Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser, 

heute geht es im Thema des Tages um einen Komplex, der alle Menschen im Land betrifft und der bei vielen Unsicherheit auslöst: die elektronische Patientenakte – Ende April bundesweit eingeführt und nun offenbar mit deutlichen Startschwierigkeiten. 

Wir wollen mit Ihnen gemeinsam recherchieren: Sie sind Ärztin oder Arzt und haben Erfahrungen mit der sogenannten ePA gemacht, die Sie mit uns teilen möchten? Oder Patientin/Patient, die uns dazu etwas aus eigenem Erleben mitteilen möchte? Dann nehmen Sie an unserer Umfrage teil (siehe unten). Und leiten Sie dies hier gern in Ihrem Bekanntenkreis weiter!

Außerdem im SPOTLIGHT: In Polen ist die Präsidentschaftswahl knapp zugunsten des Rechtsnationalisten Nawrocki ausgegangen. In der „Werkbank“ ordnet CORRECTIV.Exile-Leiterin Viera Zuborova ein, welche Bedeutung das hat.

Ich hoffe, Sie sind heute gut in die Woche gestartet. Schreiben Sie mir wie immer gern, was Sie bewegt: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Wenn Ärzte zu viel wissen

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Gefälschtes Titanic-Cover richtet sich gegen die Ukraine

Gute Sache(n): Ergründet: Dieser Tech-Milliardär ist entscheidend für den Rechtsruck in den USA • Sportgeräte per App ausleihen • Vulkan beim Ausbruch beobachten

CORRECTIV-Werkbank: Nach Präsidentschaftswahl: Polen am Wendepunkt

Grafik des Tages: Pride-Monat: Steigende Zahl an Straftaten gegen LGBTI-Personen

Die Bedenken waren nicht aus der Luft gegriffen: Schon zweimal wurden Sicherheitslücken bekannt.

Jetzt, ein paar Wochen nach der bundesweiten Einführung, gibt es erste Erfahrungsberichte – und wir wollen gemeinsam mit Ihnen herausfinden: Ist das ein flächendeckendes Problem?

Darum geht es:
Ein Gynäkologe aus Rheinland-Pfalz hat dem SWR ausführlich von seinen Erfahrungen mit der ePA berichtet. Seine Beispiele hat er dem Sender mit Ausdrucken aus der Datenbank belegt.

Er sagt: Über die ePA erfahre er deutlich mehr über die Patientinnen, als er wissen wolle und solle.

Was kann der Arzt in der ePA über mich sehen? Viele Leute haben offenbar bisher keinerlei Vorstellung davon. Quelle: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Zum Beispiel:
Er schildert den Fall einer Patientin, die kürzlich zum ersten Mal in seiner Praxis war. Durch den Blick in die ePA habe er gleich sehen können, dass die junge Frau in der Vergangenheit Opfer sexuellen Missbrauchs war.

Bei anderen Patientinnen habe er aus der Akte Informationen über Schwangerschaftsabbrüche oder Kinderwunschbehandlungen bekommen – und den Patientinnen sei nicht klar gewesen, dass all das in der Akte stand. 

Er habe aber auch allerlei Informationen aus den Akten gezogen, die mit seiner Zuständigkeit überhaupt nichts oder zumindest nicht direkt zu tun gehabt habe. Etwa Informationen über Essstörungen oder Depressionen.

Ein flächendeckendes Problem?
Sie sind Ärztin oder Arzt und haben ähnliche Erfahrungen mit der elektronischen Patientenakte? Oder Patientin/Patient und haben konkret erfahren, dass Ärzte über die ePA Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten hatten, die Sie gar nicht preisgeben wollten?

Dann schreiben Sie es uns – per Klick hier oder aufs Bild:

Woran liegt’s?
Das SPOTLIGHT-Team hat eine Reihe Beteiligter gefragt: Wie kann es dazu kommen, dass Ärztinnen und Ärzte über die ePA deutlich mehr über uns wissen, als sein sollte?

– Das Bundesgesundheitsministerium schaffte es nicht, uns heute auf die Fragen zu antworten,

– ebenso wenig der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der für die Einführung verantwortlich war.

– Geantwortet hat uns dagegen die Kassenärztliche Bundesvereinigung – die Berufsvertretung der niedergelassenen Ärzte. Sie schreibt: Grundsätzlich sei die Patientin oder der Patient dafür zuständig, die Akte zu führen. 

„Er kann beispielsweise festlegen, dass eine bestimmte Arztpraxis oder Apotheke seine ePA nicht einsehen darf.“
Kassenärztliche Bundesvereinigung

Das heißt: Die elektronische Patientenakte hat gerade für Kassenpatienten ein neues Zeitalter eingeläutet. Plötzlich ist jede und jeder selbst dafür verantwortlich, sich zu kümmern: Was steht über mich in der Akte? Was davon will ich teilen, und mit wem?

Tausende fordern Neuwahlen in Serbien 
Kundgebungen im ganzen Land gegen Korruption und für neue Parlamentswahlen. In insgesamt 25 Städten in Serbien demonstrierten die Menschen. Der Auslöser für die Proteste ist der Einsturz eines Bahnhofsvordaches vor rund einem halben Jahr, bei dem 16 Menschen starben. Die Demonstrierenden machen dafür die Korruption unter dem serbischen Präsidenten Vucic verantwortlich. 
spiegel.de

Berlin: Radeln für sichere Radwege 
Es war die 49. Fahrrad-Sternfahrt, die vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club vergangenen Sonntag veranstaltet wurde. Die Demonstration stellt jedes Jahr aufs Neue den Verkehr in Berlin auf den Kopf, da ein ganzer Autobahnabschnitt für die Veranstaltung gesperrt wird. Die Initiatoren fordern damit mehr Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrerinnen und Radfahrer. 
bz-berlin.de

CORRECTIV-Recherche: Lobby-Budget verdoppelt – Trumps evangelikale Unterstützer nehmen EU ins Visier
Seit dem Amtsantritt von Trump in den USA gewinnen evangelikale Hardliner an Macht – allen voran die Alliance Defending Freedom. Mit immer größeren Geldsummen treibt die rechts-religiöse Gruppe auch in der EU das Rollback voran.
correctiv.org

Bild: Symbolfoto: Christoph Hardt / Picture Alliance / Panama Pictures

So geht’s auch
Lust auf Volleyball, aber keinen Ball zur Verfügung? Oder es fehlt ein Schläger für das Padel-Spiel? In München verleiht ein Start-up an Dutzenden Standorten kostenlos Sportgeräte. Weder Pfand noch Mitgliedschaft sind nötig – das Smartphone genügt. 
watson.de

Fundstück
Er ist der aktivste Vulkan Europas und spuckt seit gestern wieder Lava. Hier können Sie ihn live beobachten:
youtube.com


Das Ergebnis ist ein ernsthaftes Hindernis für die Regierung von Premierminister Donald Tusk: Im Parlament hat er zum Beispiel keine Mehrheit, um ein präsidiales Veto zu überstimmen. Es wird erwartet, dass Nawrocki zentrale Reformen zum Stillstand bringen wird.

Nawrocki, bislang eine weitgehend unbekannte Persönlichkeit, war Direktor des Instituts für Nationales Gedenken und trat als sogenannter „bürgerlicher“ Kandidat an – allerdings mit klarer Unterstützung der rechtsgerichteten Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Während des Wahlkampfs sah er sich mit mehreren Skandalen aus seiner Vergangenheit konfrontiert. Auf seine Beliebtheit hatte das offensichtlich keinen Einfluss. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.