Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

heute Morgen haben wir den dritten Teil unserer Serie über Spahns Macht-Netzwerk veröffentlicht. Es geht um lukrative öffentliche Jobs, die während seiner Zeit als Gesundheitsminister vergeben wurden. Mehr dazu im Thema des Tages.

Wir sammeln heute wieder Ihre Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“: Welche einfache, aber wichtige Frage sollen wir in Ihrem Auftrag einer Behörde, einer Partei oder einem Unternehmen stellen? Schreiben Sie mir: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Posten für Spahns Freunde

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Polizeigewalt bei Palästina-Demo: Virale Aufnahme zeigt Polizist, der Schmerzgriff bei Mädchen anwendet

Gute Sache(n): Studie: Vier-Tage Woche gegen Stress und Burnout • Wie Journalisten aus NRW mit Falschaussagen umgehen • Gute Chancen für Auszubildende

CORRECTIV-Werkbank: „Gebärt Soldaten“: Wie Putin für mehr Nachwuchs sorgen will

Grafik des Tages: So viel kostet es, einen Gasanschluss stillzulegen

CDU-Fraktionschef Jens Spahn dürfte auf diesen Lauf der politischen Jahreszeiten gesetzt haben – darauf, dass sich unter der gnädigen Sommersonne der Ärger von selbst legt, den der Sudhof-Bericht zu seiner Maskenaffäre ausgelöst hatte.

Wir von CORRECTIV finden allerdings: Gerade jetzt, wo Urlauber am Strand vielleicht Zeit zum Lesen und zur Reflexion haben, lohnt es sich, das Macht-Netzwerk des Politikers einmal genau nachzuzeichnen. Deshalb haben wir heute den dritten Teil unserer Spahn-Serie veröffentlicht: Posten für Freunde.

Jens Spahn und sein Netzwerk

Darum geht es in der Recherche:
Während Spahns Amtszeit als Bundesgesundheitsminister erhielten zwei Männer lukrative Jobs im öffentlichen Gesundheitswesen, die mit Spahn persönlich gut bekannt sind:

  • Einer ist der Spahn-Freund Markus Leyck Dieken – bis dahin Pharma-Manager. Er erhielt den Posten als Chef der Gematik. Das ist die Firma, die für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständig ist. An der Firma ist der Bund mehrheitlich beteiligt.
  • Der andere ist Paul Zubeil – Ehemann des Virologen Hendrik Streeck, mittlerweile Beauftragter der Bundesregierung für Drogenpolitik. Ebenfalls, zumindest laut früherer Aussagen Streecks, persönliche Freunde Spahns.

Über beide Besetzungen gab es vor Jahren schon kritische Berichte. Wir haben sie gemeinsam mit dem Wirtschaftsinformationsdienst North Data neu zusammengefügt und weitere Details recherchiert, die diese Besetzungen in einem klareren Licht erscheinen lassen.

Weshalb die Vorgänge relevant sind:
Beide Männer wiesen vor ihren neuen Jobs im staatlichen Gesundheitssektor nicht unbedingt Lebensläufe auf, die sie zwingend als die beste Besetzung für den jeweiligen Posten erscheinen ließen.

Und beide werden von öffentlichen Geldern bezahlt. Bei Leyck Dieken kommt hinzu, dass er deutlich mehr Geld erhielt als sein Vorgänger: fast 400.000 Euro im Jahr 2020 inklusive aller Gehaltsbestandteile – bezahlt aus Beitragsgeldern gesetzlich Krankenversicherter.

Das sagen die Beteiligten dazu:
Spahn selbst ließ auf unsere Fragen hin mitteilen, die beiden Männer seien von breiten Auswahlkommissionen bestimmt worden. Spahn habe damit nichts zu tun gehabt – und zum Fall Leyck Dieken müsse dies beachtet werden:

„Herr Leyck Dieken hat im Vergleich zu seiner vorherigen Anstellung in der Industrie erhebliche Gehaltseinbußen hingenommen.“
Sprecher
von Jens Spahn

Die beiden Betroffenen antworteten nicht auf unsere Fragen. 

Das zuständige Bundesgesundheitsministerium schrieb: Es lägen dort „keine Informationen darüber vor“, ob Spahn damals selbst in die Besetzungen der Posten involviert war. Das kann alles Mögliche bedeuten. Zum Beispiel, dass der Schriftverkehr aus Spahns Zeit als Minister einfach gelöscht wurde. 

