
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
nach wochenlangen, zähen Verhandlungen soll es diese Woche so weit sein: Der Bundestag wird – wenn alle sich einigen können – neue Regelungen für unsere gesetzliche Rente verabschieden. Im Thema des Tages ordnen wir ein: Was genau ist denn jetzt geplant, woran hängt es? Und warum ist die Debatte auch über das Thema Rente hinaus relevant?
Außerdem im SPOTLIGHT: In der Rubrik „CORRECTIV ganz persönlich“ (ehemals die „Werkbank“) schreibt unsere Bildungsreporterin Miriam Lenz über ein emotionales Thema. Es geht um Schülerinnen und Schüler mit Suizidgedanken – die aber zumindest in der Schule keine vorgesehenen Ansprechpartner (mehr) haben, mit denen sie darüber sprechen könnten.
Wir freuen uns, dass heute wieder zwei neue Reporterinnen bei CORRECTIV angefangen haben: Alexandra Ringendahl verstärkt ab sofort unser Bildungsteam. Sie hat zuvor viele Jahre für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet und ist eine der renommiertesten Bildungsreporterinnen im Land. Und unser SPOTLIGHT-Team wird nun durch Pamela Kaethner ergänzt. Sie arbeitete zuvor bei der Märkischen Oderzeitung – und steht nun für Recherchen bereit, die sich aus Ihren Hinweisen ergeben.
Und noch eine News: Unsere Jugendredaktion Salon5 hat in Bottrop wieder den Deutschen Jugendbuchpreis verliehen. Unter den Gewinnern war auch der aus Social Media bekannte Tahsim Durgun.

Zu guter Letzt: Heute ist der 1. Dezember – und wir würden gern gemeinsam mit Ihnen etwas Besonderes machen, weil Sie oft so kluge und unterhaltsame Gedanken haben. Wir wollen gern von morgen an bis Weihnachten jeden Tag ein kleines Leser-Gedicht zu einem aktuellen politischen Thema veröffentlichen. Sie haben kreative Gedicht-Ideen, zur Rente oder anderen Themen? Schicken Sie mir gern Ihre Vierzeiler, Ihre Haikus oder Sonette: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Neue Rente wird eingetütet
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Sexualisierte Gewalt: Warum Zahl der Tatverdächtigen seit 2015 gestiegen ist
CORRECTIV ganz persönlich: Wenn Suizidgedanken von Jugendlichen zum Alltag gehören
Grafik des Tages: Wie viele Frauenhäuser in der Schweiz rollstuhlgängig sind
Morgen wird es innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu einem Showdown kommen. Auf der einen Seite: Bundeskanzler Friedrich Merz – der am Wochenende ankündigte, er werde seinen Gesetzentwurf für unsere künftige Renten-Regelung unverändert durchbringen:
„Wir werden jetzt diese Entscheidung treffen, mit dem Rentenpaket so durch den Deutschen Bundestag zu gehen, wie wir es in der Koalition vereinbart haben.“
Bundeskanzler Friedrich Merz
am Wochenende beim Landesparteitag der CDU Sachsen-Anhalt
Auf der anderen Seite: die sogenannte Junge Gruppe in der Unions-Fraktion. Also 18 Nachwuchs-Politikerinnen und -Politiker (dazu gehört unter anderem Philipp Amthor). Sie haben lange Widerstand gegen die Rentenpläne von Merz und Co. geleistet.
Was sieht das neue Rentenpaket nochmal vor?
Im Kern geht es um das sogenannte Rentenniveau: Ein „Standardrentner“ – also jemand, der sein ganzes Leben lang durchschnittlich verdient hat – bekommt derzeit 48 Prozent dieses Lohns als Rente.
Das ist allerdings nur eine Orientierungsgröße für alle tatsächlichen Renten, wie die IG Metall hier gut erklärt.
Die neuen Pläne der Regierung besagen nun, dass die Renten auch weiter mindestens auf diesem Niveau bleiben sollen. Vor allem der SPD ist dies wichtig.
