Liebe Leserinnen und Leser,
am Wochenende war AfD-Parteitag. Wahrscheinlich haben Sie schon einiges dazu gelesen oder gesehen – vor allem, dass die Partei nun tatsächlich „Remigration“ in ihr Programm geschrieben hat. Unser Reporterteam war vor Ort. In der „Werkbank“ beschreibt unsere neue AfD-Verbotsverfahren-Reporterin Marie Bröckling, was dort los war. Zu diesem Themenkomplex passt übrigens das heute frisch gekürte „Unwort des Jahres“: biodeutsch.
Im Thema des Tages geht es heute um eine Recherche, an der unser Team CORRECTIV.Europe mit Lokalredaktionen aus verschiedenen Ländern Europas arbeitet: Wie viele Menschen in diesen Ländern müssen im Winter frieren, weil sie es sich nicht leisten können, die Heizung einzuschalten? Wir probieren dafür ab heute ein neues Format aus: Wir sammeln Ihre Erfahrungen – und zwar nicht mehr nur schriftlich per E-Mail, sondern als Sprachnachricht über unser neues SPOTLIGHT-Telefon. Leiten Sie diesen Aufruf auch gern weiter!
Außerdem erwartet Sie heute: Was ChatGPT antwortet, wenn man die Künstliche Intelligenz fragt, was man bei der Bundestagswahl wählen soll. Und: Wie es um die Sportplätze in deutschen Städten steht.
Schicken Sie uns gern wieder Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“: Fragen an Politiker, Firmen oder Behörden. Und zwar an unseren Reporter: robin.albers@correctiv.org.
Thema des Tages: Frieren, weil Heizen zu teuer ist
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Nein, die EU verbietet den Bau von Schneemännern nicht
CORRECTIV-Werkbank: Eindruck vom AfD-Parteitag in Riesa
Grafik des Tages: Viele Sportstätten sind sanierungsbedürftig
Frieren Sie zu Hause? Dann sind Sie damit nicht allein. Die Recherche unseres Teams CORRECTIV.Europe zeigt, dass allein in Deutschland Millionen Menschen ihr Zuhause nicht richtig heizen können, weil es zu teuer ist. Das kann gravierende gesundheitliche, finanzielle und soziale Folgen haben. In manchen Regionen Europas sind 30 Prozent der Bevölkerung betroffen. Doch darüber wird kaum gesprochen. Deshalb wollen wir Ihre Geschichte hören!
Wie Sie mithelfen können:
Sind auch Sie betroffen? Dann erzählen Sie uns in einer Sprachnachricht von Ihrem Tag: Wann frieren Sie am meisten, woran liegt es genau? Welche Folgen hat das? Bitte nennen Sie auch Ihr Alter, Geschlecht, Familienstand, Arbeitsverhältnis und Ihre Region.
Was geschieht mit Ihren Nachrichten?
Wir möchten einige Ihrer Stimmen als Teil einer Recherche veröffentlichen, die in den nächsten Wochen erscheint. Es geht auch darum, was die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker dagegen tun könnten, und ob sie genug tun.
Damit ist das Thema für uns aber noch nicht abgeschlossen: In der Redaktion von CORRECTIV.Europe werden wir uns das ganze Jahr über der Krise rund um Lebenshaltungskosten widmen. Was lösen die hohen Energie- und Lebensmittelpreise sowie steigenden Wohnkosten in unserer Gesellschaft aus?
Wie Sie mitmachen können:
Um uns Ihre Sprachnachricht zu schicken, speichern Sie sich am besten die Nummer unseres neuen SPOTLIGHT-Telefons ein: +49 160 9260 8833 – und schicken Sie uns dann die Sprachnachricht über die Kurznachrichtendienste WhatsApp oder Signal.
Wenn Sie lieber eine Mail schreiben wollen, geht das auch: spotlight@correctiv.org.
AfD Karlsruhe macht Wahlkampf mit „Abschiebetickets“
Beim AfD-Parteitag am Sonntag in Riesa wurden Flugblätter als Werbematerial präsentiert, die als Flugtickets in ein „sicheres Herkunftsland“ designt waren. Sie landeten nun offenbar schon in Briefkästen von Menschen mit Migrationsgeschichte. Eine ähnliche rassistische Aktion gab es schon vor über zehn Jahren von der NPD.
bnn.de
Los Angeles: Kein Ende der Feuer in Sicht
Der Nationale Wetterdienst der USA geht davon aus, dass es bis mindestens Mitte der Woche weiter zu heftigen Winden in Kalifornien kommen soll. Dadurch könnten die Brände sich wieder ausbreiten. Mittlerweile sind mindestens 24 Menschen gestorben, mehrere gelten als vermisst.
