Deine Stimme, deine Themen
Sechs Lokalredaktionen richten ihre Wahlberichterstattung zur Bundestagswahl neu aus: Im Fokus stehen drängende Fragen aus der Bevölkerung, zu denen sich Politikerinnen und Politiker positionieren sollen.
Klassische Wahlberichterstattung fängt meistens bei den Themen an, die Parteien und Kandidierende auf die öffentliche Agenda setzen. Aber sind das auch die Themen, die den Menschen wirklich wichtig sind?
Sechs Lokalmedien (Bürgerportal Bergisch Gladbach, Kolumna, Rums, Stader Tageblatt, Viernull und Wokreisel) haben zusammen mit CORRECTIV das Prinzip auf den Kopf gestellt. Die Lokalmedien richten ihre Wahlberichterstattung nach den Themen aus, die Wählerinnen und Wähler besonders interessieren. Dafür haben sie in ihren Regionen gefragt: „Worüber sollen die Kandidatinnen und Kandidaten im Wahlkampf sprechen?“ und „Welche Frage würdest du den Kandidatinnen und Kandidaten dazu stellen?“.
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Mehr als 2.000 Menschen haben sich an Umfragen beteiligt, die über den CrowdNewsroom von CORRECTIV realisiert wurden. Aus den Antworten haben die Lokalmedien jeweils ihre eigene regionale Wahlagenda erstellt. Mit diesen Themen konfrontieren sie nun die Kandidierenden und richten danach ihre Schwerpunkte in ihrer Wahlberichterstattung bis zur Bundestagswahl am 23. Februar aus.
Die Idee für das Projekt stützt sich auf das in den USA entwickelte Konzept der „Citizen Agenda“. Lokalmedien weltweit haben es erfolgreich genutzt, um die Wahlberichterstattung zu verbessern.
Bei „Deine Stimme, deine Themen“ setzten wir eine vereinfachte Version um. Der Bruch der Ampelkoalition ließ uns weniger Zeit, um mehrere Interaktionsstufen mit den Menschen vor Ort zu gestalten.
Zwischen dem 2. und 18. Dezember 2024 haben wir über den CrowdNewsroom in sechs deutschen Regionen eine Online-Umfrage gestartet. Sie enthielt zwei Fragen: Worüber sollen die Kandidatinnen und Kandidaten im Wahlkampf sprechen? Welche Frage würdest du den Kandidatinnen und Kandidaten dazu stellen?
Die sechs beteiligten Lokalmedien verbreiteten die Umfrage über ihre üblichen Kanäle wie Newsletter, Webseite, Social Media oder auch ihre Tageszeitung. Zudem bemühten sie sich, auch Menschen vor Ort zu erreichen, die sie sonst nicht ansprechen. Die Redaktionen verteilten Postkarten und suchten das Gespräch an zentralen Begegnungsplätzen (Busbahnhof, Marktplatz etc.). CORRECTIV machte die Umfragen zusätzlich über eigene Kanäle wie den Spotlight-Newsletter bekannt.
Insgesamt gingen 2.193 Einträge ein. Diese Antworten werteten die Lokalmedien bis Mitte Januar aus. Sie arbeiteten nicht identisch (Beispiel rums), tauschten sich jedoch regelmäßig aus, um Erfahrungen zu teilen. Zuerst bildeten sie aus den Antworten wiederkehrende Kategorien. Danach prüften sie, ob sich aus den Kategorien und den Fragen an die Politik klare Schwerpunkte in einem Themenfeld herauskristallisieren. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Schwerpunkte unterschiedlich detailliert sind.
Am 15. Januar ist diese Seite mit einer lokalen Wahlagenda für jede der sechs Regionen aktualisiert worden. Die Lokalmedien begannen, die Bundestagskandidierenden vor Ort zu befragen und nutzten die Top-Themen als Leitfaden für ihre Wahlberichterstattung.
Die Umfragen sind nicht repräsentativ. Die Antworten zeigen, was die Leserschaft der Lokalmedien interessiert, nicht die gesamte Bevölkerung. Ein Beispiel: Im repräsentativen „ARD-Deutschland-Trend“ geben die Befragten „Zuwanderung / Flucht“ (37 Prozent) und Wirtschaft (34 Prozent) als wichtigste Themen an. Umweltschutz und Klimawandel folgen auf dem vierten Platz.