Weshalb sind die jungen Unionspolitiker dagegen?
Sie finden, ein derartiges Versprechen an die Rentner belaste zukünftige Generationen zu stark. Denn immer weniger junge Berufstätige müssen immer mehr Rentner versorgen.
Wie stark unser gesetzliches Rentensystem unter diesem Demografiewandel ächzt, hatten wir in diesem SPOTLIGHT ausführlich beleuchtet.
Was spricht dennoch für die neuen Pläne?
Friedrich Merz erklärt es so: Das Rentenniveau müsse stabil bleiben, weil gerade im Osten des Landes drei von vier Rentnern keine andere Altersvorsorge hätten als die gesetzliche Rente.
Sollte sich die Unions-Fraktion im Bundestag morgen einigen, könnte der Bundestag das Gesetz spätestens am Freitag verabschieden.
Was geschieht, wenn die Einigung scheitert?
Ein Scheitern würde die Regierungskoalition gefährden – weil die Sicherung des Rentenniveaus eben ein Kernanliegen der SPD ist. Eine erste Konsequenz wäre voraussichtlich, dass die SPD die geplanten Reformen beim Bürgergeld blockieren würde.
Wie wahrscheinlich ist ein Scheitern?
Nach diesem Wochenende – an dem es diverse Krisensitzungen gab – sieht es nach einer Einigung aus: Von den 18 Mitgliedern der Jungen Gruppe will nun offenbar ein Teil für die Rentenpläne stimmen. Und dazu –damit dies gesichtswahrend geschehen kann – persönliche Erklärungen veröffentlichen.
Wofür steht die Auseinandersetzung?
Sie ist im Grunde ein Zeichen für eine funktionierende Demokratie: Man diskutiert, man tauscht Argumente aus, man streitet konstruktiv. Am Ende einigt man sich, und manchmal muss eine Seite sich fügen. Nur so kann langfristig eine Regierungskoalition funktionieren.
Und nebenbei: Der Rentenbeschluss, wenn er denn kommt, wäre auch ein Sieg über die AfD. Denn eine Einigung – bei aller gerechtfertigten Kritik, die die Junge Gruppe vorgebracht hat – zeigt: Unsere Regierungskoalition kann sich auf Gesetzesbeschlüsse einigen, ohne darüber nachdenken zu müssen, mit der rechtsextremen Partei zu stimmen, um Mehrheiten zu erzielen.
Netanjahu bittet um Begnadigung in Korruptionsprozess
Der wegen Korruption angeklagte israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den israelischen Staatspräsidenten in einem Brief um Begnadigung gebeten. Netanjahu wird beschuldigt, wertvolle Geschenke angenommen zu haben, im Gegenzug für eine Gesetzgebung, die Reichen und Unternehmen zugute gekommen sei.
tagesschau.de
Familienunternehmer-Verband will Umgang mit der AfD korrigieren
Nach scharfer Kritik an dem geplanten Umgang mit der AfD hat die Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann eingelenkt. Nachdem Unternehmen wie Rossmann oder Fritz-Kola ihren Ausstieg verkündet hatten, erklärte Ostermann gestern, dass ihr Entschluss, sich der AfD zu öffnen, ein Fehler gewesen sei.
deutschlandfunk.de
US-Sondergesandter Witkoff reist nach Russland um US-Friedensplan für Ukraine vorzutreiben
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff soll bei Gesprächen in Russland die Knackpunkte der Ukraine-Vertreter bei den Friedensverhandlungen übermitteln. Witkoff stand zuvor in starker Kritik, da ihm vorgeworfen wurde, russische Forderungen zum Teil wortwörtlich in den 28-Punkte-Plan der USA übernommen zu haben.
tagesschau.de

Faktencheck

Für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gibt es seit 2015 deutlich mehr Tatverdächtige. Einzelne AfD-Politiker suggerieren deshalb eine Verbindung zum Migrationsgeschehen, die aus den Daten aber nicht hervorgeht.