zeit.de / latimes.com (Liveblog)
Lokal: Kölnerin nach vier Jahren Haft im Iran wieder frei
1.500 Tage im Gefängnis liegen hinter Nahid Taghavi. Das iranische Regime hatte die Menschenrechtsaktivistin im Oktober 2020 bei einem Besuch in Teheran inhaftiert.
ksta.de
Investigatives: Wie Iran und Russland mit „Schattenflotten“ internationale Sanktionen umgehen
Erst vergangene Woche havarierte (quasi gestrandet, nur auf dem Wasser) die marode „Eventin“, beladen mit 99.000 Tonnen Öl, vor Rügen. Zur Umweltkatastrophe kam es nicht – die Gefahr durch die Schiffsflotte, mit der Russland Sanktionen umgeht, bleibt jedoch. Der Spiegel hat das russische System erklärt, Reuters recherchierte, wie auch der Iran mit einer „Schattenflotte“ weiter Öl exportiert.
spiegel.de (€) / reuters.com
Eine EU-Verordnung soll angeblich künftig das Bauen von Schneemännern verbieten. Das ist frei erfunden und basiert auf einem Satire-Beitrag. Rechte Blogs lassen den Kontext weg und machen so Stimmung gegen die EU.
CORRECTIV.Faktencheck
Endlich verständlich
Gerade viele Erstwähler sind sich noch unsicher, welche Partei sie bei den Neuwahlen ihre Stimme geben. Können Sie ChatGPT nach einer Wahlempfehlung fragen? Unsere Jugendredaktion Salon5 hat das ausprobiert – und folgert: Der KI-Chatbot ist mit Vorsicht zu genießen! Denn dabei kommen ziemlich verwirrende Antworten heraus.
Salon5 (Instagram)
So geht’s auch
Einweg-E-Zigaretten sind besonders bei Jugendlichen populär. Doch sie sind gesundheitsschädigend und produzieren einen Haufen Elektroschrott. In Belgien ist ihr Verkauf seit Anfang dieses Jahres deshalb untersagt.
br.de
Fundstück
Bei den Protesten gegen den AfD-Parteitag in Riesa war auch „der Adenauer“ dabei. Das ist ein Protest-Bus der politischen Gruppierung „Zentrum für Politische Schönheit“. Was es damit auf sich hat:
instagram.com (Profil) / t-online.de
Ich war am Wochenende auf dem AfD-Parteitag in Riesa. Dass ich überhaupt dabei sein konnte, ist nicht selbstverständlich. Die AfD hatte mich zunächst nicht akkreditiert, wir hatten mit unserer Anwältin einen Eilantrag auf Zugang gestellt und das Landgericht Berlin hat entschieden: Die AfD muss mich als Pressevertreterin reinlassen.
Mit der 120-Seiten langen Ausfertigung der einstweiligen Verfügung unter dem Arm bin ich also nach Sachsen gefahren. Und reingekommen!
Es hat sich gelohnt: Bestimmte Momente, Blicke und Kommentare bekommt man nur mit, indem man da ist. Etwa auf der Damentoilette nach der Rede von Kanzlerkandidatin Alice Weidel, als eine Frau sichtlich ergriffen verkündet: „Es ist so schön! So schön. Wirklich, Kanzlerin der Herzen.“
Oder am Sonntag: Im Gästeblock, wenige Meter vor mir, fließen die Tränen, als klar ist, dass dies das Ende der Jugendorganisation „Junge Alternative“ ist.
Mitglieder der rechtsextremen Organisation hatten bis zum Schluss leidenschaftlich für deren Erhalt als Teil der AfD gekämpft.
Meine Kolleginnen Alicia Reusche und Niclas Fiegert haben zudem den Protest auf den Straßen mit Kamera festgehalten. In den nächsten Tagen berichten wir ausführlicher, per Kurzvideo und Text.
Sanierungsbedürftiger Breitensport: Über 40 Prozent der Kommunen geben (in einer nicht repräsentativen Befragung) an, dass der schlechte bauliche Zustand ihrer Sportstätten zum Wegfall einiger Angebote führt. Zwar wollen die meisten Gemeinden ihre Einrichtungen trotz knapper Kassen offen halten. Besonders bei Schwimmbädern und Eislaufbahnen droht jedoch in den kommenden Jahren eine Schließungswelle.
difu.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert und Sebastian Haupt.
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