Kontakt für Fragen zur Methodik: lokal@correctiv.org
Die Ergebnisse
Ein Top-Thema ist überall der Klimaschutz. In fünf der sechs Regionen wird es sogar am häufigsten genannt. Hunderte Teilnehmende fragen nach konkreten Maßnahmen, wie die Klimaziele erreicht und finanziert werden können. Besonders in den ländlichen Regionen fordern viele einen besseren öffentlichen Nahverkehr und sichere Radwege.
Überall werden auch Fragen zur sozialen Ungerechtigkeit gestellt. Weitere Schwerpunkte in fast allen Regionen umfassen die Themen „Migration und Integration“ und „Verkehr und Infrastruktur“. In den größeren Städten, Düsseldorf und Münster, ist für die Menschen zudem bezahlbarer Wohnraum ein zentrales Thema.
Bergisch Gladbach
Im Bergischen Land gingen 433 Antworten ein. Das Bürgerportal hat eine „WahlAgenda“ mit allen Ergebnissen veröffentlicht. Am 24. Januar wird es vor Ort eine Diskussion geben. Das sind die fünf Top-Themen, die dem Lokalmedium am häufigsten genannt wurden:
Das Thema beschäftigt vor allem jene, die den Kampf gegen die Klimakrise für unzureichend halten – aber auch einige, die sich um Kosten, soziale Folgen oder wirtschaftliche Auswirkungen sorgen. Konkrete Fragen betreffen das Klimageld, das Heizungsgesetz, die Klimagerechtigkeit, naturnahe Gärten, Starkregen, Kernkraft und ein Tempolimit.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Wie kann es schneller gelingen, die erneuerbaren Energien auszubauen?
- Wie werden Sie sich für die Reduzierung von CO2 einsetzen?
- Wie kann die Industrie klimafreundlich umgebaut werden?
- Wie schaffen Sie es, dass in Städten und Ortschaften weniger Autos auf der Straße sind, damit Fahrradfahrer/Fußgänger sicherer und somit auch gesünder leben können?
Viele Beiträge behandeln die Zukunft und Stabilität der sozialen Sicherungssysteme wie Rente, Pflege und Gesundheit. Bezahlbarer Wohnraum und steigende Mieten stehen im Mittelpunkt. Auch der Abbau von Arbeitsplätzen und faire Löhne sind Themen.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Wie wollen Sie die Schere zwischen Arm und Reich wieder schließen?
- Wie wollen Sie ein verlässliches Rentensystem aufbauen, von dem Rentner angemessen leben können?
- Was planen Sie in Bezug auf die bezahlbare Gesundheitsfürsorge in Zeiten von Medikamentenmangel, langen Wartezeiten bei Arztterminen für gesetzlich Versicherte und Pflegenotstand?
- Setzen Sie sich für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine progressivere Besteuerung ein?
Über 50 Mal stellten die Menschen Fragen zur Bildung im engeren Sinne. Doch auch der schlechte Zustand der Schulgebäude, Defizite in der Kinderbetreuung und Probleme in den Kitas beschäftigen viele.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Durch welche Maßnahmen wollen Sie Bildungs- und Chancengleichheit sicherstellen, beginnend mit der Kita, über Schule, bis zu Ausbildung und Uni?
- Wie wollen Sie für ausreichend Kita- und OGS-Plätze und genügend Erzieher und Lehrer sorgen?
- Wie wollen Sie die Sanierung von Schulen beschleunigen?
Bei einem Thema sind sich offenbar wirklich alle einig: Die Bürokratie müsse abgebaut werden. Oft fallen auch Stichworte wie fehlende Wachstumsimpulse für die Wirtschaft, mangelhafte Infrastruktur, das Steuersystem, die Schuldenbremse und Probleme bei der Digitalisierung.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Es sind epische Investitionen nötig, um den Sozialstaat zu erhalten, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und die ökologischen Ziele einzuhalten. Wie wollen Sie das (finanziell) hinbekommen?
- Sind Sie für eine Reform der Schuldenbremse?
- Ist eine Reichensteuer eine Option?
- Wann kann ich Behördengänge endlich online machen?
