Faktencheck

Rainforest Alliance: Nein, das Logo mit dem Frosch hat nichts mit Bill Gates oder einer Impfung zu tun

Das Frosch-Siegel einer Organisation für Nachhaltigkeit soll angeblich „Killernahrung“ markieren, heißt es auf Facebook. Das stehe in Zusammenhang mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Die Behauptung um angeblich giftige Lebensmittel entbehrt jedoch jeglicher Grundlage.

von Steffen Kutzner

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Standbild aus dem Video über das Frosch-Siegel der Rainforest Alliance, das sich auf Facebook verbreitet (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Lebensmittel mit dem Logo der Rainforest Alliance seien giftig und stünden in Zusammenhang mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Das Logo der Rainforest Alliance hat nichts mit der Stiftung von Bill Gates zu tun und markiert auch keine giftigen Lebensmittel. Das Frosch-Symbol ist ein Siegel, das nachhaltige Produkte auszeichnen soll.

„Ich werde Euch mal Bill-und-Melinda-Gates-Killernahrung zeigen“, erklärt ein Mann in einem Video auf Facebook. Danach geht er an einem Regal in einem Supermarkt entlang und zeigt bei einigen Produkten auf ein Symbol: ein Frosch in einem Kreis. Was genau das Symbol mit Bill und Melinda Gates zu tun haben soll, bleibt offen, zumindest in der kurzen Version des Videos, die 90 Sekunden lang ist.

Deutlicher wird die Behauptung in einer längeren Version, die knapp sechs Minuten dauert und ebenfalls auf Facebook kursiert: Der Mann sagt, er habe „alles mehrfach geprüft“ und es gebe „Beweise, dass die da dahinter sind“. Alle Produkte mit dem Frosch im Kreis enthielten „giftigen Scheiß drin, der Euch nicht schwer krank machen kann, sondern wird […] Das ist die neue Impfung“. 

Mit Gates oder dem Impfstoff hat das jedoch nichts zu tun. Die Bill und Melinda Gates Foundation unterstützt seit Jahren Impfkampagnen weltweit – ist dabei jedoch immer wieder Ziel von Falschmeldungen. So hieß es zum Beispiel fälschlich, Gates wolle mit Impfungen gezielt die Weltbevölkerung reduzieren.

Hinter dem Siegel steckt die Rainforest Alliance – es markiert nachhaltige Produkte 

Wie genau der Mann die vermeintlich dubiosen Firmenstrukturen hinter dem Frosch-Symbol geprüft haben will oder welche Belege er dafür hat, dass in den fraglichen Produkten Gift sei, lässt er offen. Der Mythos verbreitete sich auch auf Gloria.tv, einer Seite, die schon mehrfach Falschmeldung und irreführende Erzählungen verbreitete. Auch auf Youtube, Tiktok und Twitter ist die Behauptung zu finden. Teilweise heißt es dort, die Lebensmittel enthielten einen mRNA-Impfstoff.

Standbild aus der kürzeren Version des Videos, in dem es heißt, der Frosch-Siegel bezeichne giftige Produkte (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Mann zeigt auf Schokoladen- und Kaffeeprodukte, auf denen das Frosch-Symbol zu sehen ist. Das ist kein Zufall, sondern deutet darauf hin, was es mit dem Frosch im Kreis auf sich hat: Es ist das Siegel der sogenannten Rainforest Alliance, einer gemeinnützigen Organisation, die sich um den Erhalt der Regenwälder kümmert, besonders in Zusammenhang mit spezifischen Produkten. Darunter genau die, die dem Mann im Video verdächtig vorkommen: Kakaoprodukte und Kaffee. Aber auch Obst, Gewürze oder Tee können mit dem Siegel ausgezeichnet werden.

Auf ihrer Webseite beschreibt die Rainforest Alliance die Anforderungen dafür: „Das Siegel besagt, dass zertifizierte Zutaten nach Methoden hergestellt wurden, welche die drei Säulen der Nachhaltigkeit stützen – sozial, wirtschaftlich und ökologisch. Unabhängige externe Auditor:innen […] bewerten Farmbetriebe anhand dieser drei Faktoren, bevor Sie ein Zertifikat ausstellen oder erneuern.“

Da im Video nicht erklärt oder belegt wird, wie die Rainforest Alliance mit der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung zusammenhängen soll, sondern lediglich auf die „Firmenstruktur“ verwiesen wird, haben wir nachgeschaut, ob es einen Zusammenhang gibt.

Gates-Stiftung stand 2019 auf Spenderliste der Rainforest Alliance – zusammen mit dem deutschen Umweltministerium und Ikea

Im Jahresbericht der Rainforest Alliance aus dem Jahr 2022 sind die Menschen und Organisationen aufgelistet, die 1.000 US-Dollar oder mehr gespendet haben. Dort taucht der Name Gates nicht auf. 

