Nein, diese Aufnahmen zeigen nicht, wie Menschen im Iran israelische Angriffe feiern
Durch israelische Angriffe auf den Iran wurden dort hunderte Menschen getötet. Mehrere Aufnahmen in Sozialen Netzwerken sollen zeigen, wie die Menschen im Iran diese Angriffe feiern. Doch die Videos zeigen nicht, was behauptet wird.

Israel begann am 13. Juni 2025 einen Angriff auf den Iran. Teheran reagierte mit Gegenschlägen. Inzwischen sind auch die USA involviert: Am 22. Juni griffen sie iranische Atomanlagen an. Durch die israelischen Angriffe wurden im Iran bisher hunderte Menschen getötet, darunter viele Zivilistinnen und Zivilisten.
In diesem Kontext verbreiten sich aktuell mehrere Aufnahmen, die angeblich feiernde Menschen im Iran zeigen sollen. Doch die Videos haben nichts mit den aktuellen Angriffen zu tun und sind teilweise schon Jahre alt.
Video von tanzenden Menschen in einem Tunnel ist Jahre alt
In einem X-Beitrag vom 15. Juni heißt es: „Iraner, die auf dem Weg nach Irans Norden im Stau stecken, beginnen in einem Tunnel zu singen und zu tanzen, um die israelischen Angriffe auf das #Mullahregime zu feiern“. Im Video dazu sind tanzende Menschen zu sehen, laute Musik ist zu hören. Es hat mehr als 275.000 Aufrufe und tausende Likes.

In einem Hinweis („Community Note“) unter dem Beitrag und in mehreren Kommentaren weisen Nutzerinnen und Nutzer darauf hin, dass die Aufnahme alt ist. Das ist richtig.
Wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt, wurde das Video schon im September 2023 auf Instagram verbreitet. In einem Beitrag von damals heißt es: „Nur ein Iraner kann tanzen und auch im Verkehr fröhlich sein. Bemerkenswert, Freunde, derzeit wird starker Verkehr auf der Chalus Road gemeldet.“ Der älteste Instagram-Beitrag, der sich finden lässt, ist vom 9. September 2023 – auch dort ist von „Chalus“ die Rede.
Die Chalus Road ist eine der meistbefahrenen Straßen im Iran, mit einem Tunnelabschitt. Auch die Kennzeichen der Autos im Video deuten daraufhin, dass es im Iran aufgenommen wurde. Einen Hinweis auf israelische Angriffe oder das iranische Regime enthalten die Beiträge dagegen nicht. Das Video hat also nichts mit den aktuellen Angriffen Israels zu tun.
Aufnahme von tanzender Frau stammt nicht aus dem Iran, sondern aus Straßburg in Frankreich
In Sozialen Netzwerken kursiert außerdem ein Video mit mehr als sieben Millionen Aufrufen, in dem eine im Regen tanzende Frau auf einer Straße zu sehen ist. Auch hier wird ein Kontext zu den aktuellen Angriffen hergestellt, den es aber nicht gibt. Beiträge mit dem Video kursieren schon seit 2023 im Internet, wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt.

Wie die Faktencheck-Redaktion Lead Stories berichtet, stammt das Video von einer in Frankreich lebenden georgischen Influencerin, die es im Juli 2023 auf Tiktok veröffentlichte. Ein Vergleich mit Bildern auf Google Maps bestätigt, dass im Hintergrund die Nikolai-Kirche in Straßburg zu sehen ist. Auch dieses Video hat also keinen Bezug zum Iran oder zum aktuellen Konflikt.

Video von feiernder Menge entstand vor Beginn der israelischen Angriffe
Eine weitere Aufnahme in Sozialen Netzwerken zeigt eine tanzende Menge auf einem öffentlichen Platz. Zu erkennen ist ein DJ, der vor der Menschenmenge Musik auflegt. Im Hintergrund ist ein mehrstöckiger Wohnblock zu sehen. Der gleicht einem Gebäude in Ekbātān, einem Stadtteil der iranischen Hauptstadt Teheran.

Auch bei diesem Video bestätigt eine Bilderrückwärtssuche: Es ist nicht aktuell, sondern verbreitete sich schon im März 2025 in Sozialen Netzwerken. Laut den Beiträgen von damals zeigte es eine Party in Ekbātān, ein Stadtteil im Westen der iranischen Hauptstadt Teheran. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran eskalierte erst Monate später.
Fazit: Keine der Aufnahmen zeigt Menschen im Iran, die die israelischen Angriffe öffentlich feiern. Laut Medienberichten stehen die Menschen im Iran dem aktuellen Konflikt mit gemischten Gefühlen gegenüber: Zum einen würden einige Iraner die Angriffe begrüßen, andere hätten Angst vor den unvorhersehbaren Folgen des Krieges, zitiert die Washington Post eine Iranerin.
Die CORRECTIV-Redaktion sprach vor kurzem mit einem Oppositionellen im Exil über die politische Zukunft des Iran.
Redigatur: Sarah Thust, Matthias Bau