
Liebe Leserinnen und Leser,
seit ein paar Wochen läuft unsere gemeinsame Recherche mit dem Portal Finanztip nun schon: Was genau passiert durch die Grundsteuerreform? Wir wollen gemeinsam mit Ihnen herausfinden, wo im Land die Steuern auf Eigenheime steigen, wo sie sinken – und ob die Kommunen ihr Versprechen halten, dass das Ganze „aufkommensneutral“ geschieht. Heute gibt es im Thema des Tages erste Ergebnisse.
Außerdem im SPOTLIGHT: In der „Werkbank“ geht es um den Anschlag gestern in München – konkret um die Frage, wie wir es schaffen, nicht den Täter, sondern die Opfer in den Fokus zu rücken.
Morgen, in der Samstagsausgabe mit Justus von Daniels, geht es unter anderem um einen Pseudo-Asylexperten der CDU, der immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen auftaucht.
Sie haben konkrete Hinweise für Recherchen? Schreiben Sie unserem Reporter: robin.albers@correctiv.org.
Thema des Tages: Sind die neuen Grundsteuern Abzocke?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Bundestagswahl-Spezial: Salon5 erklärt, wie der Wahlkampf auf TikTok funktioniert
Faktencheck: Analyse: Faktencheck-Organisationen sind die dritthäufigste Quelle in Community Notes
CORRECTIV-Werkbank: Möglicher Anschlag in München: Warum wir die falschen Fragen stellen
Grafik des Tages: Bundeskanzler: Wer hat die größte Sauklaue?
Die Grundsteuerreform ist ein Thema, das alle Menschen in unserem Land betrifft – denn jeder muss wohnen. Die einen im Eigenheim, die anderen zur Miete. Durch die Reform gibt es nun jede Menge Unsicherheiten: Steigt die Steuerbelastung für Immobilienbesitzer? Und wenn ja, wie stark? Werden zusätzliche Steuern im nächsten Schritt dann komplett auf die Mieter umgelegt?
Seit Dezember sammeln wir von CORRECTIV und das Portal Finanztip Ihre Grundsteuerbescheide. Denn wir wollen das Thema umfangreich, zahlenbasiert und sachlich aufbereiten. SPOTLIGHT-Redakteur Sebastian Haupt hat dafür schon etwa 3.400 Ihrer Einreichungen bearbeitet.
Was bisher herauskam:
Wir haben bereits Ihre Bescheide zu etwa 1.300 Städten und Gemeinden bundesweit gesammelt. Hier eine Übersicht in der Grafik:

Besonders relevant sind die gelb eingefärbten Bundesländer: Das sind die Länder, die Empfehlungen für die sogenannten fairen Hebesätze an die Kommunen ausgesprochen haben. Das heißt: In diesen Bundesländern wollen wir mit Ihrer Hilfe überprüfen, ob sich die Städte und Gemeinden an diese fairen Sätze halten – oder ob sie den Immobilienbesitzer stärker in die Tasche greifen.
Wir haben bereits herausgefunden: Dutzende Kommunen haben sich nicht an diese Empfehlungen gehalten und einen höheren Hebesatz beschlossen. Dafür mag es angesichts knapper kommunaler Kassen nachvollziehbare Gründe geben, aber das bedeutet: Dort kommt es zu Steuererhöhungen. Zugleich haben wir zahlreiche Orte gefunden, die den anderen Weg gegangen sind und teils deutlich weniger verlangen, als sie nach dem errechneten fairen Hebesatz dürften.
Was uns bisher fehlt:
Wir wollen eine Übersicht über GANZ Deutschland bekommen. Die weiß und gelb eingefärbten Regionen auf der Karte sind die, für die wir insbesondere noch Ihre Grundsteuerbescheide und ergänzenden Informationen brauchen.
Wenn Sie jemanden kennen, die oder der mitmachen könnte: Leiten Sie den SPOTLIGHT gern weiter. Hier geht es zur Teilnahme:

Was zeigt sich noch an den bisherigen Antworten?
Viele, die an unserer Recherche mitgewirkt haben, schreiben, ihre Kommune wolle sie abzocken. Es gibt Beispiele von Immobilien, für die jetzt pro Jahr 3.000 oder 4.000 Euro an Steuern fällig werden sollen. Das ist schon heftig.
Allerdings: Nicht immer, wenn die Grundsteuern steigen, ist das eine unangemessene Erhöhung. Es gibt auch zahlreiche Fälle, in denen Besitzer bisher einfach extrem wenig gezahlt haben – und in denen eine Angleichung nach oben eigentlich fair ist.
In jedem Fall lohnt es sich zu prüfen, ob in den Bescheiden alles korrekt ist. Wie? Das haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Hier noch ein Tipp für alle – insbesondere die Journalistinnen und Journalisten, die hier mitlesen: In unserer Reporterfabrik gibt es einen Workshop, der zu Recherchen über Kommunen anleitet: Kommunale Haushalte – wie machen wir sie gläsern? Hier geht’s zum Kurs.
Ukraine: Russische Drohne trifft Tschernobyl
Der Angriff habe die Schutzhülle des Reaktorblocks 4 – der Teil des Kernkraftwerks, der vor rund 40 Jahren explodierte – getroffen und erheblich beschädigt. Zwar sei die Strahlungsbelastung momentan weiter stabil, aber warum Schäden am sogenannten Sarkophag zum Problem werden könnten, beschreibt Der Standard:
derstandard.at
Start der Münchner Sicherheitskonferenz – US-Vizepräsident rät zu Koalitionen mit AfD
In einem Interview vor der Münchner Sicherheitskonferenz empfahl J.D. Vance der deutschen Politik, mit allen Parteien zusammenzuarbeiten – auch mit der AfD. In seiner Rede benannte Trumps Stellvertreter „Masseneinwanderung“ als die größte Herausforderung der Gegenwart – und nannte den Anschlag in der bayerischen Landeshauptstadt als Beispiel.
sueddeutsche.de (Liveblog zur MSC) / zeit.de (zur Rede von J.D. Vance)
Schleswig-Holstein: Geistlicher bekommt anonymen Drohbrief
Die Nachricht der „Sturmfront Schleswig-Holstein“, die sich selbst als „Patriotischer Untergrund der AfD und Bauernschaft“ bezeichnet, soll Steffen Paar einschüchtern – weil der homosexuelle Propst aus Itzehoe über Klimawandel und Migration spricht. Auch der NDR und Lokalpolitiker haben ähnliche Schreiben bekommen.
ndr.de
Analyse: Die NATO ist ohne die USA blind und taub
Europas Nachrichtendienste sind stark von US-amerikanischen Streitkräften und Geheimdiensten abhängig. Das weiß auch das deutsche Verteidigungsministerium, wie eine Recherche des NDR und WDR zeigt. Wenn die USA unter Donald Trump weniger mit der NATO zusammenarbeiten, könnte es immense Informationslücken geben.
tagesschau.de

