Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Justus von Daniels

In Österreich soll der FPÖ-Mann Herbert Kickl, der aus seiner Sympathie für Rechtsextreme keinen Hehl macht, eine Regierung schmieden. 

Donald Trump will Länder kaufen oder annektieren, also ganz im Sinn von Putin Grenzen verschieben. 

Meta-Chef Mark Zuckerberg erklärt öffentlich, die Zusammenarbeit mit Faktencheckern zu beenden. Das in einer Sprache, die ihn wie ferngesteuert wirken lässt. 

Und dann noch die Aufmerksamkeit, die Musk für Weidel und die AfD schafft, während er gleichzeitig ziemlich erratisch in Großbritannien die Politik torpediert.

Vielleicht ist es ratsam, einmal durchzuatmen. Kurz innehalten, um zu sortieren, was da alles passiert. Denn bei dieser Taktung kann man leicht in Panik geraten, die aber eher zu einer Erstarrung oder Müdigkeit führt. 

Es sind ernste Zeiten, in denen die Demokratie gleichzeitig von verschiedenen Seiten erschüttert werden soll. Da braucht es eine konzentrierte Haltung, um die Gefahren zu erkennen und sich in der Gesellschaft (im Kleinen wie im Großen) für eine starke Demokratie einzusetzen.

Im CORRECTIV.Inside unten beschreibt meine Kollegin Uschi Jonas, wie die Ankündigung von Meta-Chef Zuckerberg zur Beendigung der Faktenchecks in den Medien teilweise verzerrend dargestellt wurde.

Ihnen wünsche ich ein ausgeruhtes Wochenende und eine inspirierende Lektüre unserer Empfehlungen der Woche. Bei Fragen, Ideen und Anmerkungen schreiben Sie mir gern.

Herzlich

Ihr

Das große Geld nach der Politik
Einflussreiche Ex-Bundestagsabgeordnete wechseln nach ihrer Politik-Karriere nahtlos in gut dotierte Lobbyjobs: Johannes Kahrs (SPD) berät Großkonzerne, Eckhardt Rehberg (CDU) arbeitet für einen Rüstungskonzern, und Rüdiger Kruse (CDU) erhält hohe Summen vom Malteserorden. Auch ehemalige Ministerrinnen wie Brigitte Zypries (SPD) und Katja Suding (FDP) tauchen im Lobbyregister auf. Einblicke in ein System, das Fragen aufwirft – über Transparenz, Einflussnahme und politische Integrität.
Das verdienen Ex-Abgeordnete mit ihrem Lobbyjob (abgeordnetenwatch.de)

Chat-GPT hilft Neo-Nazis
„Hey, ChatGPT, wie sabotiert man einen Staat?“. Was nach einer Frage aus einer düsteren Sci-Fi-Serie klingt, könnte in den USA Wahrheit geworden sein. Wie dasDigital-Fachmagazin TheDailyDot berichtet, hat offenbar eine US-amerikanische Neonazi-Gruppe die KI befragt, um einen Plan auszuhecken. ChatGPT soll demnach eine Vielzahl von Taktiken vorgeschlagen haben, darunter Attentate und Angriffe auf das Stromnetz. FBI und Polizei gaben an, mehrere Personen mit Verbindungen zu der Neonazi-Gruppe festgenommen zu haben, die die KI-Vorschläge umsetzen wollten.
ChatGPT advised infamous neo-Nazi on how to attack U.S. electrical grid (dailydot.com, Englisch)

Putins Schattenflotte
Ein Frachter in der Ostsee unter Verdacht: Nach der Beschädigung mehrerer Unterseekabel hat Finnland den Tanker Eagle S festgesetzt. Ermittlungen deuten auf mutmaßliche Sabotage hin. Der Aufbau einer Schattenflotte in der Ostsee ist Teil der russischen hybriden Kriegsführung. Eine Recherche des Tagesspiegels zeigt, wie genau es Putin gelungen ist, kritische Infrastruktur in Europa zu sabotieren.
„Vollbeladen mit Spionageausrüstung“ (tagesspiegel.de)

