Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

500 Milliarden Euro will die Bundesregierung in den nächsten Jahren an Schulden aufnehmen, um damit die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Wir verfolgen in unserem SPOTLIGHT-Rechercheprojekt, ob das Geld wirklich wie versprochen in Schiene, Straße und Wohnungsbau gesteckt wird.

Nun sind wir auf einen Verschiebebahnhof im Bundesverkehrsministerium gestoßen. Mehr im Thema des Tages.

Und wir haben eine weitere News recherchiert: Der MDR hat unseren Informationen zufolge das Aus für den Klima-Podcast der bekannten Energie- und Klima-Ökonomin Claudia Kemfert erklärt. Was steckt womöglich dahinter? 

Außerdem im SPOTLIGHT: Der zunehmende Müll in öffentlichen Parks treibt unsere Leserinnen und Leser derzeit ja besonders um. Nun hat unsere neue Lokalredaktion in Gelsenkirchen das Thema aufgegriffen und eine Recherche dazu veröffentlicht – darum geht es in der heutigen „Werkbank“.

Und was bewegt Sie? Schreiben Sie mir: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Kreativ rechnen im Verkehrsministerium

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Entwicklung der Eismassen in Antarktis und Arktis stellt Klimawandel nicht infrage

Gute Sache(n): Urteil zu P. Diddy: Darum sehen es viele kritisch • Neues Notrufsystem in Berlin verbessert Versorgung • Französischer Käse im Klimastress

CORRECTIV-Werkbank: Abfall in Gelsenkirchen: Unser vermüllter Hinterhof

Grafik des Tages: Abgeordnetendiäten steigen: Richtig so – oder problematisch?

Gleich zu Beginn haben wir von CORRECTIV entschieden, das sogenannte „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“ zu einem wichtigen Recherchethema bei uns zu machen. Und zwar gemeinsam mit Ihnen, den Leserinnen und Lesern des SPOTLIGHT: Wir sammeln Ihre Hinweise dazu, wo dieses Geld wirklich ankommt – und wo ein Teil davon versickert. „Gemeinsam aufgedeckt“ heißt unser Projekt.

Da zu unseren Lesern auch Bundestagsabgeordnete gehören, bekamen wir aus dieser Ecke nun einen wichtigen Hinweis. Und daraus hat Reporterin Samira Joy Frauwallner eine Nachricht geschrieben. Hier können Sie sie nachlesen.

Regierung verspricht Milliarden für Infrastruktur – tatsächlich scheint sie aber nur altes Geld neu zu verpacken. Foto: Unsplash

Darum geht es:
Um die komplizierten Finanzflüsse zu verstehen, hilft eine Analogie: Stellen Sie sich vor, Ihr Teenager-Sohn ist schlecht in Mathe. Gemeinsam mit ihm verabreden Sie, dass er jeden Monat zehn Euro von seinem Taschengeld spart, um sich in fünf Monaten einen Taschenrechner für 50 Euro kaufen zu können. Jetzt hat er schon 30 Euro beiseite gelegt.

Nun wollen Sie, die Eltern, dieses löbliche Vorhaben unterstützen: Sie geben ihm zusätzliche 50 Euro, damit er sich davon auch noch ein paar Mathebücher kaufen kann.

Ihr Sohn nimmt nun aber die zusätzlichen 50 Euro von Ihnen, kauft sich davon den Taschenrechner – und die 30 Euro, die er schon gespart hatte, gibt er für Energy-Drinks und Bier aus.

So ähnlich macht es das Bundesverkehrsministerium.

Wie das konkret in diesem Fall aussieht:
Das Haus von Patrick Schnieder (CDU) hatte einen Etatplan für die kommenden Jahre geschrieben. Darin war festgelegt, wie viel Geld für die Modernisierung von Straße und Schiene zur Seite gelegt wird.

Der Minister Anfang dieser Woche bei einem Sommerfest in Berlin. Quelle: picture alliance / Geisler-Fotopress | Matthias Wehnert/Geisler-Fotopre

Dann kamen die 500 Milliarden-Schuldenpläne der Bundesregierung. Im neuen Etatplan des Ministeriums sieht man nun: Rund 13 Milliarden Euro, die schon vorher eingeplant waren, sind verschwunden. Ersetzt wurden sie durch dieselbe Summe aus dem „Sondervermögen“.

Unter dem Strich soll nun gleich viel in die Verkehrsinfrastruktur fließen, wie schon längst geplant war, bevor der Bundestag die riesige Schuldenaufnahme beschlossen hat.

Das steht dem Versprechen entgegen, dass mit dem Sondervermögen ZUSÄTZLICH Infrastruktur modernisiert wird. 