Etwa ein Viertel der Beiträge in diesem Themenbereich fordert, die Einwanderung zu begrenzen und die Rückführungspraxis zu verschärfen. Etwas seltener vertreten sind Positionen, die eingewanderten Menschen positiv gegenüberstehen. Die meisten Fragen zielen auf eine bessere Integration ab, besonders vor Ort in Bergisch Gladbach.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Wie können die Kommunen so unterstützt werden, dass sie die Integration anständig leisten können?
- Was wollen Sie tun, um die ungesteuerte Migration zu regeln?
- Warum werden keine Strukturen geschaffen, um integrationswillige Migrant:innen (über Deutschkurse hinaus) beim Weg in ein Arbeitsleben zu begleiten?
- Wie wollen Sie sicherstellen, dass abgelehnte Asylbewerber das Land zeitnah verlassen?
Düsseldorf
In der NRW-Landeshauptstadt gingen 410 Antworten ein. VierNull berichtet auf einer Politik-Themenseite über alle Ergebnisse. Das sind die fünf Top-Themen, die dem Lokalmedium am häufigsten genannt wurden:
Viele fragen sich, wie die Wirtschaft wieder belebt werden kann und wie wir der Inflation nachhaltig begegnen können. Dabei ist ein ganz konkreter Wunsch: Das Leben soll wieder bezahlbarer werden.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Welche sind Ihre drei konkreten Schritte, um die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen?
- Wie kann das Leben für die Menschen bezahlbar sein und bleiben?
Die meisten sind sich einig: Wir brauchen konkrete Maßnahmen gegen die Klimakrise. Doch wie möchte die Politik vorgehen? Häufig genannt werden das Klimageld, ein mögliches Tempolimit und die Vereinbarkeit von Klimaschutz mit einer stabilen Wirtschaft.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Welche Maßnahmen gegen den Klimawandel verfolgen Sie konkret?
- Wie stehen Sie zu einem flächendeckenden Tempolimit in Deutschland?
Mehrere Teilnehmende beschäftigen sich mit der Frage, wie Migration begrenzt werden kann. Zudem werden Sorgen zum Umgang mit Kriminalität geäußert. Weitere Antworten zeigen, dass vielen Menschen eine bessere Integration wichtig ist.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Was tun Sie, damit geflüchtete Menschen und Arbeitsmigranten gut integriert werden und schnell auf dem Arbeitsmarkt ankommen und sich in Deutschland wohlfühlen?
- Wie möchten Sie die Migration eindämmen?
- Wie wollen Sie das Problem mit Gewalttätern mit Migrationshintergrund lösen?
Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich sehen viele als drängendes Thema. Sie stellen Fragen rund um den Mindestlohn, eine Vermögenssteuer und das Bürgergeld.
Diese Frage soll die Politik beantworten:
- Mit welchen konkreten Maßnahmen wollen Sie die Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Arme, in Gewinner und Verlierer, überwinden?
Die Mieten steigen, der Wohnungsmarkt ist auch in Düsseldorf hart umkämpft. Einige wollen wissen, was die Politik tun wird, um das Wohnen wieder bezahlbar zu machen. Als Maßnahmen werden Mietpreisbremse, Mietendeckel und mehr Wohnungsbau genannt. Ein weiterer Themenkomplex umfasst die Mobilitätswende. Es geht um die Deutsche Bahn, den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und bessere Radwege.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Wie soll Wohnen bezahlbarer werden?
- Wie wollen Sie die steigenden Mieten bekämpfen?
Dahme-Spreewald
Mehr als 50 Menschen nahmen im Verbreitungsgebiet von Wokreisel (Dahme-Spreewald, Teile von Teltow-Fläming) an der Umfrage teil. Eine ausführliche Analyse hat das Lokalmedium in diesem Artikel veröffentlicht. Diese fünf Themen wurden am meisten genannt:
Viele Teilnehmende fragen, wie die Kandidierenden dem Klimawandel entgegenwirken und wie sie die „notwendige Klimaneutralität“ umsetzen wollen. Andere greifen bestimmte Aspekte heraus, etwa, wie die Wirtschaft weiter dekarbonisiert und wie Deutschland unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden kann.
