Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

Friedrich Merz und die Union wollen eine restriktive Migrationspolitik. Das will auch die AfD. Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied: Für viele AfD-Funktionäre steckt dahinter das Ziel einer vermeintlich homogenen Gemeinschaft. Das ist ein gefährliches Trugbild und widerspricht der liberalen Demokratie. 

Damit kurz vor der Bundestagswahl wirklich niemand sagen kann, sie oder er habe das nicht gewusst, haben wir noch einmal Aussagen führender Köpfe der Partei zusammengetragen – die genau dieses Denken deutlich zeigen. Heute unser Thema des Tages.

Außerdem im SPOTLIGHT: Was geschieht durch Trumps Intervention gerade in der Ukraine? Wer versucht gerade – und wie – am Lieferkettengesetz zu sägen? Und im Faktencheck des Tages: In München ist heute ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Die Hintergründe sind noch unklar – aber die Künstliche Intelligenz auf der Plattform X verbreitete schon gleich falsche Informationen.

Schicken Sie mir gern Ihre Anregungen für den SPOTLIGHT: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Wer ist deutsch?

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Bundestagswahl-Spezial: Alice Weidel im Kandidaten-Check von Salon5

Faktencheck: Auto fuhr in München in Menschenmenge: Chatbot Grok verbreitet falsche Informationen

Gute Sache(n): Welche Auswirkungen haben Skandale auf die Politik? • Mehr Deutschlandtickets als Autos in Hamburg • Dänen wollen Kalifornien kaufen

CORRECTIV-Werkbank: Elon Musk und die Regulierung Sozialer Netzwerke

Grafik des Tages: Neuer Rekord bei rechtsextremen Straftaten

Auch im Gutachten des Verfassungsschutzes von 2021, das Netzpolitik.org kürzlich veröffentlichte, spielte genau diese Frage eine zentrale Rolle: Wie verankert ist das völkische Gedankengut in der Partei? Die Aussagen von Parteimitgliedern spielten damals eine wichtige Rolle für die Einstufung der AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall.

Wir zeigen Ihnen hier ein paar Beispiele:

Der Bundestagsabgeordnete und die „Passdeutschen“:
Marc Jongen, heute Bundestagsabgeordneter für die AfD, sagte schon 2016 in einem Interview mit der Zeit: „Der Pass alleine macht noch keinen Deutschen“. Dahinter steht die Annahme, man könne nicht wirklich „deutsch“ werden, wenn man nicht über die passende Herkunft und den dazugehörigen kulturellen Hintergrund verfüge. 

Übrigens: Unser Grundgesetz stellt klar: Wer einen deutschen Pass hat, ist deutsch.


Gauland und der Fußball:
Der aktuelle AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland sorgte ebenfalls 2016 für Empörung, als er im Spiegel-Interview sagte, eine „deutsche oder englische Nationalmannschaft“ sei „schon lange nicht mehr deutsch oder englisch im klassischen Sinne“. Im „klassischen Sinne“, Chiffre für „biodeutsch“.


Tillschneider und das „völkische Licht“:
Für den AfD-Landtagsabgeordneten von Sachsen-Anhalt Hans-Thomas Tillschneider ist das „Deutschsein“ „das besondere Licht, das unsere gesamte deutsche Welt einhüllt“. In einer Rede auf dem Kyffhäuser von 2018 zeigt der AfD-Politiker die mystisch-romantischen Abgründe der völkischen Ideologie.


Die Ableitung: „Remigration“
Björn Höcke, einflussreicher Rechtsaußen der Rechtsaußen-Partei, machte schon 2018 in einem Buch klar, es brauche ein „großangelegtes Remigrationsprojekt“ – mit dem Ziel, das vermeintlich echte deutsche Volk zu schützen.

München: Auto rast in Menschenmenge – Söder geht von Anschlag aus 
In der bayerischen Landeshauptstadt sind mindestens 28 Menschen teilweise schwer verletzt worden, nachdem ein Mann mit einem Mini in eine Verdi-Demonstration gefahren war. Der Tatverdächtige soll ein 24-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan sein. 
sueddeutsche.de (Liveblog)

Auto fährt in Menschenmenge in München
Quelle: Matthias Balk / DPA / Picture Alliance

So geht’s auch
In Hamburg verfügen inzwischen mehr Menschen über ein Deutschlandticket als über ein zugelassenes Auto. Um den ÖPNV zu erweitern, wird in der Stadt viel gebaut – ein wichtiges Thema im aktuellen Hamburger Wahlkampf.
zdf.de 

Fundstück
Donald Trump will, dass Grönland Teil der USA wird. Eine dänische Petition, für die bereits 200.000 Menschen unterschrieben haben, unterbreitet ein (satirisches) Gegenangebot: Das skandinavische Land soll im Gegenzug Kalifornien kaufen. 
n-tv.de 


In der EU wird seit etwa einem Jahr der Digital Services Act (DSA) angewendet. Er verpflichtet die Betreiber großer Onlineplattformen, Maßnahmen zur Entfernung illegaler Inhalte und Minderung von gesellschaftlichen Risiken (zum Beispiel durch Desinformation) zu treffen. Darüber müssen die Plattformen Rechenschaft ablegen. Das ist unbequem.

Durch den DSA kann die EU auch Verfahren einleiten. Sie kritisierte 2024 Verstöße von Musks Plattform X, was zu Geldstrafen führen könnte. Musk kündigte einen Rechtsstreit an. Er hat als Unternehmer ein Interesse daran, die Regulierung abzuschaffen. Oder, wie er es nennt: die Meinungsfreiheit zu bewahren. Wie der Forscher Damian Tambini im Blog der London School of Economics and Political Science argumentierte, ist es für die Betreiber der Plattformen viel billiger, Inhalte nicht gründlich zu moderieren. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert und Sebastian Haupt.