Im Zeichen der Demokratie: CORRECTIV auf der Buchmesse in Leipzig

Die Literatur sei, sagte die französische Schriftstellerin Germaine de Staël vor über 200 Jahren, „im Ganzen und Großen, das treue Spiegelbild des Geisteslebens der Gesellschaft, in welcher und für welche sie geschrieben wird.“ Doch trifft es das nicht ganz: Literatur soll immer auch mitreißen und bewegen, begeistern und aufrütteln, amüsieren und nachdenklich machen. Literatur formt eine Gesellschaft gleichermaßen, wie sie sie abbildet. Das tut sie heute stärker denn je.

Wir leben in einer Zeit, in der wir unsere Umwelt maßgeblich durch die digitale Brille wahrnehmen. Große Teile unseres Lebens haben sich in die Sozialen Medien verlagert – dort werden wir von einer maßgeschneiderten Welt empfangen, einer künstlichen Wohlfühl-Oase mit den passenden Posts und Blog-Einträgen für jeden einzelnen. Sehen wir in dieser digitalen Welt, was wahrhaftig ist, oder nur das, was Algorithmen für uns als ansprechend und angenehm errechnet haben? Was macht das mit uns und unseren Vorurteilen? Suchen wir auf den schier unerschöpflichen Informationshalden des Internets nur noch nach Nachrichten, die unsere Weltsicht bestätigen oder bekennen wir uns am Ende doch zu allgemeingültigen Fakten?

Allgemeingültige Fakten sind die Grundlage unseres gesellschaftlichen Dialogs. Sie sind für eine Demokratie unerlässlich. Sie geben uns die Möglichkeit, einander zu verstehen und uns selbst zu hinterfragen. Populisten und rechte Hetzer befeuern Fakten gezielt, um ihre eigenen Narrative zu stützen. Sie säen zum Beispiel Zweifel am Klimawandel, stricken Legenden von Vergewaltigungen durch Flüchtlinge oder nähren ganz grundsätzlich das Misstrauen gegen die etablierten Medien. Das geht im digitalen Raum besonders leicht.

Die AfD ist ein Meister in diesem Spiel der Verdrehung und Täuschung. Wir haben es in unserem neuen Buch „Der AfD-Komplex“ beschrieben.

Wir von CORRECTIV glauben an Fakten und an das Zusammenspiel von digitalem und gedrucktem Wort. Jeder Inhalt braucht seine eigene Stimme und Form, um wirken zu können. Deswegen haben wir auf Basis unserer online veröffentlichten Recherchen zur AfD aus den vergangenen acht Jahren den AfD-Komplex aufgesetzt. Weil wir an die Kraft des Buches glauben – auch heute noch im digitalen Zeitalter.

Auf der Leipziger Buchmesse werden wir den AfD-Komplex vorstellen, aber auch auf Podiumsdiskussionen und Book-Talks über den Schutz unserer Demokratie sprechen, über die Desinformationsattacken von Extremisten und die Bedeutung von Fakten und unabhängigen Journalismus für unsere Gesellschaft.

Hier finden Sie einen Überblick zu unserem Auftritt bei der Leipziger Buchmesse 2024.

Gemeinsam gegen Lügen und Hetze im Netz

Seit Jahren nutzen Extremisten die Netzöffentlichkeit, um die Grenzen des Sagbaren und des gesellschaftlich Erträglichen auszuweiten und Einfluss auf den gesellschaftlichen Dialog zu nehmen. Wie tief die digitalen (und auch menschlichen) Abgründe reichen, habe ich während der Recherche zu meinem Faktencheckbuch gesehen. Es ist erschreckend, wie erfolgreich es Hetzer und Lügner im Netz geschafft haben, unsere Gesellschaft zu schwächen und zu spalten.

Darüber werde ich auf der Leipziger Buchmesse sprechen am Stand unseres CORRECTIV.Verlages F103 in Halle 2. Alle Informationen zu meiner Veranstaltung können Sie hier ausklappen:

Dieses Jahr haben wir die Wahl

Dass die Strategie der Extremisten erfolgreich zu sein scheint, zeigen die Prognosen für die Landtagswahlen und die Europawahl dieses Jahr. In Umfragen rangieren die Rechtspopulisten der AfD an erster oder zweiter Stelle. Sie könnten Regierungspartei werden. Doch was passiert, wenn sich eine rechtsextreme AfD in einem Landtag in Sachsen, Thüringen oder Brandenburg durchsetzt?

Der von CORRECTIV aufgedeckte „Masterplan“ zeigt, dass der Kampf um unsere Demokratie und die Werte des Westens tobt – jetzt und in der Mitte unserer Gesellschaft. Nach der Veröffentlichung unserer Recherche folgte die AfD ihren gewohnten Kommunikationsmustern. Kurz gesagt: Sie jammerte und inszenierte sich als Opfer einer Verschwörung von Presse und Polit-Elite. Die Verdrehungen und Falschbehauptungen, vor allem aber die Täter-Opfer-Umkehr, die aus den Reihen der AfD kamen, waren in ihrer Dreistigkeit kaum zu ertragen.