Sie möchten auch von der Politik unterstützt werden, um selbst Teil der Energiewende zu sein und fragen sich, welche Ansätze die Kandidierenden verfolgen wollen, um vulnerable Gruppen im Klimakollaps zu schützen.
Mehrere Fragende sehen eine Gefahr durch Rechtsextremisten und wollen wissen, warum die AfD noch nicht verboten worden sei und was unternommen werde, damit es dazu komme. Einer möchte wissen: „Wie gebieten Sie dem Faschismus im Parlament Einhalt?“
Ein weiterer fragt vor dem Hintergrund, dass in Brandenburg laut Verfassungsschutz vor allem Rechtsextremismus ein Problem sei und eine 0-Toleranz-Strategie gefahren werden solle: Wie wollen Sie diese Strategie umsetzen, um betroffene und gefährdete Personen zu schützen? Wie soll auch die Bereitschaftspolizei auf diese Aufgabe vorbereitet werden?
Was wurde bei der Kindersicherung und Altersvorsorge bisher erreicht? Was soll konkret angegangen werden? Viele Menschen wollen Vorschläge für die gerechtere Verteilung von Wohlstand. Mehrmals geht es um soziale Ungerechtigkeit. Es wird gefragt, wie Lebenshaltungskosten („Energie, Krankenkasse, Grundsteuer“) gesenkt werden können.
Einem Fragenden ging es konkret darum, wie sozialer Wohnungsbau gefördert werden kann. Den Aspekt auf konkrete Hilfsangebote für Jugendliche spricht eine jüngere Frau an: Wann ist mit einem breiteren Ausbau von Beratungsstrukturen (Soziale Beratung, Suchtberatung, Jugendberatung, psychosoziale Beratung) zu rechnen?
Viele Menschen wünschen sich, dass Busse auch „bis in den letzten Winkel des Landes“ fahren, ohne dass man „drei Mal umsteigen oder ewig auf den Anschluss warten“ müsse. „Mobilität auf den letzten zehn Kilometern (bis zur nächsten Regionalbahn)“, lautet eine weitere Forderung. Teil davon solle auch eine gute Radinfrastruktur sein, „die sicher ist und wirklich Kommunen verbindet“. Als Ziel wird eine Region formuliert, in der sich junge Menschen und Familien wohlfühlen. Dazu gehöre auch der Ausbau von Glasfaser und Breitband.
Ein kontroverser Themenblock: Für einige Menschen sind es „viel zu viele Migranten in unserer Region“ und sie fragen: „Planen Sie eine Abschiebeoffensive?“, oder „Werden gewalttätige Zuwanderer mehr abgeschoben als bisher?“
Auf der anderen Seite wird auf die Schutzbedürftigkeit von Geflüchteten verwiesen und gefragt: „Wie stehen Sie, nach Ihrem Demokratieverständnis, zum Grundsatz, dass alle Menschen gleich sind?“ Immer wieder wird auch nach besseren Integrationsmöglichkeiten gefragt, etwa wie eine „zügige Integration von Flüchtlingen in den regionalen Arbeitsmarkt“ möglich sei.
Lindau
Am Bodensee haben 119 Menschen an der Umfrage teilgenommen. Auf einer Themenseite berichtet kolumna über alle Ergebnisse. Das sind die fünf Top-Themen, die dem Lokalmedium am häufigsten genannt wurden:
Die meisten Teilnehmenden sind besorgt über den Klimawandel und betrachten den Umweltschutz als wichtiges Thema. Sie fragen, ob und wie die Klimaziele erreicht werden können und welche Lösungen die Kandidierenden anbieten. Viele sehen einen Zusammenhang zwischen Industrie und Wirtschaft und möchten wissen, ob die Wirtschaft zuerst stabilisiert werden muss, bevor Klimathemen angegangen werden können, oder umgekehrt.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Wie wollen Sie die Klimaziele erreichen?
- Welche Maßnahmen planen Sie, um die Bemühungen zu intensivieren, das Pariser Klimaziel noch annähernd zu erreichen?
- Welche Anreize werden für die Klimaneutralität gesetzt?
- Wie wollen Sie die Flächenversiegelung stoppen und wie vor Überschwemmungen durch Starkregen schützen?
