Vergiftete Koran-CD per Post: Alte Falschmeldung kursiert erneut
Ein Foto einer Briefsendung, in der sich laut Umschlag „klassische Weihnachtsmusik“ befindet, kursiert erneut in Sozialen Netzwerken. Dazu die Warnung: Darin sei eine CD mit „Liedern und Aussagen des Koran“ und eine „chemische Substanz, die sofort die Atemwege“ lähme. Die Meldung verbreitet sich seit Jahren und ist frei erfunden.
Ein Foto einer Briefsendung, auf der „Klassische Weihnachtsmusik mit einer Geschichte“ steht, macht in Sozialen Netzwerken die Runde. „Achtung“, steht über dem Foto, in dem Brief sei eine CD mit „Liedern und Aussagen aus dem Koran“. Diese sei mit einer „chemischen Substanz bearbeitet“, die die Atemwege lähme. Mehrere Menschen in Weilheim, Bayern, seien bereits im Krankenhaus. Man solle den Umschlag nicht öffnen, sondern die Polizei informieren, heißt es weiter.
Doch die Polizei vor Ort schreibt auf Nachfrage, es handle sich um eine „reine Falschmeldung“. Diese kursiert schon seit Jahren. Wir berichteten bereits 2019 über die angeblich vergiftete Koran-CD.
Zuständiger Polizeistelle kein einziger Fall einer vergifteten Koran-CD bekannt
Stefan Sonntag, Pressesprecher der Polizei Oberbayern Süd, teilt per E-Mail mit, dass dem Präsidium kein einziger Fall bekannt sei, wo tatsächlich ein vergifteter Brief oder eine vergiftete CD aufgefunden wurde: „Natürlich befinden sich deshalb auch keine Personen (in Weilheim) zur Behandlung in einem Krankenhaus!“ Die Polizei bitte darum, die falsche Meldung nicht zu teilen. Sie verbreite sich seit mindestens 2016, so Sonntag.
Damals kursierten laut Medienberichten auch Warnungen vor der angeblichen Briefsendung für die baden-württembergische Stadt Weinheim und den Rhein-Neckar-Kreis. Die zuständigen Polizeibehörden hatten sowohl für Weilheim als auch für Weinheim auf die Falschmeldung aufmerksam gemacht.
Stiftung versandte die Briefumschläge 2016 an Spenderinnen und Spender
Auf dem Briefumschlag ist das Logo der Stiftung „Menschen für Menschen“ zu erkennen. Die Stiftung veröffentlichte schon im Dezember 2016 auf ihrer Webseite ein Statement. In dem Briefumschlag seien im November 2016 CDs mit Weihnachtsmusik an Spenderinnen und Spender versandt worden. Dass sich darin eine giftige Substanz befinde, bezeichnete die Stiftung als „Missbrauch“ und „Verunglimpfung“.
Auch mehrere Medienberichte beschäftigten sich seitdem mit dem Foto der Briefsendung und der Behauptung. Im November 2016 berichtete die Hessische / Niedersächsische Allgemeine Zeitung, im Dezember 2016 der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag und der Merkur und im Oktober 2017 das Schwäbische Tagblatt.
Redigatur: Max Bernhard, Steffen Kutzner