
Liebe Leserinnen und Leser,
wir hatten Sie gestern gefragt: Was halten Sie von einer Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht – und wenn Sie dafür sind, wer sollte dafür herangezogen werden: nur Männer, auch junge Frauen (und vielleicht sogar rüstige Senioren)? Etwa 1.200 von Ihnen haben sich beteiligt. Das Ergebnis lesen Sie heute im Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Sie erinnern sich möglicherweise, dass unsere Reporterinnen Annika Joeres und Gabriela Keller kürzlich eine Recherche mit dem Titel „Die Rechtstreiber in der CDU“ veröffentlicht hatten. Die Union ärgerte sich darüber offenbar so sehr, dass sie in ihrer „kleinen Anfrage“ an die Bundesregierung, die 551 Fragen zur Zivilgesellschaft, diesen Text explizit benannt und die Regierung fragte, was sie davon halte.
Heute haben die beiden nachgelegt. Sie zeigen in ihrem neuen Text, wie US-Stiftungen gezielt CDU’ler fördern, um Deutschland zu trumpisieren.Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und freue mich, wenn Sie mir schreiben, wenn Sie Recherchehinweise haben: anette.dowideit@correctiv.org
Thema des Tages: Wehrpflicht auch für junge Frauen?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste.
Faktencheck: Mannheim: Erfundene Polizeimeldung kursiert
CORRECTIV-Werkbank: Die Angst der alawitischen Minderheit aus Syrien
Wir hatten Sie gestern gefragt: Was halten Sie von der Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht? 1.228 Leserinnen und Leser haben an unserer (nicht repräsentativen) Umfrage teilgenommen. Unsere Leserreporterin Jule Scharun hat sie ausgewertet. Hier Ihre Antworten.
Wehrpflicht im Allgemeinen:
Die Mehrheit der Teilnehmenden, 61,9 Prozent, sagten: Ja, ich befürworte eine Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht.
Damit deckt sich das Abstimmungsergebnis mit dem Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Online-Marktforschungsportals YouGov vor ein paar Tagen. Dort stimmten 58 Prozent zu.
Ganz anders sieht es übrigens aus, wenn man die Leute fragt, ob sSie im Falle eines militärischen Angriffs auf Deutschland bereit wären, unser Land mit Waffen zu verteidigen. In einer vergangene Woche veröffentlichten Umfrage von RTL/n-tv sagten (nur) 17 Prozent, sie seien dazu bereit. Wobei man 17 Prozent auch viel finden kann.
Wehrpflicht auch für Frauen?
Bei unserer Leserinnen- und Leserbefragung sagten 67,4 Prozent, eine allgemeine Wehrpflicht solle dann auch für Frauen gelten. Das ist erstaunlich entschieden. 12,5 Prozent äußerten sich neutral, nur 21,4 Prozent sagten: nein, nur für junge Männer.

Wie sieht es mit rüstigen Senioren aus?
Hierzu haben wir die Leserinnen und Leser nach inhaltlichen Antworten gefragt. Hier gingen die Meinungen stark auseinander.
Ein Leser schrieb uns: „Bevor mein Sohn eingezogen wird, würde ich lieber selbst mein Land bzw. meine Familie verteidigen.“ Ein anderer ist dagegen der Meinung: „Menschen gehen jahrzehntelang arbeiten, erfreuen sich dann an ihrer Rente und der Freizeit, um dann für den Krieg ausgebildet zu werden, in dem es quasi nur ums Sterben geht.“
Neue Infos von der Bundeswehr:
Gestern hat die Wehrbeauftragte der Bundesregierung, Eva Högl, ihren Jahresbericht an die Regierung übergeben. Normalerweise interessiert sich die Öffentlichkeit nicht so wahnsinnig für den Bericht, in diesem Jahr ist das anders.
Wichtigstes Ergebnis: Die Bundeswehr ist derzeit laut Högl nicht „vollständig einsatzbereit“. Aber was heißt das konkret? Hier geht es zum Bericht im Original. Dort steht zum Beispiel (Seite 31), dass es immer noch enorm lange dauert, neue Ausstattung zu beschaffen. Und generell (S. 32): Viele Soldaten beklagen, es gebe in der Truppe deutlich mehr Bürokratie als früher.
Feuerpause im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine?
Bei dem gestrigen Treffen einer ukrainischen und US-amerikanischen Delegation in Saudi-Arabien wurde vereinbart, dass die Ukraine wieder Waffen und Geheimdienstdaten aus den USA bekommt. Im Gegenzug soll eine dreißigtägige Feuerpause mit Russland vereinbart werden. Noch hat sich Putin nicht dazu geäußert. Russische Kriegsbefürworter sind von den neuesten Entwicklungen nicht begeistert.
rnd.de
US-Zölle in Kraft getreten – EU kündigt Gegenmaßnahmen an
Seit Mitternacht gelten Zölle von 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in die USA. Im April will US-Präsident Trump weitere Zölle anheben, mit dem Ziel, das Handelsungleichgewicht zu korrigieren, weil Handelspartner wie die EU die Vereinigten Staaten unfair behandeln. Die EU hat derweil angekündigt, ab April Extrazölle auf amerikanische Produkte wie Whiskey, Motorräder und Boote erheben.
spiegel.de
Nordsee: Kapitän der „Solong“ festgenommen
Nachdem das Schiff der Hamburger Reederei Ernst Russ am Montag einen Tanker mit Flugzeugtreibstoff vor Hull (Großbritannien) gerammt hatte, ist nun der Kapitän inhaftiert worden. Dem russischen Staatsbürger wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Durch die Kollision brannten beide Schiffe über Stunden – ein Mensch kam dabei ums Leben.
ndr.de
CORRECTIV: Die schleichende Trumpisierung der CDU
Trump-nahe Kreise versuchen gezielt, Einfluss in Deutschland zu nehmen. Unsere Recherchen enthüllen die Strategien von millionenschweren Stiftungen und einflussreichen Netzwerken rund um die MAGA-Bewegung, denen auch CDU-Politiker angehören.
correctiv.org