Einige Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen besseren öffentlichen Nahverkehr und eine bessere Anbindung der umliegenden Gemeinden an Lindau, besonders am Abend. Sie fordern eine nachhaltigere Gestaltung der Mobilität. Dies steht im Zusammenhang mit dem günstigeren Deutschlandticket und der Idee einer autofreien Lindauer Insel.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Was wollen Sie für den öffentlichen Nahverkehr tun?
- Wie wollen Sie die Mobilitätswende vorantreiben?
- Kann ein Deutschlandticket nicht auch querfinanziert werden, mit Einnahmen aus Treibstoff (Auto/ Flugzeuge) oder Abschaffung der Dienstwagenpauschale?
- Wann werden die Bahnhöfe im Landkreis wieder reaktiviert (z.B. Hergensweiler und Schlachters)?
Einige Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen besseren öffentlichen Nahverkehr und eine bessere Anbindung der umliegenden Gemeinden an Lindau, besonders am Abend. Sie fordern eine nachhaltigere Gestaltung der Mobilität. Dies steht im Zusammenhang mit dem günstigeren Deutschlandticket und der Idee einer autofreien Lindauer Insel.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Was wollen Sie für den öffentlichen Nahverkehr tun?
- Wie wollen Sie die Mobilitätswende vorantreiben?
- Kann ein Deutschlandticket nicht auch querfinanziert werden, mit Einnahmen aus Treibstoff (Auto/ Flugzeuge) oder Abschaffung der Dienstwagenpauschale?
- Wann werden die Bahnhöfe im Landkreis wieder reaktiviert (z.B. Hergensweiler und Schlachters)?
Viele fordern, dass Kinder und Jugendliche stärker in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen rücken. Sie wollen die Betreuung sichern, Chancengleichheit für bildungsferne Gruppen erhöhen und die kulturelle Bildung fördern. Zudem setzen sie sich für die Einführung der Kindergrundsicherung ein. Einige wünschen sich auch mehr Zug- und Busverbindungen für Jugendliche.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Wie kann die Jugend in ihren Zukunftsperspektiven unterstützt werden?
- Wie kann es gelingen, dass die jüngere Generation zur Selbstständigkeit und zum Engagement sowie zur digitalen Bildung befähigt wird?
- Wie wollen Sie den Personalmangel in Kitas beheben?
Viele Menschen wünschen sich von der Politik eine sachliche Diskussion über Integration und Migration. Sie fordern eine neutrale und menschenwürdige Debatte. Besonders interessiert sie die Haltung der Politikerinnen und Politiker zur Zukunft der in Deutschland lebenden Syrerinnen und Syrer.
Diese Fragen soll die Politik beantworten:
- Was sagen Sie zu einem Zuwanderungsgesetz, um notwendige Migration besser zu steuern?
- Wie sieht die Zukunft für Personen mit Migrationshintergrund aus?
- Warum wird dieses Thema (Asylpolitik, Anm. d. Red.) mittlerweile von keiner Partei mehr sachlich behandelt?
- Was passiert mit Syrern und Syrerinnen in Deutschland? Wie kann man die Integration und Inklusion in Deutschland fördern?
Münster
In der Domstadt haben 685 Menschen an der Umfrage teilgenommen. Rums veröffentlicht zentrale Ergebnisse in einem Newsletter, alle Antworten in einer Tabelle und leitet die 15 am häufigsten gestellten Fragen an die Politik weiter. Das sind die fünf Top-Themen, die dem Lokalmedium am häufigsten genannt wurden:
Etwa die Hälfte der Nennungen betrifft Klimaschutz und Umweltpolitik. Diese Themen stehen mit Abstand an erster Stelle. Den Teilnehmenden liegt besonders die Einhaltung der Klimaziele am Herzen. Oft fragen sie, wie sich wirtschaftliches Wachstum mit Nachhaltigkeit vereinbaren lässt.
Fragen an die Politik:
- Wie wollen Sie die Klimaziele erreichen?
- Wie wollen Sie die grüne Transformation sozial gerecht umsetzen?
- Wann wollen Sie die umweltschädlichen Subventionen beenden?
- Wie wollen Sie Wachstum und Nachhaltigkeit zusammenbringen?
