Medizin und Gesundheit

Coronavirus: Chinesische Behörden fordern nicht, Haustiere zu schlachten – teilweise werden aber Straßenhunde getötet

Ein angeblicher Aufruf verschiedener chinesischer Behörden soll das Töten von Haustieren zum Schutz vor der Verbreitung des neuen Coronavirus fordern. Wir konnten aber nur einen Aufruf finden, in dem es um Straßentiere geht.

von Tania Röttger

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In Hong Kong auf der Straße: Ein Mann und eine Frau mit ihren Hunden am 4. Februar 2020. (Symbolbild: picture alliance / AP Photo)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch – es gibt keine Belege, dass chinesische Behörden das Töten von Haustieren fordern, dafür aber, dass sie die Tötung von Straßenhunden hinnehmen. Die WHO sagt, von Haustieren gehe keine Gefahr aus.

Ein Artikel auf der Webseite Deine Tierwelt behauptet am 4. Februar, China habe die Schlachtung von Haustieren angeordnet – im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus (Covid-19). Der Beleg seien Aufrufe in der Provinz Hebei und „anderen Städten“. Bisher wurde der Text mehr als 13.000 Mal auf Facebook geteilt.

Die Quelle für den Text ist eine Webseite, die auf Englisch in Spanien publiziert: Euro Weekly News. Die Redaktion habe ein Schreiben „von einer lokalen Quelle vor Ort“ erhalten, laut dem ein nicht genannter Ort in der Provinz Hebei dazu aufrufe, Haushalte sollten sich innerhalb von fünf Tagen mit ihren Haustieren befassen („to deal with“). Außerdem habe ein Komitee in der Provinz Shaanxi gefordert, dass Anwohner sofort ihre Haustiere entsorgen sollen.

Das ist die angebliche Faktenlage von Euro Weekly News, auf der die Behauptung basiert. (Screenshot: CORRECTIV)

Wir haben die Betreiber der Webseite am 11. Februar per E-Mail angefragt, ob sie uns die genannten Schreiben zuschicken können, damit wir sie verifizieren können. Bisher haben wir keine Antwort erhalten.

Keine Haustiere – aber Straßenhunde 

Huian Ho, eine chinesischsprachige Kollegin vom Taiwan FactCheck Center, suchte außerdem für uns nach offiziellen Meldungen von chinesischen Behörden. Sie fand keine konkreten Anweisungen für Haustiere, dafür aber für Straßenhunde. 

Zum Beispiel im Kreis Jinzhai, der laut Google Maps etwa drei Stunden mit dem Auto von der Stadt Wuhan entfernt liegt, wo das Virus zuerst entdeckt wurde. Auf der offiziellen Regierungswebseite von Jinzhai findet sich das Schreiben eines Bürgers, in dem er fordert, die Tötung von Hunden und Katzen zu beenden. Er meint, sie geschehe als Folge von Gerüchten.

Das Schreiben eines Bürgers, übersetzt mit Google Translate. (Screenshot: CORRECTIV)

Doch die Stadtverwaltung stimmte ihm nicht zu. Sie antwortete, Straßenhunde zu töten solle die Ausbreitung des Virus verhindern.

Die Antwort der Stadtverwaltung, übersetzt mit Google Translate – eine genauere Übersetzung erhielten wir von unserer Kollegin aus Taiwan. (Screenshot: CORRECTIV)

WHO: Von Haustieren geht keine Gefahr aus 

Der Artikel von Deine Tierwelt verweist selbst auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Denn diese hat sich mit dem Gerücht beschäftigt, Haustiere könnten das Virus übertragen. Sie kommt daraufhin zu dem Schluss, dass es im Moment keine Belege dafür gebe, dass Haustiere wie Hunde oder Katzen mit dem Virus infiziert werden können.

Die WHO entkräftet das Gerücht, Haustiere könnten das Coronavirus übertragen. (Screenshot: CORRECTIV)

Allerdings empfiehlt die WHO auch, sich unter anderem von Straßenhunden und -katzen fern zu halten, wenn man sich auf einem Tiermarkt befindet.

Aus den Empfehlungen der WHO, wie man sich vor dem Virus schützen kann. (Screenshot: CORRECTIV)