Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Was denken Sie: Was müsste die FDP tun, um wieder relevanter zu werden? Schreiben sie mir: anette.dowideit@correctiv.org

Thema des Tages: Brauchen wir die FDP noch?

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Leserfrage der Woche: Öl und Gas mit sieben Billionen Dollar subventioniert?

Faktencheck: Angeblicher Bauernprotest in Berlin

Gute Sache(n): Warum Superreiche oft weniger Steuern zahlen • Impfstoff gegen HIV wirkt • Die kalte Umweltkonferenz

CORRECTIV-Werkbank: Barrieren in der Schweiz

Grafik des Tages: Wer schon vorher Türchen im Weihnachskalender öffnet

D steht für Decision, also Entscheidung, und der Begriff wurde ursprünglich für die Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg verwendet – die die Wende im Krieg einläutete. Und es wurde noch schlimmer im FDP-Papier. Da war da diese Grafik mit der Pyramide, die den Ablaufplan für den Koalitionsbruch zeigte. Als letzter Punkt steht dort „Beginn der offenen Feldschlacht“.

Warum die Kriegsrhetorik? Das regte viele im Land zurecht auf (abgesehen davon, dass man bei der FDP offenbar nicht weiß, dass man eine Pyramide von unten zu bauen beginnt, nicht von oben – siehe hierzu die lustigsten Veralberungen zum Pyramiden-Gate). Heute trat deshalb der Generalsekretär der Partei zurück, Bijan Djir-Sarai. Aus diesem Anlass gibt es hier heute Fragen und Antworten darauf, wofür die FDP ursprünglich stand und was daraus wurde. 

Warum sich die Partei gründete:
Das geschah kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, 1948 – um CDU und CSU eine politische Kraft entgegenzusetzen, die unabhängig vom Einfluss der Kirche war (nachzulesen bei der Bundeszentrale für politische Bildung).

Weshalb eine Demokratie eine liberale Partei brauchte:
Den Gründungsmitgliedern der FDP ging es unter anderem um die Freiheit des Geistes, der Wissenschaften, der Marktwirtschaft – und sie glaubten daran, dass es dafür starke, unternehmerisch tätige Bürgerinnen und Bürger brauche, anstatt dass der Staat alles für die Leute regelt. 

Das ist der Grund, warum die FDP zumindest traditionell ein wichtiges Gegengewicht zum Beispiel zur SPD bildete, die tendenziell dafür stand, Geld von Reich nach Arm umzuverteilen. Denn: Der Bürgerschaft beziehungsweise den Unternehmern ihr erwirtschaftetes Geld zum Teil abzunehmen, so die Logik, nimmt ihnen Motivation und Handlungsfreiheit.

Was daraus wurde:
Heute wird die FDP von vielen, die sie kritisch sehen, als Partei betrachtet, die ausschließlich Klientel-Politik für gut betuchte Leute macht. Die Freiheitsrechte, die eigentlich in ihrer DNA liegen, werden von vielen kaum noch wahrgenommen. Spätestens jetzt hat sie sich zusätzlich den Ruf als Dagegen-Partei erworben, die politischen Fortschritt verhindere. 

Wie sich Relevanz zurückgewinnen ließe:
Das jüngste Beispiel, das zeigt, wie die Partei unter Christian Lindner die Chance verspielt, demokratisch relevant zu sein und für das wahrgenommen zu werden, was sie eigentlich mal wollte, ist das Abtreibungsrecht.

Vor gut zwei Wochen (wir berichteten im Spotlight) taten sich Abgeordnete mehrerer Parteien – auch der FDP – zusammen, um dafür zu sorgen, dass noch vor der Bundestagswahl Schwangerschaftsabbrüche legalisiert werden. Ausgerechnet Parteichef Lindner, der diesen Kurs anführen könnte, stellte sich aber dagegen, er fand die Legalisierung demnach unnötig.

Wirecard-Skandal
Der flüchtige Ex-Wirecard-Manager und russische Agent Jan Marsalek soll IT-Spezialisten beauftragt haben, für Russland zu spionieren.
n-tv.de

Jugendschutz
Australien hat ein Gesetz verabschiedet, das Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren verbietet, Social Media-Plattformen zu nutzen. Die genaue Umsetzung ist noch unklar.
tagesspiegel.de

Investigativ
Nachrichten mitlesen, den Standort überwachen, intime Kontrolle ausüben – Spyware wie Mspy dringt in die Privatsphäre ein. Ein Datenleck zeigt: Rund 2.500 Personen in der Schweiz sind betroffen.
youtube.com (Video, schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln)

Symbolbild Leserfrage der Woche
Anders als behauptet, ist diese Aufnahme nicht aktuell, sondern stammt von den Bauernprotesten am 15. Januar in Berlin (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

In der Stadt Luzern zum Beispiel liegen viele Bars unter der Erde und sind nur über eine steile Treppe erreichbar. Eine Vertreterin einer Organisation, die sich für Menschen im Rollstuhl einsetzt, erzählte mir, wie schade es sei, dass so viele Bars für sie nicht erreichbar sind. Sie würde auch gerne abends ausgehen und am Nachtleben teilhaben.

Das ist nur eine von vielen Geschichten, die wir sammeln werden, wenn wir die Schweizer Bevölkerung mittels CrowdNewsroom fragen: „Achtung Barriere! Wo wird dir das Leben erschwert?“ 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt, Elena Schipfer, Finn Schöneck