Unmittelbar nach der Amokfahrt in Mannheim kursierte online eine angebliche „interne Polizeimeldung“ mit Täterbeschreibung. Demnach soll die Polizei nach einem Mann mit „dunklem Hauttyp“ gesucht haben. Das stimmt nicht, die Meldung ist laut Polizei erfunden.
correctiv.org
Endlich verständlich
Am Donnerstag soll die erste Sondersitzung im Bundestag stattfinden. Doch mehrere Klagen sind beim Bundesverfassungsgericht eingegangen, um das von CDU, CSU und SPD geplante Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur zu verhindern. Wer die Eilanträge gestellt hat und worum es dabei geht, erklärt die Tagesschau.
tagesschau.de
So geht’s auch
Für Medien ist Suizid ein heikles Thema. Grund dafür ist der sogenannte, wissenschaftlich belegte „Werther-Effekt“: Wenn etwa zu detailliert über den Tod einer prominenten Persönlichkeit berichtet wird, könnte es Menschen dazu animieren, sich auf eine ähnliche Art und Weise das Leben zu nehmen. Wiener Forscher konnten nun jedoch nachweisen, dass Social-Media-Posts einen präventiven Effekt haben können, wenn Betroffene von ihren suizidalen Absichten erzählen.
derstandard.de / sciencedirekt.com (Studie)
Fundstück
Lotta Kummer, Nina Kummer und Johann Bonitz – zusammen sind sie BLOND. 2011 wurde die Band in Chemnitz gegründet und seitdem machen sie Musik über Themen, die sie bewegen. Über Politik, über Menschen, über den Alltag. Unsere Jugendredaktion Salon5 hat mit der Band darüber gesprochen, wie Musik und Politik zusammenhängen:
Spotify (Podcast)
Ranas Großmutter starb am Freitag, ein Todesopfer von Hunderten. Als die bewaffneten Kämpfer zurückkamen, waren ihr Sohn und zwei Enkel bereits tot, der jüngere war 17, so alt wie Rana. Zuerst, sagt sie, wurden die Männer erschossen, die Täter seien Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung gewesen, das deckt sich mit den Angaben von Menschenrechtsaktivisten. „Sie haben das Haus geplündert. Da war meine Oma noch am Leben“, sagt Rana, „später kamen sie wieder und haben meine Oma gesehen, die um ihren Sohn trauert. Sie fragten: Welche Religion? Antwort: Alawitin. Dann haben sie sie erschossen.“
So erzählt es Rana, eine Schülerin, die seit 2016 in Deutschland lebt. Was in Syriens Küstenregion geschehen ist, lässt sich schwer prüfen; Gerüchte gehen um, Fake News werden gezielt verbreitet. Fest steht nur: Es gab einen Aufstand von alawitischen Anhängern des gestürzten Assad-Clans, ebenfalls Alawiten. Und gleichzeitig wurde ein Massaker an Zivilisten verübt – mehr als 1.300 Menschen sollen getötet worden sein.
Rana heißt eigentlich anders, auch sie fühlt sich bedroht. „Wir sind in Deutschland, aber wir halten unsere Religion geheim“, sagt sie. In den sozialen Medien sah Rana auch Posts von Syrern, die die Gewalt offenbar bejubeln. „Lasst keinen übrig”, schrieben einzelne mit Blick auf die Alawiten. Ob es sich um reale Posts oder wiederum fingierte Propaganda handelt, ist unklar. Aber eines ist echt: Die Angst der alawitischen Minderheit.

Bei der Bundeswehr arbeiten auch Tausende Frauen. Wir zeigen, in welchen Arbeitsverhältnissen sie dort beschäftigt sind.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert, Jule Scharun
CORRECTIV ist spendenfinanziert
CORRECTIV ist das erste spendenfinanzierte Medium in Deutschland. Als vielfach ausgezeichnete Redaktion stehen wir für investigativen Journalismus. Wir lösen öffentliche Debatten aus, arbeiten mit Bürgerinnen und Bürgern an unseren Recherchen und fördern die Gesellschaft mit unseren Bildungsprogrammen.