Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

seit März berichten wir über Gewalt und sexuelle Übergriffe vor allem im Jugendfußball. Gemeinsam mit dem Fußballmagazin 11FREUNDE hatten wir dazu aufgerufen, von solchen Erfahrungen zu berichten. Heute haben wir dazu einen neuen Bericht veröffentlicht. Er zeigt, wie Duschen und Umkleidekabinen zur Gefahr werden können. Mehr im Thema des Tages.

Wahrscheinlich haben Sie mitbekommen, dass am vergangenen Wochenende in vielen Städten CSD-Paraden stattfanden. Dort feiern queere Menschen und viele aus dem LGBTQIA+-Spektrum (eine Definition finden Sie hier) die Freiheit, die sie durch jahrzehntelange politische Kämpfe errungen haben. 

Doch der Wind scheint sich zu drehen. In Köln etwa hat einer der wichtigsten Unterstützer seine Förderung drastisch gekürzt: der US-Autobauer Ford. Offenbar eine Folge der Anti-Diversitäts-Gesetze unter Trump. Unser Team versucht nun, die genauen Gründe für diese Entscheidung zu erfahren. Die kürzlich getroffene Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz hilft dabei nicht unbedingt, den Betroffenen den Rücken zu stärken. Er sagte, die Regenbogenfahne werde nicht zum Christopher Street Day gehisst – weil der Bundestag schließlich „kein Zirkuszelt“ sei.

Thema des Tages: Wenn die Dusche zur Gefahr wird

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: „Importierter Antisemitismus“? Warum Fachleute Merz widersprechen

Gute Sache(n): Neue Partei von Elon Musk: Wie stehen die Chancen? • Rechtsextremen ihre Marke wegnehmen • Ungeschwärzt: Der Maskenbericht

CORRECTIV-Werkbank: AfD verbannt Remigrations-Begriff

Grafik des Tages: Todesopfer rechter Gewalt: Offizielle Statistiken unterschätzen die Zahl deutlich

Dazu haben wir gemeinsam mit dem Fußballmagazin 11FREUNDE Ende März eine Umfrage gestartet. Heute haben wir einen Bericht dazu veröffentlicht.

Illustration zu Gewalt im Jugendfußball.
Ehemalige Jugendspieler und -spielerinnen berichteten CORRECTIV und 11FREUNDE in einer Umfrage von Grenzverletzungen und Gewalterfahrungen in den Duschen und Kabinen ihrer Vereine. Illustration: Mohamed Anwar

Was unsere Umfrage ergeben hat:
Rund 490 Menschen nahmen bislang an der Umfrage teil. 40 von ihnen berichteten von Grenzverletzungen und Gewalterfahrungen in Duschen und in den Umkleiden von Fußballvereinen. Es geht um Bodyshaming. Es geht um den Zwang, mit dem Trainer duschen zu müssen – und zwar teilweise nackt. Und es geht auch um sexualisierte Übergriffe.

Mit zehn aktiven und ehemaligen Jugendspielerinnen und -spielern haben wir vertiefende Interviews geführt. Zudem haben wir Chatnachrichten ausgewertet, ebenso wie Gerichtsurteile und Jugendschutzkonzepte von Vereinen. In vielen Fällen zeigte sich: Es müssen nicht immer eindeutige Übergriffe sein, die ein klares Gefühl des Unwohlseins erzeugen. Das zeigen zum Beispiel diese Zitate:

„Unser Trainer hat uns gezwungen, immer nach dem Training vor Ort nackt zu duschen. Ich habe mich unwohl gefühlt. Manchmal hätte ich lieber zu Hause geduscht, oder nicht nackt.“
Ehemaliger Jugendspieler
Schleswig-Holstein

„Beim Wechsel in eine neue Mannschaft mit ca. zwölf bis 13 Jahren wurde uns vom Trainer vorgegeben, dass alle nach dem Training und nach Spielen gemeinsam duschen müssen, sonst dürfte man kein Teil der Mannschaft sein.“
Ehemaliger Jugendspieler
Nordrhein-Westfalen

Dabei ist laut Deutschem Fußball-Bund (DFB) ganz klar geregelt: „Das Duschen nach dem Training oder Spiel ist eine persönliche Entscheidung und darf nicht verpflichtend von Trainern eingefordert oder bei Nichtbefolgung sanktioniert werden.“

Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?
Zunächst mal: Danach fragen, ob es ein Kinder- und Jugendschutzkonzept im Verein gibt. Und wenn dies nicht der Fall sein sollte, sollten Eltern einfordern, dass ein solches Konzept erstellt wird. Das empfiehlt ein Experte für Kinderschutz.

