Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

die Union aus CDU und CSU hat heute vorgestellt, wer aus ihren Reihen in einer Koalition mit der SPD welchen Ministerposten übernehmen soll. Wir haben uns ein paar der Kandidatinnen und Kandidaten näher angeschaut – heute Thema des Tages.

Außerdem im SPOTLIGHT: Die weltweiten Ausgaben fürs Militär sind gestiegen, und zwar deutlich. Sebastian Haupt erklärt das Wichtigste dazu in der heutigen Grafik des Tages. 

Und in einem „Denkanstoß“ ärgert sich der Unternehmer Sebastian Klein darüber, dass „die Unternehmer“ in Talkshows viel zu einseitig dargestellt werden.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in diese (wieder kurze) Woche. Schicken Sie mir gerne wieder Ihre Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“, die wir immer freitags auflösen: Welche eigentlich einfache und kurz zu beantwortende Frage sollen wir in Ihrem Auftrag an Behörden oder Unternehmen schicken? anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Merz’ Mannschaft

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Denkanstoß: Wer hat die Diskussionshoheit über „die Wirtschaft“?

Faktencheck: Rente mit 57 Jahren? Online kursiert falsche Behauptung zu ukrainischen Geflüchteten in Deutschland

Gute Sache(n): Prüfungsangst erklärt • Förderung für Entsiegelung des Gartens • Gedopte Lachse

CORRECTIV-Werkbank: Salon5-Bildungsreise: Jugendliche besuchten erstmals Auschwitz

Grafik des Tages: Weltweiter Anstieg der Rüstungsausgaben

Wir haben uns angeschaut, welche Besetzungen besonders auffällig sind:

Außenministerium:
Johann Wadephul – dieser Name kursierte schon seit Wochen; der CDU-Mann (hier sein offizieller Lebenslauf) war zuletzt auch schon auf einigen Auslandsreisen, insofern ist seine Benennung keine Überraschung. 

Als Außenminister benannt: Johann Wadephul. Quelle: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Ein näherer Blick auf seine politischen Einstellungen lohnt sich – denn er war zuletzt unter jenen Unions-Politikern, die sich öffentlich dafür stark machten, den Umgang mit der AfD im Bundestag zu normalisieren. AfD-Kandidaten, die bisher nicht negativ aufgefallen seien, könne man durchaus zu Ausschussvorsitzenden machen, sagte er.

Abgesehen davon ließ Wadephul bereits durchblicken, er wolle sich um einigermaßen gute Beziehungen zu Donald Trump in den USA bemühen.

Wirtschaftsministerium:
Hier soll künftig keine Politikerin, sondern eine Unternehmerin das Ruder übernehmen: Katherina Reiche, bisher Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG – einem der größten regionalen Energieversorger. Und sie hat, zumindest bislang, einige Ämter inne.

Soll Wirtschaftsministerin werden: Katherina Reiche. Quelle: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Die gebürtige Brandenburgerin Reiche (hier ihr Lebenslauf auf der Firmenseite) wurde angeblich unter anderem ausgewählt, um „den Osten“ im Kabinett zu repräsentieren – was insofern eine fragwürdige Begründung ist, als dass sie dort schon lange nicht mehr wohnt.

Noch wichtiger als die Personalie ist im neuen Kabinett dies: Ausgerechnet Friedrich Merz, der angetreten ist, um die Wirtschaft zu stärken, hat das Wirtschaftsministerium verzwergt, wie das Handelsblatt kommentiert. Für wichtige Bereiche wie Digitalisierung und Klimaschutz ist es nicht mehr zuständig.

Gesundheitsministerium:
Hier ist die Besetzung besonders interessant: Ministerin soll die CDU-Politikerin Nina Warken aus Tauberbischofsheim werden. 

Bald unsere Gesundheitsministerin: Nina Warken. Quelle: Nina Warken/ Tobias Koch.

Für sie ist Politik auch ein Family Business: Ihr Schwiegervater ist Hans-Georg Warken, CDU-Urgestein und Vorsitzender der nicht nur im Saarland einflussreichen Union Stiftung. Wie CORRECTIV berichtete, pflegt die scharf nach rechts gerückte Stiftung auch Kontakte zu Klimaleugnern und Kräften aus dem Trump- und dem Orbán-Lager, auch mehrere Kinder von Warken engagieren sich in der Jungen Union.