Bundestagswahl-Spezial
Politik auf TikTok: Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Gerade vor der Bundestagswahl ist die Plattform aber voll mit politischen Inhalten. Besonders erfolgreich ist die AfD. Aber die Linke zieht ordentlich nach, Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek gilt inzwischen sogar als TikTok-Star.
Was ist mit den anderen Parteien? Und wie funktioniert der Algorithmus eigentlich? Antworten auf diese Fragen gibt es hier im Podcast unserer Jugendredaktion Salon5.

Nach X will nun auch Meta auf seinen Plattformen Facebook, Instagram und Threads auf sogenannte Community Notes setzen – dabei überprüfen die Nutzerinnen und Nutzer selbst Inhalte auf Richtigkeit. Meta verkündete das neue Modell in den USA als Alternative zu seiner bisherigen Kooperation mit unabhängigen Faktencheck-Redaktionen.
Rund 1,2 Millionen Community Notes hat die spanische Faktencheck-Organisation Maldita analysiert. Das Ergebnis: Für sie dienen häufig professionelle Faktenchecks als Quelle.
CORRECTIV.Faktencheck
Endlich verständlich
Für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix gab es den Medizin-Nobelpreis – allerdings nicht für die Frau, die eigentlich dafür verantwortlich war. Sie ging leer aus, ähnlich wie viele andere Forscherinnen, die nie Anerkennung für ihre Leistungen gefunden haben. Was dahintersteckt, erklärt die Zeitschrift Elle.
elle.de
So geht’s auch
Arbeit in der Pflege ist ein Knochenjob. Lohn und Arbeitszeiten sind oft nicht verlockend. Das Klinikum Osnabrück setzt dem etwas entgegen: Hier können Pflegekräfte ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen.
tagesschau.de
Fundstück
Wer als Mensch „blaues Blut“ hat, ist von adeliger Herkunft. Biologisch ist das natürlich Quatsch. Anders in der Tierwelt. Hier gibt es nicht nur rotes Blut, sondern auch blaues und grünes.
nationalgeographic.de
Gestern Abend sprach ich mit Michael Jäger. Gewerkschafter, Ersthelfer, mitten im Chaos in München. Ein Mini Cooper rast in die Menge. Körper fallen, ein Schuss fällt, Menschen springen zur Hilfe. Michael hilft mit, er sieht, wie sich Fremde umeinander kümmern. „Es zeigt mir, dass Menschen, wenn es wirklich darauf ankommt, aufeinander achten“, sagte er mir. „Ich würde mir wünschen, dass unsere Politik sich daran ein Beispiel nimmt.“
Während er noch unter Schock steht, springt die rassistische Maschinerie an. Im ARD-Brennpunkt sitzt ein Ministerpräsident, und ein Moderator fragt – einmal, zweimal: „Sind zu viele Flüchtlinge in Deutschland?“
Dabei sollten wir fragen: Warum ein Mensch so etwas tut. Nicht ganze Menschengruppen stigmatisieren.
Zum Verständnis: Hätte nach dem Attentat von Christchurch jemand gefragt, ob es zu viele Christen in Neuseeland gibt? Nein. Aber hier, hier ist das Reflex.
Die Wahrheit wird Zeit brauchen. Farhad N. war bisher nicht als Krimineller aufgefallen. Ermittler sprechen heute von Anzeichen, von Deutungen einer islamistischen Tat, vermutlich ohne Netzwerk. Warum jemand so etwas tut, hat mehr als einen Grund, als Religion oder Staat.
Jäger schreibt: „Noch bevor ich verarbeitet habe, was passiert ist, wird das für Hetze genutzt.“ Seine Kollegin, die auch vor Ort war, sagt: „Es ist nicht hinnehmbar, wie unser Schmerz jetzt für weitere Verletzungen und rechte Hetze ausgenutzt wird.“
Als Journalisten müssen wir aufpassen, nicht Teil dieses Anschlags zu werden.

Muss eine Unterschrift lesbar sein? Mit Blick auf diese Unterschriften ist die Antwort klar: Nein.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert und Sebastian Haupt.
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