Faktencheck

Auf dieser Werbetafel in Berlin wurde kein Video mit Panzern gezeigt

Ein Video im Netz zeigt eine Kreuzung in Berlin mit Blick auf die Gedächtniskirche – und eine Werbetafel. Dort spielt ein Clip, der auf die Panzer-Lieferungen Deutschlands an die Ukraine anspielt. Und andeutet: „Vielleicht nicht wieder?“ Die Werbetafel gibt es in Berlin, doch das Video davon wurde manipuliert.

von Paulina Thom

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In diesem Video wird ein kurzer Clip mit Panzern auf einer Werbetafel gezeigt. Der Clip war auf der Werbetafel aber nicht zu sehen. (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige eine kurzen Clip auf einer Werbetafel in Berlin: Zu sehen sind zwei Panzer, die Jahresangaben 1943 und 2022 und die Frage „Vielleicht nicht wieder?“
Bewertung
Manipuliert. Der Betreiber der Werbetafel dementierte, dass ein solches Video abgespielt wurde. Es gibt Hinweise, dass das Video manipuliert und der Clip mit den Panzern im Nachhinein auf der Werbetafel eingefügt wurde.

Auf Telegram und Twitter kursiert ein Video, das eine digitale Werbetafel in Berlin zeigen soll. Auf der Werbetafel ist ein kurzer Clip zu sehen, der zwei Panzer, die Jahresangaben 1943 und 2022 und dann die Frage „Vielleicht nicht wieder?“ zeigt. Das Video verbreitete sich am 27. Januar zunächst in russischer Sprache auf Telegram, dann aber auch auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch. In manchen Beiträgen heißt es, die Deutschen würden mit dem Video versuchen, die Regierung an „die Aktionen des faschistischen Regimes und die Folgen zu erinnern“ – also das Handeln der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg. 

Es gibt Hinweise, dass das Video manipuliert wurde. Wann es aufgenommen wurde und von wem, lässt sich nicht sicher sagen. 

In diesem russischsprachigen Telegram-Beitrag vom 27. Januar heißt es übersetzt: „Berlin-Mitte, auf dem Plasma vor einem Geschäftsgebäude hängt eine Anzeige mit dem Text ‚Vielleicht nicht wieder?‘“ (Quelle: Telegram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Mit einer Bilderrückwärtssuche fanden wir heraus, dass sich die Werbetafel tatsächlich in Berlin befindet, und zwar am Geschäftshaus Ku’damm Eck. Im Hintergrund des Videos sind die Gedächtniskirche und ein U-Bahn-Zeichen zu erkennen – der Berliner U-Bahnhof Kurfürstendamm. Mit Google-Streetview lässt sich der Ort verifizieren.

Diese Aufnahme von Google Maps zeigt, dass es sich um eine Werbetafel am Kurfürstendamm handelt. Wie im geteilten Video ist im Hintergrund der entsprechende U-Bahnhof und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche zu erkennen. (Quelle: Google Maps; Screenshot und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Laut Betreiberfirma Limes wurde der Clip mit den Panzern nicht auf der Werbetafel in Berlin gezeigt

Über die Bilderrückwärtssuche bei Google konnten wir zusätzlich den Betreiber der Werbetafel, das Unternehmen Limes, ausfindig machen. Wir haben nachgefragt, ob der Clip mit den Panzern auf der Werbefläche lief. Ein Sprecher teilte uns telefonisch mit, dass so ein Clip auf keiner der Werbetafeln des Unternehmens gezeigt worden sei. Das Video sei eine Fälschung. 

Zudem deuten mehrere Details im Video daraufhin, dass der Inhalt bearbeitet wurde. So sollte sich der Clip auf der Werbetafel auf dem glänzenden Asphalt spiegeln. Die Reflexionen auf der Straße passen aber nicht zu den Farben und Animationen auf der Werbetafel: Bei Sekunde eins sind auf dem Boden bunte Reflexionen zu sehen, solche Farben kommen im Video aber nicht vor. Bei Sekunde sechs ist auf der Werbetafel ein statisches Bild zu sehen, trotzdem verändert sich zeitgleich die Spiegelung auf der Straße. 

Am 24. Januar hatte die Bundesregierung bekannt gegeben, Leopard-2-Panzer an die Ukraine zu liefern. Bereits im Vorfeld kursierten im Internet Videos über angebliche Panzer-Transporte von Deutschland in die Ukraine. Anders als behauptet, zeigte ein Video jedoch einen Rücktransport von Panzern nach einer Truppenübung in Deutschland, ein anderes einen Transport nach Litauen

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust