Nein, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will Katzen als Haustiere nicht verbieten
In Sozialen Netzwerken wird der Titel eines Artikels über den Bundeslandwirtschaftsminister falsch interpretiert. Manche glauben, er wolle die Haltung von Katzen verbieten oder sie gar „ausrotten“. Das stimmt nicht. Er hinterfragte in einem Interview die Haltung exotischer Haustiere wie Chamäleons.
„Die Mäuse und Ratten freuen sich jetzt bereits“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Dazu teilt sie den Screenshot eines Medienberichts, auf dem steht: „Katzen ausrotten! Grünen-Minister plant Haustierverbot.“ Darunter ist der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, zu sehen. In abgewandelter Form kursiert die Behauptung auch auf Telegram: „Die Grünen gehen auf die Haustiere los. Haltung von Katzen und Exoten soll verboten werden“, heißt es dort.
Özdemir hat aber nicht vor, Katzen zu verbieten oder gar auszurotten. Der Titel eines Artikels über Özdemir wird teilweise verkürzt und falsch interpretiert. In dem Text geht es eigentlich um Kritik an Aussagen des Ministers über die Haltung exotischer Tiere wie Schlangen oder Chamäleons.
„Katzen ausrotten“-Zitat soll aus einem Tweet stammen, nicht von Özdemir
In anderen Facebook-Beiträgen ist die gesamte Überschrift des Artikels zu sehen, sie lautet: „Cem Özdemir: ‚Die wollen Hunde und Katzen ausrotten!‘ Grünen-Minister plant Haustier-Verbot.“ Einige Nutzerinnen und Nutzer verlinken dazu einen Artikel von News.de.
In dem Artikel geht es um Kritik an Özdemirs Aussagen in einem Interview mit den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. In diesem Zusammenhang wird auch ein Twitter-Beitrag zitiert, aus dem der Satz über „Katzen ausrotten“ stammen soll – es ist also kein Zitat von Özdemir. Der Twitter-Beitrag ist mittlerweile nicht mehr abrufbar. Doch in einer archivierten Version sind Kommentare lesbar, in denen es ebenfalls um die angebliche Ausrottung von Katzen geht.
Auf Telegram verlinken Nutzerinnen und Nutzer einen Text des rechtskonservativen Magazins Junge Freiheit, auch ein AfD-Ortsverband teilte ihn. Auch darin steht aber nicht, dass Özdemir Katzen verbieten wolle.
Deutschland unterstützt Positivliste für erlaubte Haustiere
Was also hat es mit dem Haustierverbot auf sich? Der Artikel von News.de verweist auf ein Interview, das Özdemir den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft gegeben habe. Zu denen gehört auch die Südwest Presse, die das Interview am 18. Januar 2023 hinter ihrer Paywall veröffentlicht hat. Im Volltext steht als Zitat von Özdemir: „Manche Menschen legen sich Tiere zu, die aus meiner Sicht in privaten Haushalten nichts zu suchen haben.“ Auf die Nachfrage, welche Tiere er damit meint, sagt er: „Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? Das habe ich nie verstanden.“ Von Katzen spricht Özdemir nicht.
Özdemir sagt in dem Interview weiter, die Koalition müsse gemeinsam nach Lösungen suchen, er könne sich eine „Positivliste vorstellen, also eine Auflistung mit Tieren, deren Haltung erlaubt ist“. Dafür setze er sich auf EU-Ebene ein.
Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, was genau damit gemeint ist, verweist ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf ein Positionspapier für eine EU-Positivliste für die Haltung von Wildtieren als Heimtiere. Darin geht es darum, dass bestimmte exotische Tiere als Haustiere gehalten werden können, jedoch nicht alle. Dass Deutschland das Vorhaben unterstützt hat, geht auch aus einem Ergebnisbericht des BMEL aus Juni 2022 hervor. Schon damals wurde in Medienberichten darüber im Zusammenhang mit exotischen Tieren geschrieben. Der Ministeriumssprecher schreibt auf Nachfrage: „Die Überlegungen zu einer Positivliste beziehen sich auf Wildtiere und exotische Tiere.” Katzen würden nicht darunter fallen.
Redigatur: Viktor Marinov, Kimberly Nicolaus