Faktencheck

Trollaktion auf X: Dieses Foto von Rechtsextremist Martin Sellner ist manipuliert

Die Kantonspolizei Aargau löste am 16. März eine Veranstaltung der rechtsextremen Gruppierung Junge Tat in der Schweiz auf. Von dieser polizeilichen Maßnahme kursiert ein Foto, das den Rechtsextremisten Martin Sellner mit nasser Hose zeigen soll – eine Manipulation, hinter der offenbar eine Trollaktion steckt.

von Kimberly Nicolaus

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Dieses Foto von Rechtsextremist Martin Sellner mit Fleck auf der Hose ist manipuliert (Quelle: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto zeige Rechtsextremist Martin Sellner mit nasser Hose.
Bewertung
Manipuliert. Im Original-Foto ist kein Fleck auf Sellners Hose sichtbar. Zu sehen ist eine polizeiliche Maßnahme der Schweizer Kantonspolizei Aargau, laut der keine der angehaltenen Personen nasse Hosen hatte.

Am 16. März sollte der Rechtsextremist Martin Sellner – langjähriger Sprecher der rechtsextremen Identitären Bewegung – als Redner bei der Neonazi-Gruppierung „Junge Tat“ in der Schweiz auftreten, doch die Kantonspolizei Aargau löste die Veranstaltung in Tegerfelden auf. Laut Polizei sei „der Redner“ festgehalten und „zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und der Verhinderung von Konfrontationen mit Personen der Gegenseite“ aus dem Kanton weggewiesen worden. Von dieser polizeilichen Maßnahme kursiert nun ein Foto in mehreren X-Beiträgen, das Sellner mit nasser Hose zeigen soll. Hunderttausende Nutzerinnen und Nutzer sahen das Foto. 

Bei der Veranstaltung in der Schweiz ging es laut Junge Tat um „Remigration“. Darüber, Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete aus Deutschland zu vertreiben, referierte Sellner bereits bei dem Treffen in Potsdam, über das CORRECTIV berichtete. Drei Tage später, am 19. März, erwirkte Medienberichten zufolge die Stadt Potsdam ein bundesweites Einreiseverbot gegen den Rechtsextremisten in Deutschland.

Foto von Rechtsextremist Martin Sellner mit Hosen-Fleck ist manipuliert 

Manche der Beiträge mit dem vermeintlichen Foto, das zeigt, wie Sellner kurzzeitig von der Polizei festgehalten wurde, sind bereits mit einer Community-Note versehen – damit können Nutzerinnen und Nutzer potenziell irreführenden X-Beiträgen Kontext geben. Darin heißt es, das Bild sei digital bearbeitet worden. 

Manche X-Beiträge mit dem manipulierten Foto des Rechtsextremisten Martin Sellner sind mit einer Community Note versehen.
Manche X-Beiträge mit dem manipulierten Foto des Rechtsextremisten Martin Sellner sind mit einer Community Note versehen (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Dass es sich um eine Manipulation handelt, belegt ein Vergleich mit dem mutmaßlichen Original-Foto. Das wurde von dem rechtsextremen Online-Portal Heimatkurier auf X veröffentlicht – zeitlich gesehen, ist es das älteste Foto, das CORRECTIV.Faktencheck von der Szenerie finden konnte. Auf dem Foto des Heimatkursiers ist kein Fleck auf Sellners Hose sichtbar und – auch anders als auf dem manipulierten Foto – hängen seine Mundwinkel nicht nach unten.

Ein Vergleich mit dem Foto, das das rechtsextremistische Online-Portal Heimatkurier veröffentlichte (links), und dem zeitlich danach bei X aufgetauchten Foto (rechts), zeigt, dass Hose und Mundwinkel nachträglich bearbeitet wurden.
Ein Vergleich mit dem Foto, das das rechtsextremistische Online-Portal Heimatkurier veröffentlichte (links), und dem zeitlich danach bei X aufgetauchten Foto (rechts), zeigt, dass Hose und Mundwinkel nachträglich bearbeitet wurden (Quellen: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Kantonspolizei Aargau bestätigte uns gegenüber, dass das Bild vom Heimatkurier dem Vorgang der Anhaltung entspricht. „In Obhut der Polizei hatte keine angehaltene Person nasse Hosen oder einen Fleck auf der Hose“, so ein Sprecherin.

Hinter dem manipulierten Foto steckt offenbar eine Trollaktion, bei der Accounts in Sozialen Netzwerken versuchen, absichtlich Zündstoff für Diskussionen zu liefern – andere verbreiteten das Foto scherzhaft.

Redigatur: Paulina Thom, Uschi Jonas