Faktencheck

Flixbus-Fahrten nach Kiew bedeuten nicht, dass der Krieg in der Ukraine nicht „so schlimm“ ist

Weil Flixbus verkündete, wieder mehr Fahrten in die Ukraine anzubieten, wird auf Facebook argumentiert, es gebe keinen Krieg oder dieser sei nicht so schlimm. Das ist irreführend, in der Ukraine herrscht weiter Krieg.

von Sophie Timmermann

Symbolbild Flixbus Picture Alliance
Flixbus bietet seit dem 14. April wieder Busreisen in den Westen der Ukraine an (Symbolbild: Picture Alliance / DPA / Sven Hoppe)
Behauptung
Weil Flixbus wieder mehr Fahrten in die Ukraine anbietet, herrsche in dem Land gar kein Krieg oder er sei nicht so schlimm.
Bewertung
Fehlender Kontext
Über diese Bewertung
Fehlender Kontext. Das Unternehmen bietet bestimmte Routen wieder an. In der Ukraine herrscht weiter Krieg.

Hinweis: Dieser Faktencheck gibt unsere Kenntnisse bis zum 29. April 2022 wieder.

Seit dem 14. April bietet das Busunternehmen Flixbus wieder Reisen in die ukrainische Hauptstadt Kiew an. Daraufhin verbreiteten sich auf Facebook mehrere Beiträge, die suggerieren, die Entscheidung des Busunternehmens zeige, dass in der Ukraine entweder gar kein Krieg mehr herrsche oder dieser nicht so schlimm sei. 

Solche Beiträge sind irreführend, in der Ukraine herrscht weiter Krieg. 

Flixbus
Auf Facebook suggerieren Nutzerinnen und Nutzer, der Krieg in der Ukraine sei gar nicht so schlimm, da Flixbus Kiew wieder anfährt (Quelle: Facebook; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Flixbus: Busfahrten auf einigen Routen wieder möglich

In einer Pressemitteilung teilte Flixbus mit, die Situation in der Ukraine erlaube es nun, einige Verbindungen wieder zu betreiben. Seit dem 14. April wurden internationale Routen nach Kiew sowie nach Schytomyr, Riwne, Winnyzja, Uman, Chmelnyzkyj und Ternopil wieder aufgenommen. Ein Blick auf die Karte zeigt: Die Städte befinden sich alle im Zentrum und im Westen des Landes. Ziele weiter östlich werden laut dem Busplan des Unternehmens aktuell nicht angesteuert. 

Flixbus hatte viele Busverbindungen in ukrainische Städte zum Beginn des Krieges aus Sicherheitsgründen eingestellt. Verbindungen ab der polnisch-ukrainischen Grenze und in die tschechische Hauptstadt Prag hatte es laut dem Unternehmen jedoch weiterhin gegeben. Es fuhren außerdem Fernbusse in das ukrainische Lwiw (Lemberg). Auch nach Kriegsbeginn gab es Verbindungen innerhalb der Ukraine.

Da viele Menschen weiterhin aus der Ukraine ausreisen und gleichzeitig die Zahl der Reisenden in die Ukraine weiter zunehme, habe man sich entschieden, das Angebot wieder zu erweitern, so das Unternehmen. Laut Berichten der Berliner Morgenpost und Focus Online sind unter den Reisenden nach Kiew zum Beispiel Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach Hause möchten oder ihre Familie wiedersehen wollen. Über Warschau kommen Reisende aus Deutschland etwa wieder direkt in die Ukraine. 

Krieg dauert an – Offensive konzentriert sich auf die Ost-Ukraine 

Seit Ende Februar war Kiew von Luftangriffen betroffen. Ende März kündigte die russische Regierung an, die Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt zu reduzieren und Truppen von dort abzuziehen. Am 2. April eroberte das ukrainische Militär Kiew zurück. Am 16. April gab es jedoch wieder Luftangriffe auf die ukrainische Hauptstadt

Kiews Bürgermeister Vitaly Klitschko sagte am 20. April in einem Interview mit Euronews, dass es auf den Straßen der Hauptstadt noch viele Minen gebe. Er warnte davor, nach Kiew zurückzukehren. Aktuell ist vor allem die Ost-Ukraine von Angriffen betroffen. Kiew liegt jedoch im Norden des Landes. Auch die anderen ukrainischen Städte, die Flixbus wieder anfährt, befinden sich nicht in den besonders umkämpften Gebieten.

Karte von der Ukraine
Aktuell (Stand 27. bis 29. April) sind vor allem Teile der Ost-Ukraine von Angriffen betroffen, wie diese Grafik zeigt (Quelle: NZZ; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck).

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Russland-Ukraine-Krieg finden Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Steffen Kutzner