Warum Warken als Gesundheitsministerin eingesetzt wird, erschließt sich inhaltlich nicht unmittelbar. Der Spiegel schreibt, niemand habe sie „auf dem Zettel“ gehabt.

Digitalisierungsministerium:
„Digitalisierung und Staatsmodernisierung“ heißt ein neues Ressort – und angeführt werden soll es vom bisherigen Vorstandsvorsitzenden der MediamarktSaturn-Gruppe, Karsten Wildberger.

Künftiger Digitalisierungsminister: Karsten Wildberger. Quelle: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Offenbar wurde hier gezielt jemand gesucht, der nicht aus dem Politikbetrieb, sondern aus der Praxis kommt – und entsprechend mit Blick von außen auf die Abläufe in Behörden schauen kann. 

Kreml kündigt Feuerpause zum Weltkriegsgedenken an
Wieder kündigt Russland eine Feuerpause an, diesmal allerdings einseitig: Rund um die Feierlichkeiten zum Weltkriegsende am 9. Mai sollen die Waffen in der Ukraine für drei Tage ruhen. Am Ende einer Waffenruhe zu Ostern hatten sich beide Seiten Hunderte Verstöße vorgeworfen.
n-tv.de

Brand auf Tesla-Gelände in Holzgerlingen: Polizei schließt Brandstiftung nicht aus
In der Nacht auf Montag haben auf dem Tesla-Gelände im baden-württembergischen Holzgerlingen nahe Stuttgart zwölf Neuwagen gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.
krzbb.de


Ich saß vor Kurzem innerhalb einer Woche zweimal im Fernsehen, um die Frage zu diskutieren, ob Reiche in Deutschland stärker an den Kosten fürs Gemeinwohl beteiligt werden sollen. Beide Male war ich konfrontiert mit Gesprächspartnerinnen, die für die Interessen reicher Erben lobbyieren, sich aber als Wirtschaftsexpertinnen und Vertreterinnen „der Wirtschaft“ darstellen. 

Wer die Lobby der reichen Erben ins Fernsehen einlädt und fragt, was sie von der Erbschaftsteuer hält, kann auch gleich die Erdöl-Lobby einladen und fragen, was sie vom Verbrenner-Aus hält. Genau das passiert aber gerade bei Wirtschaftsfragen: Die Lobby der reichen Erben dominiert den Diskurs und täuscht den Rest der Gesellschaft darüber hinweg, was im Sinne des Gemeinwohls wäre. 

Nur so lässt sich auch verstehen, wieso heute die Steuerlast vor allem bei Menschen liegt, die von Arbeit leben und nicht von Erbschaft und vorhandenem Vermögen. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit, und betrachtet man die Wirtschaft wirklich als Ganzes, zeigt sich: Wir haben einen massiv unfairen Wettbewerb zu Lasten derer, die nicht das Glück haben, ein Unternehmen oder Anteile an einem geschenkt zu bekommen. 

Ich glaube, wenn wir unsere Wirtschaft weiterentwickeln und unseren Wohlstand erhalten wollen, dann müssen wir uns dringend die Diskurshoheit zurückerobern. Die liegt im Moment nämlich bei einer kleinen Minderheit, die sehr aggressiv für ihre Privilegien kämpft. 

Ein Brief der Deutschen Rentenversicherung steckt in einem Briefkasten
(Symbolbild: K. Schmitt / Fotostand / Picture Alliance)

So geht’s auch
Grünpflanzen statt Schottergarten: Wer durch die Entsiegelung des eigenen Gartens zur Umweltfreundlichkeit beiträgt, kann nun im Kreis Euskirchen in NRW Fördergelder in Anspruch nehmen. 
watson.de 

Fundstück
Medikamentenrückstände im Wasser haben Einfluss auf die Tierwelt. Welchen genau, hat ein schwedisches Forscherteam untersucht. Ihnen zufolge steigt die Risikofreude wilder Lachse durch Psychopharmaka gegen Angststörungen. Das klingt kurios – ist aber in Wirklichkeit ein Warnhinweis für die Auswirkungen menschlichen Handelns.
sueddeutsche.de


Wir von der Jugendredaktion Salon5 haben kürzlich eine Bildungsreise in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz unternommen. Für viele von uns war es der erste Besuch eines solchen Lagers. Alle waren entsetzt darüber, wohin Hass und Hetze eine Gesellschaft treiben kann. Auch mir persönlich bereitet der Rechtsextremismus im Land schon seit längerem Sorge. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert und Sebastian Haupt.