Viele Teilnehmende stellten Fragen, die ähnliche Chancen für alle Menschen in der Gesellschaft beinhalten. Dabei wurden besonders zwei Spaltungslinien deutlich: zwischen Arm und Reich, sowie zwischen Jung und Alt. Auch der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Reichensteuer haben damit zu tun.
Fragen an die Politik:
- Wie wollen Sie die soziale Gerechtigkeit stärken?
- Wie wollen Sie Generationengerechtigkeit herstellen?
- Wollen Sie eine Reichensteuer einführen?
- Wie wollen Sie die Rente sichern?
Auch in der Großstadt Münster beschäftigt die Menschen, wie bezahlbarer Wohnraum gesichert werden kann. Dabei stehen besonders Familien und Normalverdienende im Fokus.
Fragen an die Politik:
- Wie wollen Sie bezahlbaren Wohnraum schaffen?
- Was wollen Sie dafür tun, dass die Mieten in Münster auch wieder für Familien und Alleinstehende erschwinglich werden?
- Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um den aktuellen Wohnraummangel in Deutschland kurz- als auch langfristig zu lösen?
- Wie wollen Sie Wohnraum für Normalverdiener:innen schaffen?
Bildung und Betreuung stehen für die Menschen vor Ort im Mittelpunkt, wenn es um die Zukunft von Kindern und Jugendlichen geht. Oft fragen sie, wie man Chancengleichheit und Entwicklung fördern kann und welche Maßnahmen geplant sind, um allen jungen Menschen optimale Voraussetzungen zu bieten.
Fragen an die Politik:
- Was wollen Sie für eine gute Bildung tun?
- Wie kann die Kita-Situation verbessert werden?
- Wie wollen Sie die Jugend unterstützen?
Der Verkehr spielt eine zentrale Rolle in der Klimapolitik und der Lebensqualität. Viele wollen wissen, wie der öffentliche Nahverkehr wachsen soll. Auch, ob eine autofreie Innenstadt realistisch ist und wie man den Autoverkehr einschränken kann, beschäftigt die Teilnehmenden.
Fragen an die Politik:
- Wollen Sie den ÖPNV ausbauen?
- Setzen Sie sich für ein generelles Tempolimit ein?
- Sind Sie für eine autofreie Innenstadt?
- Wie wollen Sie die Klimaziele im Verkehrssektor erreichen?
Stade
In Niedersachsen haben sich 470 Personen an der Umfrage beteiligt. In diesem Artikel berichtet das Stader Tageblatt über alle genannten Schwerpunkte. Das sind die fünf Top-Themen, die dem Lokalmedium am häufigsten genannt wurden:
Mehr als 100 Personen nannten den Klimaschutz. Oft als einziges und grundlegendes Zukunftsthema. Die Sorge um eine lebenswerte Zukunft kommt teilweise deutlich zum Ausdruck.
Sie fragen beispielsweise: „Welche Maßnahmen und Anstrengungen unternehmen Sie, um den Klimawandel zu stoppen?“ Die Finanzierung, die Frage nach Klima-Zielen und das Einbeziehen der Menschen auf diesem Weg flankieren das Thema Klimaschutz.
Der Umgang mit Migration und die Integration von Zuwanderern beschäftigt die Teilnehmenden auf ganz verschiedene Arten. Ein Schwerpunkt: die Regulierung von Zuwanderung. Wie Menschen, die kein Bleiberecht haben oder straffällig werden, abgeschoben werden können, wird mehrfach gefragt. Viele wollen auch wissen, wie arbeitswilligen Fachkräften die Zuwanderung erleichtert werden könnte – oder gut integrierten Einwanderern das bleiben. Eine mehrfach gestellte Frage an die Politik ist auch: „Wie stehen Sie zu dem Sterben im Mittelmeer?“
„Was wird die Regierung tun, damit keine Unternehmen Deutschland mehr verlassen und Bürger ihre Jobs verlieren?“ Eine ähnliche Frage stellen viele, die sich angesichts der Wirtschaftskrise Sorgen machen. Wie die Zukunft des Industriestandorts und die Energiewende miteinander vereinbar sind, wird die Politik gefragt. In mehreren Antworten wird adressiert, in Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur und Wirtschaftsförderung zu investieren. Eine überbordende Bürokratie soll abgebaut werden.
