Video von Klima-Aktivist, der Autoscheibe einschlägt, ist inszeniert
Ein virales Tiktok-Video soll zeigen, wie ein Klima-Aktivist mit einem Hammer eine Windschutzscheibe einschlägt. Doch die Situation ist gestellt.
Ein Tiktok-Video zeigt eine Situation, die offenbar eskaliert: Mehrere Personen in Warnwesten sitzen mitten auf der Straße, ein Autofahrer steigt aus und versucht, sie wegzuziehen. Da holt einer der vermeintlichen Demonstranten einen Hammer heraus und zerschlägt dessen Windschutzscheibe.
„Sagt stop zu Klimakleber [sic]“, schreibt der Ersteller unter das Video. Was er nicht dazu schreibt: Dass er selbst diese Situation inszeniert hat und all das nur gestellt ist.
Das Video geht viral: Über 12 Millionen Mal wurde es auf Tiktok anderen Nutzerinnen und Nutzern angezeigt, fast 100.000 drückten auf Gefällt mir und Dutzende verbreiteten es als Duett weiter. Zwar stammt es von Mai, doch auch aktuell kommentieren Nutzerinnen und Nutzer es. Dass die Situation nur gestellt ist, verstehen Viele nicht, wie ein Blick auf die Kommentare zeigt. Da fragen sich einige, ob der vermeintliche Demonstrant Strafe zahlen musste, andere rufen zu Gewalt auf und schreiben: „Volle Fahrt voraus“.
Urheber positioniert sich gegen Klima-Protest
In einem Youtube-Video klärt der Ersteller auf, dass es sich bei der Szene, die in der Düsseldorfer Königs-Allee spielt, um ein „soziales Experiment“ handeln soll. Die Personen im Video hätten sich freiwillig erklärt, „die Klima-Kleber zu spielen“, sagt er (Minute 2.13). Er habe sie dann ausgestattet – unter anderem eben mit einem Hammer (Minute 1.14). Dass das Ganze gestellt ist, wird zum Beispiel auch an den aufgestellten Kameras klar, die der Verbreiter zum Beispiel im Auto aufgestellt hat.
Später spricht er auch über seine Motivation: Ab Minute 8.20 sagt er, er befürworte „sowas“ nicht – und meint damit die Klima-Proteste: „Wenn ihr euch auf die Straße klebt und die ganze Straßen damit blockiert, gefährdet ihr euch selbst und ihr gefährdet Leute, die gerade in der Not sind“. Er führt außerdem aus, dass er als Sportwagen-Vermieter ebenfalls zum Klimaschutz beitrage, denn so müssten seine Kundinnen und Kunden keine Autos kaufen, man würde also die Emissionen teilen (ab Minute 8.55). Auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck reagierte er bislang nicht.
Die Proteste der Bewegung Letzte Generation, bei denen sich häufig Demonstrierende auf Fahrbahnen festkleben, waren schon öfter Ziel von Falschbehauptungen. So wurde in der Vergangenheit etwa behauptet, einem Aktivisten habe die Hand amputiert werden müssen oder dass die Bewegung hohe staatliche Förderungen bekomme – beides stimmte so nicht. Ob Autofahrende das Recht haben, Demonstrierenden ohne weiteres von der Straße zu ziehen, haben wir hier recherchiert.
Redigatur: Max Bernhard, Sophie Timmermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Youtube-Video vom 7. Mai 2023, in dem der Ersteller das Experiment aufklärt: Link (Archiviert)