Was Kritiker dazu sagen:
Die Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta (Grüne) sitzt im Haushaltsausschuss und ist dort die Hauptberichterstatterin für den Etat des Bundesverkehrsministeriums. Also die Person, die für den Bundestag diesem Ministerium am meisten auf die Finger schaut. Sie sagte uns:

„Der Verkehrsetat ist wie der gesamte Haushaltsentwurf ein einziger großer Wortbruch von Kanzler Merz und Vizekanzler Klingbeil. Statt das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität dem Zweck entsprechend für zusätzliche Investitionen in diese Bereiche zu verwenden, kommt nur ein Bruchteil davon im Verkehr an. Von echter Zusätzlichkeit kann zudem keine Rede sein, denn es soll das finanziert werden, was ohnehin schon geplant war.“
Paula Piechotta
Haushaltsausschuss des Bundestags

Was das Ministerium dazu sagt:
Auf CORRECTIV-Anfrage teilt es mit: Es „verbiete“ sich die Behauptung, hier handele es sich um „Verschiebungen“. Warum genau?

Der ursprüngliche Haushaltsentwurf für 2025 habe auf nicht realistischen Einnahmeschätzungen basiert. Genauer gesagt habe Amtsvorgänger Volker Wissing von der FDP, der ja noch für diesen ursprünglichen Haushaltsplan verantwortlich war, die Aussichten auf Einnahmen durch die Maut viel zu hoch angesetzt. Also wäre, folgt man der Argumentation des Ministeriums, sowieso nicht so viel Geld für die Modernisierung von Straßen und Schienen da gewesen wie im Plan stand.

MDR streicht Kemferts Klima-Podcast – mit sofortiger Wirkung
Nach knapp vier Jahren nimmt der MDR den Podcast von Energie- und Klima-Ökonomin Claudia Kemfert aus dem Programm. Der Sender erklärt dies mit „Kompetenzbündelung“.
correctiv.org

Köln: Spielplätze nun wieder für alle Altersgruppen zugänglich
Die Stadtverwaltung Köln plant, ihre Spielplätze in „Spiel- und Aktionsflächen“ umzubenennen. Das Ziel sei, diese für alle Altersgruppen zugänglich zu machen und Vielfalt zu fördern. Dafür will die Verwaltung rund siebenhundert Schilder austauschen. Diese Entscheidung stößt auf Kritik: Zuerst müsse man die Spielplätze sanieren. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker kritisiert das Vorhaben. 
spiegel.de/ksta.de

CORRECTIV: USA sanktionieren IT-Dienstleister von russischer Propaganda-Kampagne
Die USA haben den russischen Hosting-Anbieter Aeza sanktioniert. Begründet wird der Schritt mit der Verwicklung in Cyberangriffe und Drogengeschäfte. Aeza war auch die Schaltstelle in einer großflächigen Desinformations-Kampagne des Kreml, die unter anderem auf Deutschland abzielt. 
correctiv.org

Eisfläche am Vanderford Gletscher in der Antarktis
Der Vanderford Gletscher in der östlichen Antarktis verliert jährlich an Masse (Foto: Richard Jones / Cover Images / Picture Alliance)

So geht’s auch
Der Berliner Rettungsdienst galt als chronisch überlastet – und entsprechend langsam. Seit März hat die Feuerwehr umgestellt und priorisiert nach Dringlichkeit. Das zeigt offenbar Wirkung: Bei lebensbedrohlichen Fällen sind die Kräfte inzwischen deutlich schneller vor Ort als in den Vorjahren.   
rbb24.de  

Fundstück
Hitzewellen und Trockenheit, kurzum: der Klimawandel – das macht nicht nur den Menschen zu schaffen, sondern auch dem französischen Käse. In den Mittelgebirgslagen, in denen viele Traditionssorten hergestellt werden, wachse das Gras nicht mehr üppig genug, berichtet die französische Zeitung Les Échos. Darunter leide die Qualität der Milch und des daraus erzeugten Käses. 
spiegel.de


Wir haben das in den Wochen der Eröffnung unseres Standortes samt Café mitten in der Gelsenkirchener Innenstadt selbst miterlebt: Der Pappe-Müllberg hinten im Hof ist immer weiter gewachsen, ohne dass wir so viel dazu beigetragen haben. Andere haben sich offenbar eingeladen gefühlt, ihren Abfall bei uns abzuladen. Das passiert in der Stadt immer wieder – auch an anderen Stellen.

Eine Auswertung von Gelsenkirchens kommunalem Müllentsorger aus dem Jahr 2022 zeigt, dass illegale Müllablagerungen damals innerhalb eines Jahres drei große Schwimmbecken (mit 50 Meter-Bahnen) hätte füllen können. Die größten Posten waren Restmüll und Bauschutt. Pappe, wie bei uns im Hinterhof, lag auf Platz drei. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.