
Liebe Leserinnen und Leser,
im Nahen Osten geht der Konflikt zwischen dem Iran und Israel weiter – die Welt blickt besorgt in die Region und verliert dadurch aus dem Blick, was gerade bei uns in Europa los ist. Bei uns nimmt allerdings die Bedrohungslage zu: Russlands Regierung unter Staatschef Wladimir Putin bereitet ein Militärmanöver vor. Warum wir scharf darauf blicken sollten, steht heute im Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Die CDU hat skurrile Tipps für Klimaschutz im anstehenden Hitzesommer; es geht um Grillwürste. Und: Der bekannte Journalist Peter Scholl-Latour soll für den BND gearbeitet haben.
Ich hoffe, Sie sind gut in die Woche gestartet! Schreiben Sie mir gern, welche Themen Ihnen gerade besonders wichtig sind: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Was plant Putin in Belarus?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Arzt aus Österreich macht mit fehlerhaften Angaben Stimmung gegen die Masernimpfung
CORRECTIV-Werkbank: Klimaschutz à la CDU: Keine Bratwurst mehr bei Sportfesten
Grafik des Tages: Nur Minderheit würde heute Wehrpflicht leisten
Ein russisch-belarussisches Militärmanöver im September macht Beobachter nervös. Warum genau und worum es geht, hat unser Reporter und Militärexperte Till Eckert recherchiert – und dazu heute eine Analyse veröffentlicht.
Darum geht es:
Im September planen Russland und Belarus gemeinsam das Militärmanöver „Sapad 2025“. Fachleute werten sie als ein mögliches Vorspiel für eine neue Eskalationsstufe von Putins Aggression gegen Westeuropa.

Deshalb macht das Manöver Experten nervös:
Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass bei dem Manöver mit dem berüchtigten Iskander-System geübt wird. Dabei handelt es sich um Raketen auf Fahrzeugen, die sowohl Kurzstreckenraketen als auch Marschflugkörper transportieren können.
Wird das System ganz im Westen von Belarus stationiert, wäre mit den Geschossen theoretisch auch Teile Deutschlands erreichbar. Abgesehen davon sind natürlich auch die direkten Anrainer Polen und Litauen nervös.

Welche Bedeutung das Manöver haben könnte:
Die Grünen-Verteidigungsexpertin Sara Nanni sagt:
„2021 gab es eine ähnliche Übung, danach dauerte es nicht mehr lange bis zur Vollinvasion in die Ukraine. Trotzdem: Niemand hat eine Glaskugel.“
Sara Nanni
Grünen-Bundestagsabgeordnete und Obfrau im Verteidigungsausschuss
Die Zusammenarbeit zwischen Russland und Belarus:
Die militärische Kooperation der beiden Staaten vertieft sich immer weiter. Beide Länder führen seit rund fünf Jahren nicht nur regelmäßig gemeinsame Großmanöver wie die Sapad-Übungsreihe durch, sondern entwickeln auch eine gemeinsame militärische Infrastruktur.
Die gemeinsame Stationierung russischer Waffen in Belarus – darunter auch die taktisch nuklearfähigen Iskander-Raketensysteme – ist der vorläufige Höhepunkt der militärischen Verschmelzung.
Was das für uns in Deutschland konkret bedeutet:
Unsere Minister und Militärs reden derzeit davon, es könne bald zu einem Test des Zusammenhalts innerhalb des Militärbündnisses NATO kommen.
Wie genau die NATO sich jetzt für die Bedrohung wappnet? Das nehmen wir als nächstes in den Blick.
Beim G7-Treffen heute in Kanada wollen die Staats- und Regierungschefs heute derweil darüber beraten, ob man Russland mit weiteren Sanktionen wieder an den Verhandlungstisch bringen kann, um ein Ende von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zu beenden. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) appellierte im Vorfeld an US-Präsident Trump, sich entschieden dafür einzusetzen.
Der Appell ist unter anderem deshalb wichtig, weil Trump – in bekannter erratischer Manier – am Wochenende vorschlug, beim Konflikt Israel vs. Iran könne doch vielleicht Putin als Vermittler fungieren.
Mehr zur Bedrohung aus Russland:
Der CDU-Politiker Ruprecht Polenz spricht im Interview mit unserem Publisher David Schraven über Putin – und über die Frage, wie stark die Freiheit im Westen aus seiner Sicht bedroht ist. Hier können Sie das Interview anschauen.
Attentat auf US-Abgeordnete: Mutmaßlicher Täter gefasst
Die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman und ihr Ehemann wurden im US-Bundesstaat Minnesota erschossen. Der mutmaßliche Täter wurde inzwischen festgenommen. Er soll außerdem einen weiteren Abgeordneten und seine Frau einige Kilometer entfernt verletzt haben. Minnesotas Gouverneur Tim Walz spricht von einem „gezielten Akt der politischen Gewalt”.
tagesschau.de
Forscher warnen vor Atomwaffenaufrüstung
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri vermutet einen Rüstungswettlauf der Atomwaffenstaaten. Demnach wurden die meisten Atomwaffen in den letzten Jahren ausgebaut und modernisiert. Die Forscher warnen vor einem Ausfrüstungswettstreit mit Sicht auf die aktuelle Weltlage.
welt.de
Bad Freienwalde: Rechtsextreme attackieren Teilnehmer einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus
Bei der Kundgebung „Bad Freienwalde ist bunt“ in der Nähe von Brandenburg stürmten Rechtsextreme die Veranstaltung. Mit Sturmmasken griffen sie das Publikum und Teilnehmende an. Laut den Veranstaltern wurden drei Menschen verletzt.
maz-online.de / tagesspiegel.de
Recherche: Arbeitete Peter Scholl-Latour für den BND?
Recherchen des WDR legen nahe, dass der Publizist Peter Scholl-Latour dem BND gelegentlich als Quelle diente. Der Investigativjournalist Florian Flade kritisiert dies als Verstoß gegen journalistische Prinzipien: „Für eine Behörde zu arbeiten, über die man im Zweifel berichtet, ist nicht in Ordnung, da es die Objektivität massiv infrage stellt.“ daserste.de / tagesschau.de

