
Vor gut zwei Jahren waren die USA noch ein anderes Land. Neidisch blickten damals viele auf die Entscheidung der Biden-Regierung, mehrere Investitionspakete über hunderte Milliarden US-Dollar aufzulegen.
Die Wirtschaft brummte, über den Green Deal wurden Milliarden in die ökologische Transformation der USA gepumpt. In Deutschland wurde befürchtet, dass Unternehmen nun in die USA gehen würden, weil es dort attraktiver ist.
Wie sich die Zeiten ändern.
Jetzt ist Deutschland am Zug. Die politische Einigung gestern ist der Grundstein für einen massiven Umbau des Landes. Eine Billion Euro für Aufrüstung und künftige Investitionen. Eine Billion, die hohe Erwartungen und viele Begehrlichkeiten weckt. Aber auch Befürchtungen, weil die Schulden steigen oder auch weil sich viele wegen der Militärausgaben sorgen.
Für diese Entscheidung war die neue Regierung der USA der letzte Auslöser. Weil Trump das Green-Deal-Amerika in eine Allianz mit Autokraten überführt. Weil er offenbar die Langzeit-Beziehung zu Europa beenden will.
Wenn wir uns bei Recherchen mit Geldflüssen beschäftigen, geht es meist um Geld, das nicht dahin fließen sollte, wofür es bestimmt war. Ob beim größten Steuerraub Europas, dem CumEx-Betrug, oder bei dubiosen Immobiliengeschäften, bei Korruptions-Deals der Rüstungsindustrie oder bei öffentlichen Geldern, die für private Vorteile abgezwackt werden.
Wohin wird das viele neue Geld gehen? Wir werden einen Schwerpunkt auch darauf legen und aufklären, wenn Geld in fragwürdige Kanäle fließt und eben nicht den Zwecken zugutekommt, für die es bestimmt ist.
Und wir werden mit Ihnen darüber diskutieren, was denn die Zukunftsaufgaben sein sollten und ob die nächste Regierung diese Aufgaben auch wirklich angeht.
Im CORRECTIV.Inside in diesem Spotlight ordnet meine Kollegin Gabriela Keller ein, wie die mörderischen Massaker in Syrien an den Alawiten einzuschätzen sind.
Ihnen wünsche ich ein schönes Wochenende. Unser Team hat über die Woche hervorragende Recherche-Empfehlungen gesammelt, die ich Ihnen sehr ans Herz lege.
Herzlich,
Ihr
Justus von Daniels
US-Behörden ohne Kontrolle
In einer beispiellosen Aktion entließ Präsident Trump über Nacht 17 Generalinspekteure verschiedener US-Bundesbehörden. Die abrupten Entlassungen der sogenannten „Watchdogs“ können als weiterer Schritt verstanden werden, die Gewaltenteilung aufzuheben. Denn ihre Aufgabe war es, als unabhängige Instanz die Einhaltung geltenden Rechts zu prüfen. Besonders brisant: Der Kongress erhielt nicht die gesetzlich vorgeschriebene 30-tägige Vorabinformation. Die New York Times lässt sieben dieser Watchdogs ihre Perspektive in einer beeindruckenden Kurz-Videoserie erzählen.
They Were the Watchdogs (nytimes.com, Englisch)
Merz: Mit Wortbruch zur Billion
Im Wahlkampf gab es einen Friedrich Merz, der sich zusammen mit der CDU noch vehement gegen Schulden stemmte. Innerhalb seiner Partei war seine abrupte Kursänderung nach der Wahl durchaus umstritten. In dieser sehr lesenswerten Rekonstruktion zeichnet der stern nach, dass der Sinneswandel der CDU-Führung nicht nur mit dem Verhalten von Donald Trump zu tun hat.
Der Milliardenpakt – Rekonstruktion eines Wortbruchs (stern.de, €)
Hollywood und Zensur aus China
Hollywood hat sich offenbar jahrelang den Vorgaben der chinesischen Regierung unterworfen – bis hin zur Selbstzensur. Seit 1997 meiden US-Studios heikle Themen wie Tibet oder Taiwan, um Pekings schwarze Liste zu umgehen. Stattdessen schmuggeln sie chinesische Helden in die Geschichten, während Stars wie Richard Gere in Ungnade fallen. Eine Arte-Dokumentation zeigt, wie China die Drehbücher Hollywoods beeinflusst – und welche Folgen das für die Zukunft des Kinos hat.
China vs. Hollywood: Traumfabrik unter Kontrolle (arte.tv)
Das Doppelleben der Daniela Klette
34 Jahre lebte sie unerkannt in Berlin, verborgen vor Freunden und Nachbarn. Als „Claudia“ mischte sie in der brasilianischen Kulturszene mit, doch ihre Vergangenheit erzählt eine andere Geschichte: die der mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristin und Serienräuberin. Nun steht sie vor Gericht. Wie konnte sie so lange unentdeckt bleiben? Die Süddeutsche Zeitung rekonstruiert Klettes Leben im Verborgenen.
Zwei Leben (sueddeutsche.de, €)
Ein Ex-Österreicher im Dienst des Kremls
Martin Held gilt für Russland als Vorzeigeperson, die aus dem Westen nach Russland umgesiedelt ist. Dort steigt Held als politischer Influencer auf. In seinen Videos verbreitet er russlandfreundliche Botschaften und wirbt für ein angeblich besseres Leben in Russland. Doch ganz aus freien Stücken scheint er das nicht zu tun: Eine Recherche vom Standard enthüllt, wie Russland gezielt Held und seine Arbeit finanziert.