Die Gates-Stiftung steht aber auf der Spenderliste des Jahresberichts 2019 (S. 38). Die Höhe der Spende lag demnach zwischen 1.000 und 10.000 US-Dollar. In dem Jahr hatte die Rainforest Alliance Einnahmen von knapp 70 Millionen Dollar (Seite 37). 

Obwohl die Gates-Stiftung auf der Spenderliste steht, hat sie jedoch eigentlich gar keine Spende geleistet. Wie uns die Rainforest Alliance auf Nachfrage erklärte, taucht die Stiftung im Bericht auf, weil die Stiftung private Spenden ihrer Angestellten an die Rainforest Alliance verdopple. Diese Spenden werden dann nicht einzeln unter dem Namen der Angestellten im Bericht der Rainforest Alliance aufgeführt, sondern gebündelt unter dem Namen der Gates-Stiftung. Die letzte Spende von der Gates-Stiftung selbst sei 2011 gekommen. 

2019 gab es, wie auch in den anderen Jahren, viele Spenden oberhalb von einer Million Dollar – etwa von Ikea, der UN, Walmart, dem niederländischen Außenministerium oder dem deutschen Bundesministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Aus der Spenderliste einen direkten Zusammenhang herstellen zu wollen, ist also irreführend. 

Hunderte Unternehmen spendeten an Rainforest Alliance 

2007 bis 2011 gab die Gates-Stiftung mehr als fünf Millionen Dollar an die Rainforest Alliance, um neue Geschäftsmodelle für nachhaltige Zusammenarbeit zu entwickeln, wie einem Bericht der Gates-Stiftung zu entnehmen ist. Aber auch hier lässt sich daraus keine relevante Verquickung ableiten: Die Spende an die Rainforest Alliance ist laut Bericht nur eine von mehr als 250 weiteren an unterschiedliche Projekte und Organisationen. Viele dieser Spenden sind deutlich höher als der Betrag, der an die Rainforest Alliance ging.

Abgesehen von den Spenden, die mehr als zehn Jahre zurückliegen, haben wir keine relevante Verbindung zwischen der Gates-Stiftung und der Rainforest Alliance gefunden. Auch die jeweiligen Gründer scheinen in keinem besonderen Verhältnis zueinander zu stehen und kein Mitglied des einen Vorstands sitzt auch im anderen.

In einem anderen Youtube-Video, das ebenfalls vor Produkten mit dem Frosch-Siegel warnt, ist als Quelle ein Twitter-Kanal angegeben. Der macht laut Profilbeschreibung Satire. Das scheint jedoch lediglich ein Deckmantel zu sein, denn der Kanal veröffentlichte in der Vergangenheit mehrfach Falschmeldungen ohne Satire-Anspruch, so auch einen Tweet zu dem Frosch-Logo Ende April. Darin heißt es, das Logo sei für „die Elite“ ein Zeichen, wovon sie die Finger lassen soll. Belege liefert der Beitrag nicht. 

Dieser Tweet wird teilweise als Quelle für die Behauptung zum Frosch-Logo angegeben. Doch der Nutzer verbreitet auf seinem Kanal immer wieder Falschmeldungen. (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Rainforest Alliance stand medial schon mehrfach in der Kritik, auch wenn es dabei nicht um giftige Lebensmittel ging. 2016 zeigten Recherchen, dass die Organisation das Qualitätssiegel, eben jenes mit dem Frosch im Kreis, zu leichtfertig vergibt. Dadurch gelangte in Deutschland Obst mit dem Siegel in den Handel, das unter menschenunwürdigen Bedingungen angebaut und geerntet wurde – genau das will die Rainforest Alliance eigentlich verhindern. 

In einigen Beiträgen wird auch behauptet, das Logo zeige, in welchen Lebensmitteln mRNA-Impfstoff enthalten sei. Diese Behauptung kursierte schon 2021, wie etwa die Faktencheck-Redaktion von USA Today berichtete. In Kalifornien wird zwar aktuell daran geforscht, orale mRNA-Impfstoffe in Pflanzen unterzubringen, etwa in Spinat, sodass man die Impfung einfach essen könne, jedoch ist das bislang noch Zukunftsmusik. Die aktuell gegen Covid-19 zugelassenen mRNA-Imfpstoffe müssen injiziert werden. mRNA-Impfstoffe sind zudem empfindlich, die mRNA zerfällt leicht. Sie müssen laut Hersteller gekühlt werden, wie wir hier berichteten. Dass mRNA-Impfstoffe in bei Raumtemperatur gelagerten Lebensmitteln wie Kaffee und Schokoladenkeksen enthalten seien, ist also abwegig.

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann

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