Andreas Sönnichsen, Arzt in Österreich und Ex-Mitglied der Partei „Die Basis“, behauptet: Bei einer Masernimpfung sei das Risiko eines Impfschadens größer als der Nutzen der Impfung. Doch seine Argumente belegen diese Behauptung nicht. Das Gegenteil ist der Fall.
correctiv.org
Endlich verständlich
In Finnland geht bald das erste Atommüllendlager in Betrieb. In Deutschland ist die Suche danach noch weit von einer Lösung entfernt. Warum, erklärt die Tagesschau. Weshalb uns Atommüll auch kommunikativ an Grenzen bringt, erklärt die Sendung Quarks.
tagesschau.de / quarks.de
So geht’s auch
In Frankreich bieten immer mehr Unternehmen Schlafplätze für Wohnungslose in ihren eigenen Räumlichkeiten an. Und Sie unterstützen bei der Suche nach Unterkunft und Job. Auf Deutschland ist das Projekt allerdings nicht so leicht übertragbar, das liegt besonders am Baurecht.
rnd.de
Fundstück
Hunderttausende gingen in den USA am Wochenende gegen die zunehmend autoritäre Politik von Donald Trump auf die Straßen. Wo genau? Das zeigen Newsweek und CNN.
newsweek.com / edition.cnn.com
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die CDU die Bratwurst in Frage stellt? Im Hitzeschutzplan rät Bundesgesundheitsministerin Nina Warken: kein Alkohol, kein Grillen bei Sportfesten. Ziel sei es, alle Akteure sowie Zuschauer „besser vor hitzebedingten Gesundheitsrisiken zu schützen”. Klingt vernünftig. Ist aber auch ziemlich ironisch.
Denn noch 2024 hingen in Thüringen CDU-Wahlplakate mit dem Slogan: „Grillen muss erlaubt bleiben.” Gemeint war: Keine Gängelung durch Umweltauflagen. Grillen als Symbol für persönliche Freiheit. Und jetzt heißt es plötzlich: lieber Wasser statt Bier, lieber Schatten statt Grillromantik.
Die CDU hat lange so getan, als wäre Klimaschutz ein Thema für Idealisten – dabei geht es längst um ganz reale Risiken für Gesundheit und Umwelt. Dürresommer, tausende hitzebedingte Todesfälle jährlich, verdorrte Böden, überhitzte Städte – das sind keine Einzelfälle, sondern Folgen jahrelanger Verzögerungen bei der Klimapolitik, für die auch die CDU verantwortlich ist.

Viele Menschen befürworten eine Wehrpflicht. Einer Insa-Umfrage zufolge fände fast die Hälfte (47 Prozent) eine Wiedereinführung gut, ein gutes Drittel hingegen schlecht. Selbst zum Militär gehen würde allerdings nur ein geringer Teil: 51 Prozent würden lieber Zivildienst leisten. Nur 36 Prozent geben an, dass sie sich für einen Wehrdienst entscheiden würden (Frauen und Männer). Allerdings ist das für die meisten Befragten aus Altersgründen ohnehin hypothetisch. Die Grafik des Tages zeigt deshalb auch, wie die junge Generation auf die Frage antwortet.
n-tv.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt und Jule Scharun.
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