolitik, kaum Regulierung für Konzerne. Jens Spahn spielt dabei eine wichtige Rolle. Manche Unionspolitiker sehen in ihm einen möglichen Nachfolger von Friedrich Merz. Doch hinter vorgehaltener Hand äußern einige Parteikollegen Bedenken: Spahns Nähe zu reichen Libertären und Rechtspopulisten könnte die Union auf einen gefährlichen Kurs nach rechts bringen. 

Die gesamte Recherche lesen Sie hier.

Jens Spahn blickt auf einer Startup-Messe über den Rand einer Augmentet-Reality-Brille. Im Hintergrund rechts sieht man Christian Angermayer, links ist ein Schemen von Donald Trump zu sehen.

WHO-Einrichtung meldet Angriffe der israelischen Armee 
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden Lagerhäuser mit Hilfsgütern und weitere Einrichtungen der Organisation von der israelischen Armee gestürmt. Zwei Mitarbeiter der WHO seien festgenommen worden, einer von ihnen befinde sich immer noch in israelischer Haft. Die WHO fordert seine sofortige Freilassung.
sueddeutsche.de

Hamburg will Bezahlkarten auf Sozialhilfeempfänger ausweiten
In einem Pilotprojekt wollen die Finanz- und Sozialbehörden in Hamburg auf ein Kartenzahlungssystem für bestimmte Sozialleistungen umstellen. Das soll unter anderem Bürokratie reduzieren. Die Linke spricht hingegen von „Schikane“. 
nd-aktuell.de / mopo.de(€)

CORRECTIV: Nacktbehandlungen durch Spielerberater? Staatsanwaltschaft sucht Betroffene
Sexualisierte Übergriffe im Fußball: Nach Enthüllungen zu Vorwürfen gegen den Spielerberater N. sucht die Staatsanwaltschaft München nach möglichen Zeugen, während sich sechs weitere Betroffene bei CORRECTIV meldeten. 
correctiv.org

Bild: Dominic Gwinn / Middle East Images / Picture Alliance

So geht’s auch
Mit Spaß und Leichtigkeit in den Sommerferien lernen – geht das überhaupt? Das Projekt „Deutschsommer“ will 30 Grundschulkindern das Erlernen der deutschen Sprache leicht machen. In den Intensivklassen für Kinder werden drei Grundsäulen besonders beachtet: Deutsch lernen, Theater spielen und Freizeitspaß haben.
fr.de

Fundstück
Der US-Konzern Meta verstößt immer wieder gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung. Dabei werden Daten von Webseiten abgegriffen und für Werbezwecke genutzt. Entgegenwirken kann man, indem man die höchste Datenschutzstufe im Browser einstellt. Zusätzlich könnte auch eine Klage gegen Meta helfen. Der mögliche Schadensersatz kann hierbei bis zu zehntausend Euro betragen. Ein Haken daran: die hohen Anwaltskosten. Diese bekommt nur zurück, wer den Prozess auch wirklich gewinnt. 
br.de


Zwischen mangelhaftem Schutz der Privatsphäre und der schwachen Moderation von Propaganda und Hetze habe ich nicht viel für Telegram übrig. Aber der Messenger hat ein Feature, das in sozialen Netzwerken einmalig ist: Telegram erlaubt es, mit nur zwei Klicks alle Veröffentlichungen eines Kanals herunterzuladen. 

So fanden wir zwischen den vielen Fake-Zitaten auch Beiträge, die von einer russischen Nachrichtenagentur abgesetzt wurden. Oder Nachrichten, in denen der Account mit seiner Nähe zum Kreml prahlt. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie Verschwörungsideologien, fragwürdige Medizinprodukte, erfundene Politikerzitate und russische Propaganda sich auf Telegram die Hand geben, können Sie hier die gesamte Recherche nachlesen.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Jule Scharun.