Faktencheck

Doch, UNO-Mitarbeiter dürfen im Zusammenhang mit der Ukraine von „Krieg“ und „Invasion“ sprechen

In Sozialen Netzwerken kursiert eine E-Mail der Vereinten Nationen (UNO). Angeblich wurden Mitarbeitende angewiesen, im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg bestimmte Wörter zu vermeiden. Laut der UNO sei das keine offizielle Anweisung.

von Sophie Timmermann

Flagge der Vereinten Nationen
Die Flagge der Vereinten Nationen (Symbolbild: Picture Alliance / Blickwinkel / McPhoto / K. Steinkamp)
Behauptung
Die Vereinten Nationen hätten ihre Mitarbeitenden aufgefordert, die Wörter „Krieg“ und „Invasion“ im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg nicht mehr zu benutzen.
Bewertung
Fehlender Kontext
Über diese Bewertung
Fehlender Kontext. Bei einer internen E-Mail mit Empfehlungen zum Gebrauch von bestimmten Wörtern handele es sich laut den Vereinten Nationen nicht um eine offizielle Anweisung. In aktuellen Stellungnahmen der UNO wird von „Krieg“ und „Invasion“ gesprochen.

Auf Facebook (hier, hier und hier) und Telegram verbreitet sich seit dem 8. März die Behauptung, die Vereinten Nationen (UNO) hätten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen, bestimmte Wörter in Bezug auf den Russland-Ukraine-Krieg zu vermeiden. Demnach habe die Kommunikationsabteilung der UNO die Wörter „Krieg“ und „Invasion“ verbannt.

Zunächst hatte die Irish Times über das Thema berichtet und auf Twitter mehrere interne E-Mails veröffentlicht, die demnach am Montag und Dienstag an UNO-Mitarbeitende verschickt wurden. Dort hieß es im Abschnitt „Sprachbeispiele, die im Moment benutzt / nicht benutzt werden sollen“ unter anderem, dass Begriffe wie „Konflikt“ oder„Militärische Offensive“ statt „Krieg“ oder „Invasion“ in Bezug auf die Situation in der Ukraine benutzt werden sollten. In der E-Mail steht auch, dass auf aktuelle Empfehlungen gewartet würde.

Eine E-Mail der UNO
Ausschnitt einer E-Mail, die am Montag, den 7. März an UNO-Mitarbeitende verschickt worden sein soll (Quelle: Twitter / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Bericht löste Entrüstung aus, etwa vom ukrainischen Außenminister, da auch russische Staatsmedien bisher den Begriff Krieg vermeiden und Russland stattdessen von einer „speziellen militärischen Operation“ spricht.

UNO-Sprecher: Wortwahl weiterhin erlaubt 

Gegenüber der Irish Times sagte Stéphane Dujarric, Pressesprecher des UNO-Generalsekretärs António Guterres, es habe sich nicht um eine offizielle Anweisung gehandelt, die Echtheit der E-Mail bestritt er jedoch nicht. 

Auf Twitter verneinte die UNO zunächst, dass Mitarbeitende so angewiesen worden seien. Die Leiterin des Globalen Kommunikationsteams der UNO, Melissa Fleming, schrieb später, ebenfalls auf Twitter, die E-Mail sei an etwa 25 Mitarbeitende geschickt worden. 

Auch in einem Pressegespräch am Dienstag, 8. März, dementierte Dujarric, dass es eine Liste von verbotenen Wörtern in der aktuellen Situation gebe. Es sei nicht der Fall, dass es eine globale Vorschrift an UNO-Mitarbeitende gegeben hätte, die Situation nicht mit diesen Worten zu beschreiben. 

Dabei verwies Dujarric auch auf den Twitter-Beitrag einer hochrangigen UNO-Mitarbeiterin vom vorherigen Tag, in der von „Krieg“ und „Russlands Invasion“ gesprochen wird. António Guterres schrieb am 8. März über den Krieg in der Ukraine. Auch in einer aktuellen Pressemitteilung wird das Wort benutzt und von „Russlands Invasion“ gesprochen.

In früheren Pressemitteilungen war jedoch noch von „Russlands militärischer Offensive und dem „Konflikt“ in der Ukraine die Rede.  

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Russland-Ukraine-Krieg finden Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Tania Röttger