Martin Held: Wie Russlands Staatsfernsehen einen Ex-Österreicher finanziert (standard.at)
Die Trump-Methoden der WADA
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zieht die Zügel bei der Medienkontrolle an: Beim kommenden Symposium in Lausanne müssen Journalisten strenge Auflagen hinnehmen, die ihre Berichterstattung stark beschneiden. Kritische Beiträge in sozialen Medien könnten zur Aberkennung der Akkreditierung führen. Die Methoden der WADA erinnern derweil an Trump.
WADA kastriert die Pressefreiheit (sportandpolitics.de)

CORRECTIV Inside
Seit einigen Tagen gehen auf meinem Handy wieder Bilder aus Syrien ein, und wie so oft, sind es Fotos von Toten, von Menschen, ermordet in einem Konflikt, für den sie nichts konnten: Leichen von Kleinkindern auf gemusterten Sofadecken, eine alte Frau, leblos und blutüberströmt auf ihrem Rollator. Eine Augenzeugin nahe der Küstenstadt Latakia schreibt: „Wir sind in Gefahr und wissen nicht, wie es weitergeht. Die Welt muss von diesen Verbrechen erfahren.“ Es sind vor allem Alawiten, Angehörige einer schiitischen Minderheit, die den Massakern zum Opfer fielen: Menschenrechtsgruppen gehen von 1300 Toten aus.
Die libanesische Journalistin Jenan Moussa hat auf der Plattform X (ehemals Twitter) eine Reihe von Fällen ausgelöschter Familien dokumentiert. Bashar al Assad, der ehemalige Diktator, gehörte den Alawiten an. Experten warnten nach seinem Sturz vor Racheangriffen. Aber die Lage ist verworren und vielschichtig: Den Massakern ging ein Aufstand von Assad-Loyalisten voraus. Kurz danach verbreiteten sich Berichte von Angriffen auf Zivilisten, Massenmorden, Plünderungen, Hinrichtungen.
Eine Recherche der New York Times auf Basis von Satellitenbildern zeigte, wie sich Hunderte Zivilisten in der Region in eine russische Luftwaffenbasis flüchteten. Berichten zufolge waren zwei bewaffnete Gruppen verantwortlich: Die Abu Amsha und die Hamzat Divisionen, die zu der von der Türkei unterstützten Syrian National Army gehörten – und nun Teil des zusammengewürfelten Mischmasch aus Milizen und Bewaffneten sind, die der neue Machthaber Ahmed al Sharaa in seine Armee eingliedern will. Unter den Kämpfern gibt es auch zahlreiche ausländische Kämpfer, Tschetschenen oder etwa Uiguren aus China, manche davon sind Extremisten – und nach Jahren von Gewalt und Chaos extrem brutalisiert. Das Massaker zeigt, wie wenig er die unterschiedlichen Einheiten unter Kontrolle hat.
Der lange Arm von Team Trump
Führende CDUler fürchten eine schleichende Trumpisierung der CDU. CORRECTIV-Recherchen zeigen die Strategien von millionenschweren Stiftungen, um in Europa Einfluss zu nehmen. Spuren der Geldflüsse führen in die amerikanische Großindustrie, ins MAGA-Lager und zu Ölkonzernen.
correctiv.org
AfD-Abgeordneter bei Mercedes: Mitarbeiter beschweren sich
Der AfD-Landtagsabgeordnete Miguel Klauß erlangte mit einem „Abschiebekalender“ zweifelhafte Bekanntheit. Innerhalb seiner Partei gilt er als Hardliner. Neben seinem Mandat ist er bei Mercedes in Sindelfingen als Einkäufer beschäftigt. Unter den Mitarbeitern regt sich Widerstand: Sein Verhalten passe nicht zu den Leitlinien des Unternehmens.
correctiv.org
Drohender Energie-Deal zwischen USA und Russland
Im Vordergrund stehen Verhandlungen zu einem Waffenstillstand. Im Hintergrund werden Deals vorbereitet: Putins Russland und Trumps USA sollen seit einigen Monaten über einen Kauf der Nord Stream-Infrastruktur verhandeln. Von Interesse für US-Konzerne könnte auch weitere Energieinfrastruktur sein, die russischen Konzernen gehört. Deutschland schaut nur zu. Eine gemeinsame Recherche mit IStories.
correctiv.org
(Un)Heimliche Meinungsmacher
Mit Gratisblättern können rechte Unternehmer, darunter Christoph Blocher und andere führende SVP-Mitglieder, mehr als jeden vierten Schweizer erreichen. CORRECTIV in der Schweiz hat die Zeitungen analysiert. Das Ergebnis: Viel PR und Meinungsmache getarnt als Journalismus.
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Martin Böhmer und Finn Schöneck.
CORRECTIV ist spendenfinanziert
CORRECTIV ist das erste spendenfinanzierte Medium in Deutschland. Als vielfach ausgezeichnete Redaktion stehen wir für investigativen Journalismus. Wir lösen öffentliche Debatten aus, arbeiten mit Bürgerinnen und Bürgern an unseren Recherchen und fördern die Gesellschaft mit unseren Bildungsprogrammen.