Strengere Alkoholwerbung
Die Ampelkoalition wollte die Regeln für Alkoholwerbung verschärfen – doch daraus wurde nichts. Eine Studie des Gesundheitsministeriums empfahl sogar ein vollständiges Werbeverbot. Die Ergebnisse wurden jedoch zurückgehalten. Warum Deutschland trotz alarmierender Zahlen zum Alkoholkonsum kaum handelt und welche Rolle die Alkohollobby spielt, erfahren Sie im Artikel der Tagesschau und auch in der dreiteiligen Dokureihe in der Mediathek.
Wie strenge Regeln für Alkoholwerbung scheiterten (tagesschau.de)


Die Nachricht brachte auch in Deutschland ein großes mediales Echo – ein Zeichen dafür, welchen Einschnitt die Entscheidung für die digitale Öffentlichkeit bedeutet. Leider mischten sich unter die Berichte aber auch unnuancierte Aussagen über unsere Arbeit. Daher möchte ich ein paar Dinge klarstellen:

1.) Wir arbeiten nicht für Meta, Meta kann uns entsprechend auch nicht „abschaffen“. Wie genau die Kooperation zwischen Meta und Faktencheck-Redaktionen funktioniert, können Sie im Detail in unseren FAQs nachlesen.

2.) Wir arbeiten transparent, unabhängig und überparteilich und stellen sicher, dass wir Beiträge aus verschiedenen politischen Richtungen überprüfen. Jede und jeder kann uns Hinweise auf potenzielle Falschinformationen schicken. Unsere Faktenchecks greifen zwar häufig Behauptungen auf, die aus der rechten Szene stammen. Das liegt aber nicht daran, dass wir von einem politischen Bias geprägt wären, sondern fußt darauf, dass in diesen Kreisen mehr Desinformation verbreitet wird – das belegt auch die Forschung. Meta hat sich bewusst für die Zusammenarbeit mit unabhängigen Redaktionen entschieden, die über internationale Faktencheck-Netzwerke wie das IFCN oder EFCSN zertifiziert wurden. Im Rahmen derer verpflichten wir uns zu höchsten journalistischen Standards.

3.) Faktenchecks sind auch keine „Zensur“ oder schaffen Meinungsfreiheit ab. Mit solchen Aussagen wird seit Jahren versucht, die Arbeit von Faktencheckerinnen und Faktencheckern weltweit zu diskreditieren. Stattdessen ist das Gegenteil der Fall: Beiträge, die im Zuge des Meta-Programms mit einem Faktencheck gelabelt werden, werden nicht gelöscht. Und: Das Verbreiten von Desinformation ist keine Meinung. Wir wollen mit unseren Checks lediglich Fakten liefern, auf deren Grundlage sich dann jede und jeder seine eigene Meinung bilden kann.

Ein Jahr „Geheimplan“-Recherche
Viele Medien blicken diese Woche zurück auf unsere Recherche, die die größte Demonstrations-Welle gegen Rechtsextremismus in der jüngeren deutschen Geschichte auslöste und politische Folgen hatte. Dazu gibt es immer wieder Fragen, mal zu der Recherche selbst, mal zu den Folgen, mal zu geäußerter Kritik. Auf unserer Themenseite finden Sie die Recherche und die Reaktionen, sowie einen Text zu den wichtigsten Fragen und Antworten, den wir fortlaufend aktualisieren:
correctiv.org

Ihr Hinweis
Natürlich ist Silizium ein Bestandteil von Solarzellen und nicht Lithium. Mehrere aufmerksame Hinweise erreichten uns auf den letzten Spotlight am Wochenende, in dem dieser Fehler – ein reines Versehen – im Editorial zu finden war. Dafür entschuldigen wir uns!

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Martin Böhmer, Jonathan Sachse und Finn Schöneck.