Solche Wachsamkeit heißt übrigens nicht, dass die vielen Ehrenamtlichen, die sich für Jugendfußball engagieren und diesen damit überhaupt erst ermöglichen, unter einen Generalverdacht gestellt werden sollen. Vielmehr soll sie dazu beitragen, dass jungen Menschen der Spaß am Sport erhalten bleibt.

Sie haben weitere Hinweise?
Dann nehmen Sie an unserer Umfrage teil. Sie erreichen sie per Klick hier oder aufs Bild:

Überschwemmungskatastrophe in Texas: Suche nach Vermissten – und Schuldigen
In Texas sind bei Sturzfluten am Guadalupe River mindestens 81 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch viele Kinder. Inzwischen hat die Suche nach Verantwortlichen begonnen. Weil die Menschen vor den Fluten nicht ausreichend gewarnt worden waren, geraten Trumps Entlassungen beim Wetterdienst in den Fokus.
zeit.de 

Lokal: Muss die Berliner Polizei Razzien wegen Platzmangel verschieben?
Die Berliner Polizei diskutiert darüber, geplante Razzien verschieben zu müssen. Hintergrund ist offenbar, dass die Asservatenkammer der Berliner Justiz überfüllt ist. Ermittler finden das „beunruhigend“.
tagesspiegel.de 

Recherche: Wiederholter Beschuss bei Essensverteilung im Gaza – Organisation der Hilfszentren in der Kritik 
Wiederholt wurde in den vergangenen Wochen auf wartende Palästinenserinnen und Palästinenser bei den Essensausgaben im Gazastreifen geschossen. Ursächlich dafür ist wohl auch das fragwürdige Design der Hilfszentren, die von einer US-Stiftung organisiert werden. Das berichten die Washington Post und Der Standard.
washingtonpost.com / derstandard.de

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vor einem Mikrofon in den USA
Anfang Juni war Bundeskanzler Friedrich Merz zu Besuch in den USA. Bei einem Interview mit dem Sender Fox News sprach er von einem „importierten Antisemitismus“ – ein Begriff, den die Antisemitismus-Forschung ablehnt. (Foto: Michael Kappeler / DPA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Der „Stolzmonat“ ist eine rechte Bewegung, die sich gegen die Werte und Ziele des Pride Month stellt. Im Netz tummeln sich unter diesem Begriff Hass und Hetze. Zumindest war das so, bis der queere „Newsfluencer“ Fabian Grischkat selbst ein Patent auf die Marke angemeldet hat. Was er damit bezweckt und was aus der Marke „Stolzmonat“ geworden ist, erfahren Sie im Podcast unserer Jugendredaktion Salon5.
spotify.com

Fundstück
Seit einigen Wochen diskutiert die Öffentlichkeit über den Masken-Bericht und dessen Protagonisten: Jens Spahn. Zuerst zurückgehalten, dann mit vielen Schwärzungen veröffentlicht und nun in Gänze einsehbar. Die Süddeutsche Zeitung bespricht hier, warum gerade die vorher geschwärzten Passagen Jens Spahn vielleicht doch in die Bredouille bringen könnten. Und hier können auch Sie den Bericht vollständig lesen: 
fragdenstaat.de.


Laut dem rechten Publizisten Philip Harms lief die Streichung des „Remigrations“-Begriffs so: Alle Arbeitskreise der Fraktion sollten Vorschläge einreichen, ein Referent von Götz Frömming koordinierte – „Remigration“ landete im Entwurf, allerdings nicht beim Punkt „Abschiebung“, sondern bei Wohnpolitik. Die Fraktionsbüros von Weidel und Chrupalla ließen den Begriff gezielt tilgen. Das Manöver wurde an die Medien durchgestochen.

Anfänglich prägten den Begriff Björn Höcke in der AfD und Sellner im rechten Vorfeld als völkischen Tarnbegriff. Über ihn sollte das Trugbild der Homogenität des Staatsvolkes wiederhergestellt werden. Während Höcke es nur andeutet, wendet Sellner das Konzept der „Remigration“ ausdrücklich auch auf „Staatsbürger“ an, die er als „nicht-assimiliert“ einordnet. Und genau das ist verfassungswidrig. 

Wie das OVG Münster festgestellt hat, ist eine politische Zielsetzung verfassungswidrig, wenn sie aus einem ethnokulturellen Volksverständnis heraus die rechtliche Gleichheit aller Staatsbürger infrage stellt. Unter diese Definition fällt das, was Sellner Ende November 2023 in Potsdam vorschlug: „Remigration“ auch für „nicht-assimilierte Staatsbürger“, durch „Anpassungsdruck“ und „maßgeschneiderte Gesetze“ als „Jahrzehnteprojekt“.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Sebastian Haupt.