„Wie lange wollen sie noch zu langsam und zu wenig liefern und Putin weiter in die Hände spielen?“: Das ist eine Perspektive auf Deutschlands Umgang mit dem Ukraine-Krieg. Viele äußern aber auch Bedenken gegen Waffenlieferungen in die Ukraine, andere fragen, wie diplomatische Anstrengungen für einen möglichst schnellen Friedensschluss aussehen könnten. Ein anderes Thema, wie Deutschland sich für das Ende des Kriegs in Gaza einsetzen könnte. Wie die Bundeswehr verteidigungsfähig aufgestellt werden kann, beschäftigt viele – aber auch die Frage, wie das zu finanzieren ist.
Die Menschen wollen Antworten zu ihrer Infrastruktur: Werden die A26 und die A20 weitergebaut? Wann kommt der Elbtunnel? Die Planungen hängen wie ein Damoklesschwert über der Elbfähre Wischhafen – Glückstadt, finden die Teilnehmenden. Und dann gibt es auch noch Buxtehude: Kommt der Autobahnzubringer? Auch die Gegner melden sich zu Wort: „Keine weiteren Autobahnen, kein weiterer Elbtunnel!!“ Das Geld müsse für Radstraßen und öffentlichen Nahverkehr ausgegeben werden. „Tausende pendeln täglich nach Hamburg. Was sind Ihre Aktionen, um Stade kurzfristig zuverlässig an Hamburg anzubinden?“ Womöglich würden einige ihr Auto stehen lassen, wenn es die Infrastruktur hergeben würde? „Wann werden auch endlich ländlichere Regionen bedarfsgerecht an den ÖPNV angeschlossen?“, fragt jemand.
Was du jetzt tun kannst
Wählen ist nur eine Möglichkeit, sich an einer Demokratie zu beteiligen. Mit diesen Werkzeugen kannst du gestalten:
Direkte Demokratie
In jedem Bundesland existieren unterschiedliche Bürgerrechte. Diese umfassen Informationsfreiheit, Petitionen oder auch Volksbegehren. Der Verein Mehr Demokratie listet auf dieser Übersichtsseite verschiedene Instrumente auf, die du nutzen kannst.
Die Kandidierenden fragen
Auch Abgeordnetenwatch setzt sich für Bürgerinnenbeteiligung ein. Auf dem Portal kannst du über eine PLZ-Suche den für dich zuständigen Politikerinnen und Politikern eine Frage stellen. Zusätzlich findest du in den Profilen weitere Informationen zum Abstimmungsverhalten, Ausschussmitgliedschaften und Nebentätigkeiten. Diese Funktion wird zeitnah über ein neues Wahlportal zur Bundestagswahl erweitert.
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Credits
Projektmanagement: Christina Braun Redaktion: Robin Albers, Luis Beyerbach, Miriam Lenz, Jonathan Sachse, Pia Siber (alle CORRECTIV.Lokal) und Tobias Hauswurz (CORRECTIV.Starthub) CrowdNewsroom: Marc Engelhardt, Will Franklin, Hanna Fröhlich, Sven Niederhäuser Design und Entwicklung: Mohamed Anwar, Maximilian Bornmann, Philipp Waack Kommunikation: Esther Ecke, Hanna Guggenberger, Luise Lange-Letellier Lokalredaktionen: Ronja Straub (Kolumna), Julia Baumann-Scheyer (Kolumna), Dörthe Ziemer (Wokreisel), Anping Richter (Stader Tageblatt), Christian Herrendorf (VierNull), Andreas Endermann (VierNull), Georg Watzlawek (Bürgerportal Bergisch Gladbach), Kathy Stolzenbach (Bürgerportal Bergisch Gladbach), Thomas Merkenich (Bürgerportal Bergisch Gladbach), Ralf Heimann Julia Albers (RUMS), Anna Niere (RUMS), Sebastian Fobbe (RUMS)
Das Projekt „Deine Stimme, deine Themen“ ist angelehnt an das Konzept der Citizen Agenda, das bereits weltweit in zahlreichen Ländern erfolgreich für eine bessere Wahlberichterstattung umgesetzt wurde.
Diese Themenseite wurde am 2.12.2024 veröffentlicht und wird seitdem fortlaufend aktualisiert.
Kontakt für Anfragen: lokal@correctiv.org