correctiv.org
Endlich verständlich
Eine neue Studie aus Innsbruck zeigt, welcher Stoff im Darm Entzündungen bei Krankheiten wie Morbus Crohn wirklich antreibt. Statt den bekannten Entzündungsmarker als Ganzes zu messen, fanden Forschende heraus, dass einzelne Bestandteile davon viel stärker verantwortlich sind. Warum ist das wichtig? Weil man diese gezielt ausschalten könnte – ein möglicher Schritt zu besseren, wirksameren Behandlungen. Erste Tests zeigen, dass sich Entzündungen dadurch deutlich abschwächen lassen.
tirol.orf.at
So geht’s auch
Eine Studie Cornell-Universität in New York zeigt: Wer anderen hilft, fühlt sich mental klar besser. Jugendliche und Studierende investierten für das Forschungsprojekt 400 Dollar in kleine Projekte für ihre Umgebung – und schon nach acht Wochen sei es ihnen spürbar besser gegangen als einer Vergleichsgruppe. Mehr Sinn, mehr Zugehörigkeit, weniger Stress.
tagesanzeicher.ch / washingtonpost.com (€)
Fundstück
Nachdem seine Mutter gestorben war, beschloss ein 57-jähriger Mann in Italien, die Leiche der Frau im Keller zu lagern. Da er ihren Tod nicht meldete, konnte er sich als sie ausgeben und über drei Jahre ihre Rente beziehen. Der Fall flog scheinbar erst auf, als der Mann versuchte, ihren Ausweis zu verlängern – und sich dafür als seine Mutter verkleidete.
zdfheute.de
Seit einigen Wochen lese ich die Erfahrungsberichte von Schulsozialarbeiterinnen: Bereits rund 480 Menschen haben ihre Erfahrungen über unsere CrowdNewsroom-Umfrage zum Notstand in der Schulsozialarbeit mit uns geteilt, etwa die Hälfte der Einträge haben wir bisher ausgewertet. Ein Thema, das immer wieder vorkommt – massive psychische Probleme von Jugendlichen.
Das Thema ist für mich nicht neu. Als Bildungsreporterin kenne ich die einschlägigen Studien, die zeigen, dass die mentale Belastung von Kindern und Jugendlichen seit der Corona-Pandemie gestiegen ist. Und vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle über das finanzielle Risiko geschrieben, das psychische Erkrankungen von jungen Menschen für uns als Volkswirtschaft bedeuten.
Was die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter uns derzeit berichten, hat mich dennoch erschreckt und erschüttert: Dutzende erzählen davon, dass sie in ihrem Alltag sehr oft suizidale Kinder und Jugendliche erleben und versuchen müssen, Suizide zu verhindern. Ein Beispiel von einer Schulsozialarbeiterin aus Norddeutschland:
„Ich wurde zu einer potentiell suizidalen Schülerin gerufen, auf dem Weg zu ihr fing mich eine Lehrkraft ab, sie hätte einen suizidalen Schüler und bräuchte sofortige Unterstützung. Ich empfand mich in einer klassischen notfallmedizinischen Situation – wer zuerst? Keiner da, an den ich abgeben kann.“
Wir nehmen diese Schilderungen sehr ernst und ich möchte mich bei allen Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern bedanken, die bereits an unserer Umfrage teilgenommen haben! Sie helfen uns, aufzuzeigen, wo das Hilfesystem für junge Menschen überlastet ist und was es bräuchte.
Wenn Sie Ihre Erfahrungen in der Schulsozialarbeit noch teilen möchten – unsere Umfrage läuft noch bis zum 8. Dezember.

Frauen mit Behinderung sind deutlich häufiger von Gewalt betroffen als der Rest der Gesellschaft. Dennoch werden sie in ihrer Not allein gelassen. Die Grafik zeigt, wie viele Frauenhäuser in der Schweiz rollstuhlgängig sind.
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Ulrich Kraetzer, Jule Scharun
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