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Autor Bild Anette Dowideit

Deutschland und die EU wollen an ihrer Verteidigungsfähigkeit arbeiten – weil Russland unter Putins Führung offenbar immer häufiger versucht, unsere Infrastruktur zu sabotieren. 

Aber was genau tut die Bundeswehr jetzt dagegen? Das hat unser Reporter Till Eckert gefragt. Er beschäftigt sich seit ein paar Monaten schwerpunktmäßig mit Deutschlands Aufrüstung. Heute ist das unser Thema des Tages.

Thema des Tages: Wie wir jetzt die Ostsee schützen

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Russische Spione mit Pentagon-Kontakt im Handy? Keine Belege für angebliche Verhaftung

Gute Sache(n): Die Zugvögel kommen zurück • ÖPNV bringt mehr ein, als er kostet • Warum beim ESC 2025 zwei Wiener für Deutschland antraten

CORRECTIV-Werkbank: Mathe-Wunderkind hat die Wahlen in Rumänien gewonnen

Grafik des Tages: Arbeiten wir zu wenig?

Der Grund für die Krisenberatungen:
In den Monaten zuvor hatten sich verdächtige Vorgänge in der Ostsee gehäuft – mutmaßlich russische Sabotageakte. 

Zumindest wies alles darauf hin. Denn immer wieder wurden Unterseekabel beschädigt – und zwar durch Schiffe, die offiziell harmlose Handelsschiffe waren. In mindestens einem Fall ließ ein solches Schiff seinen Anker scheinbar achtlos über den Boden schleifen und durchtrennte so Kabel. 

Dieses Schiff und andere gehören offenbar eigentlich zu Russlands „Schattenflotte“, sind also für Putins Regierung im Einsatz.

Welche Kabel und Pipelines Europa verbinden, sehen Sie hier:

Die betroffenen Staaten schmiedeten damals einen Plan, wie man sich dagegen wehren könnte. Als erstes beschlossen sie im Januar, die Überwachung des europäischen Seeraums besser als bisher zu koordinieren, und zwar über das „Maritime Zentrum für die Sicherung kritischer Infrastruktur“ in London.

Die Bundeswehr sollte dabei die führende Rolle bei der Überwachung der Ostsee übernehmen. „Mission Baltic Sentry“ heißt das Ganze. „Sentry“ ist Englisch für „Wache“.

Wir haben jetzt nachgeforscht, was seither passierte:
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte uns, die Ostsee werde jetzt „durchgängig 24/7“ überwacht. Die Marine setze nun „ein breites Portfolio an Sensoren und Effektoren“ im Binnenmeer ein. „Effektor“ ist in diesem Fall einfach ein anderes, technisches Wort für Waffe.

Die Bundeswehr hat demnach ihre Kapazitäten seit Januar kräftig aufgestockt. Aber: Das ist nicht das Einzige, was sich gerade tut, um uns in Europa besser als bisher gegen mögliche russische Sabotage zu schützen.

Die neuen Sanktionen der EU:
Morgen will die EU ihr nächstes Sanktionspaket gegen Russland beschließen. Unser Reporterteam konnte schon vorab einen Blick auf die Pläne werfen, mehr dazu hier

Parlamentswahl in Portugal: Konservative und Rechte gewinnen 
Die Konservativen gewinnen die Parlamentswahl in Portugal. Die erst 2019 gegründete rechtspopulistische Partei „Chega“ wird mit 22,5 Prozent zur zweitstärksten Kraft. 2019 lag die Partei noch bei 1,3 Prozent. 
welt.de

Frankfurt am Main: Klage gegen DB-Navigator App 
Der Prozess gegen die Bahn-App DB Navigator startet heute am Landgericht Frankfurt. Inhalt der Klage: Die Deutsche Bahn soll zu viele Nutzerdaten in ihrer App an Unternehmen weitergegeben haben. Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe zurück und sieht keine Datenschutzverstöße.
zeit.de 

Spionage-Kontroverse an TU München: Forscherin an staatsnahem chinesischen Firmennetzwerk beteiligt
Die Spionage-Kontroverse um eine Professorin der TU München weitet sich aus: Nach CORRECTIV-Recherchen ist sie mit ihrem Ehemann in China an einem staatsnahen Firmennetzwerk im Medizinbereich beteiligt. An ihrem Lehrstuhl war das Ausmaß ihrer Nebentätigkeiten nicht bekannt. 
correctiv.org

(Quelle: Samuel Corum / Newscom / Picture Alliance)

So geht’s auch
Der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) bringt der Volkswirtschaft dreimal so viel ein, wie er kostet: Das ergab eine im Auftrag der Deutschen Bahn erstellte Studie. Demnach sorge der ÖPNV jährlich für rund 75 Milliarden Euro Wertschöpfung – bei Betriebskosten von etwa 25 Milliarden. Der wirtschaftliche Nutzen erstrecke sich von Fahrzeugbau über Einzelhandel bis zum Tourismus. 
zdf.de

Fundstück
Österreich hat am Wochenende den Eurovision Song Contest 2025 mit JJ und seinem Song „Wasted Love“ gewonnen. Deutschland erreichte mit Abor & Tynna und dem Song „Baller“ Platz 15. Abor & Tynna (bürgerlich Attila und Tünde Bornemisza) sind ein Geschwisterduo aus Wien mit ungarisch-rumänischen Wurzeln. Warum sie Deutschland vertraten? Sie hatten den Vorentscheid hierzulande gewonnen. Nicht unüblich: Auch in der Vergangenheit haben Künstlerinnen das Land vertreten, die beispielsweise keine deutsche Staatsbürgerschaft, aber einen Wohnsitz oder berufliche Aktivitäten in Deutschland hatten.
ESC-Auftritt von Abor & Tynna auf Youtube 


Dan, ein Mathematiker und ehemaliger Bürgermeister von Bukarest, führte eine ruhige und konsequente Kampagne mit dem Fokus auf Rechtsstaatlichkeit, EU-Integration und Stabilität. Einige Analysten glauben, dass er nicht nur wegen der klaren Positionierung gegen extremistische Positionen und populistische Taktiken, sondern gerade wegen seiner Authentizität gewählt wurde.

Simion hingegen ist bekannt für seine nationalistische Rhetorik und seine EU-feindliche Haltung. Von einigen als rumänischer Orbán oder Fico gesehen, schnitt er besonders gut bei der Diaspora und in ländlichen Regionen ab. Doch Simions konfrontative Kampagne – mit Drohungen, Ukraine-Hilfen zu kürzen, Angriffen auf die Medien und Lob für autoritäre Führer – verschreckte wohl auch gemäßigte Wähler.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.