Ein Fonds für neue Antibiotika
Die „Buko Pharmakampagne“ fordert von der Bundesregierung, einen Fonds zu etablieren, aus dem die Erforschung neuer Antibiotika finanziert wird. Pharmaunternehmen scheuen die erheblichen Investitionen, die für neue Antibiotika nötig sind. Hier soll der Staat helfen.
Christian Wagner-Ahlfs von der Kampagne kritisiert, dass die Bundesregierung es bislang bei guten Worten belässt und kein Geld in die Hand nimmt, um zu handeln. „Bisher bleibt es bei Forderungen, es wird noch nichts umgesetzt.“
Um jetzt die Regierung zum Handeln zu bewegen, hat die Initiative eine Online-Petition eingerichtet. Die „Buko Pharmakampagne“ ist eine Initiative für unabhängige Gesundheitsinformationen und eine gerechte Arzneimittelversorgung. Sie finanziert sich aus Spenden und öffentlichen Zuschüssen.
Neue Antibiotika ohne Profit?
Antibiotikaforschung im Zeitalter der Resistenzen müsse zwei Bedingungen erfüllen, erklärt Wagner-Ahlfs: Erstens müssten die neuen Antibiotika günstig zu haben sein, damit sie den Ärmsten helfen können. Entwicklungsländer haben immer noch übermäßig unter Infektionskrankheiten zu leiden. Zweitens aber sollten diese Arzneien so selten wie möglich genutzt werden – um nicht neue Resistenzen zu provozieren. „Das sorgt dafür, dass die Entwicklung für die Industrie keinen Sinn macht“, sagt Wagner-Ahlfs. „Ein Unternehmen will das Gegenteil, möglichst teuer und möglichst viel verkaufen.“ Daher müsse das Medikament schon vor Eintritt in den Markt finanziert sein – durch einen öffentlichen Fonds.
Auch die Pharmaindustrie fordert öffentliche Gelder für Antibiotikaforschung. Dafür wäre eine Kombination unterschiedlicher Fördermaßnahmen am wirksamsten, sagt Siegfried Throm, Geschäftsführer Forschung des Verbands der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA). Dazu gehören etwa sogenannte Public-Private-Partnerships, bei denen die Entwicklung Unternehmen überlassen wird, der Staat aber einen Teil der Risiken abfängt.
Einem Forschungsfonds steht Throm dagegen skeptisch gegenüber: Von ihm würden auch Länder profitieren, die nicht einzahlen. „Das dürfte die Zahlungsbereitschaft der meisten Nationen erheblich reduzieren.“ Zudem müsse der Fonds anders als vergleichbare Programme die Entwicklung von Antibiotika komplett bezahlen – weil die beauftragten Firmen später keinen Profit mit den Arzneien machen werden.
Politik will helfen
„Wir wollen die Pharma-Industrie nicht ausgrenzen“, sagt Wagner-Ahlfs. Entscheidend sei aber, wer die Kontrolle übernehme. „Der VFA sagt, er will Geld, wir sagen, wir brauchen eine öffentliche Führung.“
Bei der Politik findet die Idee Anklang. Karl Lauterbach, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, findet einen Fonds „grundsätzlich begrüßenswert“. Auch Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Prävention und Gesundheitswirtschaft bei den Grünen, will sich dafür einsetzen. „Der Vorschlag der Buko-Pharmakampagne ist sehr gut geeignet und sollte aufgegriffen werden“, sagt Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken. Ihre Fraktion setzt sich für ein Programm zur Förderung nichtkommerzieller Pharmaforschung ein.