Über diese Löschpraxis – und warum sie eigentlich verboten ist – hatte unser freier Mitarbeiter Hans-Martin Tillack erst kürzlich bei uns berichtet. Wenn das Handeln von Ministerinnen und Ministern im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar ist, wird die Aufarbeitung von potenziellem Fehlverhalten faktisch unmöglich.

Hier geht es zu den ersten beiden Teilen unserer Spahn-Recherche:

Al Jazeera meldet Tötung von Journalisten im Gazastreifen 
Nach der Tötung des palästinensischen Journalisten Anas al-Sharif begründete Israel den gezielten Angriff mit einer Verbindung zur Hamas. Mit ihm starben drei seiner Kollegen. Der deutsche und der internationale Journalistenverband verurteilten den Angriff scharf. 
spiegel.de  

Lokal: AfD-Politiker fliegt wegen rassistischer Äußerung aus dem VIP-Bereich 
Ein Düsseldorfer AfD-Politiker wurde beim Fußballspiel von Fortuna Düsseldorf gegen Hannover des Stadions verwiesen. Er soll eine Frau mit Kopftuch aufgefordert haben, Platz zu machen und ihr Kopftuch abzunehmen.   
rp-online.de

Recherche: Schweizer Unternehmer wegen Mitgliedschaft in Glücksspielmafia schuldig gesprochen 
Eine Recherche von Reflekt entlarvte 2022 die größte illegale Glücksspiel-Organisation in der Schweiz. Die Drahtzieher verdienten im illegalen Pokergeschäft Millionen. Mittendrin der Sohn einer Zürcher Politikerin, der als Pokerchef im Milieu agierte. Er wurde inzwischen zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt.
reflekt.ch

Symbolbild: Presscov / Sipa USA / Picture Alliance

So geht’s auch
Eine Redakteurin der Lippischen Landeszeitung aus NRW berichtet, wie das Blatt eine eigene Umgangsweise mit Falschaussagen von AfD-Politikern etabliert hat. Behauptungen (wie etwa im Interview mit einem Bürgermeisterkandidaten) werden nicht einfach abgedruckt, sondern einem Faktencheck unterzogen und entsprechend kommentiert. Vermeintlich verfassungswidrige oder rechtsextreme Aussagen sollen zudem gar nicht abgedruckt, sondern direkt an entsprechende Behörden weitergeleitet worden sein.
linkedin.com

Fundstück
Azubis in deutschen Unternehmen haben gute Chancen, von ihrem Betrieb übernommen zu werden: Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Übernahmequote lag demnach im vergangenen Jahr bei 79 Prozent. Wo Azubis laut der Studie besonders gute Chancen haben sollen: im Finanz- und Versicherungsbereich, im Verkehrswesen und in der Lagerei, aber auch in der öffentlichen Verwaltung sowie in der Energie- und Wasserversorgung.
spiegel.de / iab.de


Autor Box Sergey Lukashevsky

  • 2023: Regionale Abtreibungsbeschränkungen werden eingeführt, darunter verbotene „Abtreibungswerbung“ und Druck auf Privatkliniken, die anschließend „freiwillig“ das Verfahren einstellen.
  • 2024: Ein Bundesgesetz soll „Propaganda gegen das Kinderkriegen“ bekämpfen, mit bewusst vagen Formulierungen und Geldstrafen.
  • Zwischen Februar und Mai ​​2025: Mehr als zehn russische Regionen führen einmalige 1.000-Euro-Zahlungen an schwangere Schülerinnen ein. Kritik von Parlamentarierinnen und „Traditionalisten“ wurde von der Staatspropaganda abgetan.
  • Juli 2025: Putin unterzeichnet ein Gesetz für Leistungen an unverheiratete Soldatenpartnerinnen – ein Bruch mit traditionellen Werten, der politische Kontroversen auslöste.

Neu ist, dass staatliche Interessen religiöse Gründe als Grundlage der Familienpolitik ersetzen. Dies spiegelt einen globalen Trend wider: Orbáns Ungarn, Polens Kindergeld, Trumps 5.000-Dollar-Babyprämien; und in Israel kann Soldaten nach ihrem Tod scheinbar Sperma entnommen werden, selbst wenn sie dies nicht ausdrücklich gewünscht hatten. Regierungen betrachten Fortpflanzung zunehmend als Teil der nationalen Sicherheit. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.