Für ein Kapitel in „Der AfD-Komplex“ habe ich mich mit der Kommunikationsstrategie der Partei beschäftigt. Seit Jahren arbeitet die AfD daran, eine eigene Gegenöffentlichkeit aus Sozialen Netzwerken, rechten Bloggern, Influencern und alternativen Medien zu schaffen, in der sie den Ton bestimmen und Narrative diktieren kann. Gegenrede ist nicht gewollt, die Stichwortgeber definieren, wer die Guten und wer die Bösen sind, und entfremden ihre Anhänger mit dem gebetsmühlenartigen Mantra von der Lügenpresse immer stärker von einer objektiven Berichterstattung.

Unter anderem darüber spreche ich beim Forum Offene Gesellschaft mit unserem Publisher David Schraven. Alle Informationen zu unserer Veranstaltung können Sie hier ausklappen:

Die Einblicke in acht Jahre Recherche

Die Gefahr, die von der AfD für unsere Demokratie ausgeht, haben wir von CORRECTIV schon 2016 erkannt. Damals erschütterte der Brexit Europa und Trump ritt in einem von Lügen und Spaltung dominierten Wahlkampf Richtung Weißes Haus. 2016 haben Desinformationen im Netz gesellschaftlichen Wandel bewirkt und rechte Strömungen in den USA und Europa stark gemacht. Damals begannen wir, zur AfD zu recherchieren.

Unser neuestes Buch „Der AfD-Komplex“ zeichnet die Geschichte der Partei seit ihrer Gründung nach und zeigt, wie die ersten Hinweise eines Essener AfD-Abgeordneten CORRECTIV auf die Spur brachten, eine Spendenaffäre in Millionenhöhe aufzudecken und deren Geldflüsse aus dem Ausland transparent zu machen. Der Skandal ist beispiellos in Deutschland und hat die AfD schon jetzt Hunderttausende Euro an Strafzahlungen gekostet. Außerdem dokumentiert das Buch, wie sich die AfD systematisch nach Russland orientiert und deckt schließlich auf, wie Mitglieder der AfD über einen „Masterplan“ sprechen, um Millionen Menschen aus Deutschland zu vertreiben.

Ende Februar ist die finale Datei des Buches zur Druckerei nach Riga gegangen. Pünktlich zur Leipziger Buchmesse werden wir unser Baby in den Händen halten und im Rahmen des Messeprogramms „Leipzig liest“ vorstellen.

Ich freue mich darauf, mit Marcus und Jean, zwei der Reporter hinter unserer Geheimplan-Recherche, über ihre Arbeit zu sprechen, und darüber, was es hieß, „die bürgerliche Maske der AfD“ herunter zu reißen, wie es auf dem Klappentext von „Der AfD-Komplex“ steht. Alle Informationen zu unserer Veranstaltung können Sie hier ausklappen:

Recherche-Netzwerke gegen Rechts

Der Schutz unserer Demokratie ist ein Wesenskern von CORRECTIV. Entsprechend thematisieren wir ihn auf unseren Veranstaltungen zur Buchmesse. Wichtig ist dabei, auch immer wieder über den nationalen Tellerrand zu blicken.

In vielen Ländern Europas reiten Rechte gerade auf einer Welle des Erfolgs. Vor vier Monaten hat sich in den Niederlanden der Rechtspopulist Geert Wilders durchgesetzt. Der Erfolg seiner Partei macht es für mich noch interessanter, dass die Niederlande und Flandern das Gastland der diesjährigen Buchmesse sind.

Wenn, wie anfangs angenommen, Kultur immer auch die Seele einer Gesellschaft widerspiegelt, dann wandelt sich auch die Literatur, sobald sich die Welt drumherum verändert. Im Namen der Meinungs- und Pressefreiheit positionieren sich auf der Buchmesse Verlage und junge Autorinnen und Autoren für Diversität und Menschenrechte und thematisieren die Konflikte ihrer Gesellschaft. Ich halte es für unumgänglich, ihnen zuzuhören. Wir müssen uns austauschen und auch über Ländergrenzen hinweg nach Lösungen suchen.

Spannend wird in diesem Zusammenhang sein, was David, unser Publisher, auf einem Panel, unter anderem mit Benjamin Fredrich, Chef des Katapult Verlages, diskutieren wird: Können sich Recherche-Netzwerke aus verschiedensten Journalistinnen und Journalisten dem Rechtsruck in unserer Gesellschaft erfolgreich entgegenstemmen?

Alle Informationen zu Davids Veranstaltung können Sie hier ausklappen:

Zusammen eine Brandmauer bilden

Ich glaube, der erste Gedanke bei der Frage nach den Recherche-Netzwerken gegen Rechts ist bereits der wichtigste: Wir müssen uns zusammenschließen, wir müssen unsere persönlichen Interessen und Ziele hinten anstellen und uns gemeinsam gegen Rechts positionieren. Das gilt für den Journalismus und die Politik ebenso wie für uns Bürgerinnen und Bürger.

Nur so können wir eine Brandmauer gegen den Faschismus sein.

Wer bei der Leipziger Buchmesse vor Ort ist, ist herzlich eingeladen, uns am CORRECTIV-Stand F103 in Halle 2 zu besuchen. Davon abgesehen lohnt es sich auf jeden Fall ins Programm von „Leipzig liest“ zu schauen. Die CORRECTIV-Veranstaltungen sind nur vier von mehr als 2.500, die sich vom 21. bis 24. März über das Messegelände und ganz Leipzig verteilen – von klassischen Kneipen-Lesungen über Literatur-Darbietungen auf den städtischen Friedhöfen bis zum Gratis-Kids-Comic-Tag auf der Manga Con.