
In einer internen Präsentation schreibt die AfD, wie sie die CDU attackieren und letztlich die Koalition spalten will. Die Verfasser des internen Papiers, das zuerst bei Politico veröffentlicht wurde, wollen die Brandmauer „stürzen“. Vor allem für die Union könnte das ungemütlich werden. Wir haben die Details zu dem Brandmauer-Sturz hier für Sie zusammengefasst.
Offiziell will die AfD ja nun in einem gemäßigteren Ton auftreten. Auch möchte die Partei ohne das Konzept „Remigration“ auskommen, wie sie es bei einer Fraktionsklausur festgehalten hat. Aber der interne Streit ist längst in vollem Gange. Weidel hat am Mittwoch in der Generaldebatte gezeigt, dass sie wie gewohnt aggressiv auftritt.
Bei der „Remigration“ ist die Debatte kurios: Ausgerechnet Maximilian Krah liefert sich auf X mit Parteifreunden Wortgefechte. Er, über dessen „Rechte Männer“-Tweet sich die Junge Union letztens lustig machte, will die „Remigration“ nach dem Konzept Martin Sellners nicht mehr, weil Gerichte es einhellig als verfassungsfeindlich einstufen. In der Partei sehen das offenbar einige anders. Und auch Weidel schlägt völkische Töne an.
Für die Debatte um die Brandmauer und den internen Richtungskampf wird diese Auseinandersetzung sicher noch elementar werden: Hält das Höcke-Lager die Partei weiter radikal rechts oder setzen sich die durch, die sich von rechtsradikalen Haltungen absetzen wollen? Bisher hat Höcke parteiintern immer gewonnen.
„Remigration“ als Konzept sollte in die AfD und die Öffentlichkeit einsickern: Das war ein wichtiger Baustein von Martin Sellners Masterplan, den er 2023 in Potsdam vorstellte. Das Konzept des Rechtsradikalen Sellner umfasst explizit auch „nicht-assimilierte Staatsbürger“. Wir haben vor dem Hintergrund der aktuellen Äußerungen Weidels auch Einschätzungen von Rechtsexperten eingeholt und zeigen in diesem Text, wie Gerichte begründen, dass es sich um ein verfassungsfeindliches Konzept handelt, egal ob es in einem Programm steht oder von Funktionären nur gefordert wird.
Ihnen wünsche ich ein erholsames und Wochenende. Dazu gehören natürlich auch die von uns kuratierten Recherchen der Woche!
Mit besten Grüßen,
Ihr
Fabriken des Betrugs
Liebesbetrug, Krypto-Fallen, gefälschte Identitäten: In Südostasien betreiben kriminelle Netzwerke riesige Scam-Fabriken, die Menschen weltweit täuschen – auch in Deutschland. In der neuen Staffel von Legion deckt Khesrau Behroz mit seinem Team die verborgene Welt hinter den „Pig Butchering Scams“ auf. Eine investigative Reise durch mehrere Länder, Gespräche mit Opfern, Tätern und Ermittlern – und ein erschütternder Blick auf ein globales System aus Betrug, Ausbeutung und moderner Sklaverei.
Legion: House of Scam (www.ardaudiothek.de, Podcast)
Übersehene Todesopfer
Rechte Gewalt nimmt zu, doch die Behörden scheinen die Gefahr zu unterschätzen. Eine Langzeitrecherche der Zeit zeigt: Die tatsächliche Zahl der Opfer übersteigt die offiziellen Statistiken deutlich. Die Redaktion hat alle Todesfälle rechtsextremer Gewalt seit 1990 untersucht und ausgewertet. Dabei zeigt sich: In den behördlichen Statistiken fehlen 86 Todesopfer rechtsextremer Tötungsdelikte.
Wieso fehlen 86 Tote in den Zahlen? (zeit.de, €)
Zweifelhafte Polizei-Darstellung
Bei propalästinensischen Protesten in Berlin sollen Demonstranten einen Polizisten schwer verletzt haben. Sie zerrten ihn in die Menge und traten auf ihn ein, hieß es – der Vorfall beschäftigte sogar den Bundestag. Doch eine Videoanalyse der Rechercheagentur Forensis, die Süddeutsche Zeitung und NDR einsehen und prüfen konnten, zeichnet ein anderes Bild.
Was geschah mit Polizist 24111? (sueddeutsche.de)
Waffenlieferung an kriminelle Gangs
Paraguay wird seit Jahren von Glock-Pistolen geflutet, meist landen sie wohl bei Gangs. Der brasilianische Journalist Lourenço Veras hat dazu recherchiert – und wurde selbst mit einer Glock ermordet. Die Pistolen des österreichischen Rüstungskonzerns werden in der Slowakei produziert und landen über Umwege in den Händen von Kriminellen in Südamerika, zeigen die Recherchen des Standard.
Glock-Pistolen in Südamerika: Ein Journalistenmord mit Gruß aus Österreich (standard.at)
Hoffnung nach Jahrzehnten
Ferdinand Müller kam mit schweren gesundheitlichen Schäden zur Welt – ausgelöst durch das Schlafmittel Contergan. Als Müller 1959 geboren wurde, boomte das Medikament. Tausende Schwangere Frauen nahmen das zunächst rezeptfreie Schlafmittel ein. Mehr als 60 Jahre nach dem Skandal geht es noch immer um Gerechtigkeit. Ein neues Gerichtsurteil könnte für ihn und viele andere Betroffene nun endlich Bewegung in die Entschädigungsfrage bringen.
Ein Urteil für die Vergessenen (zeit.de, €)

CORRECTIV Inside
Am Montag haben wir eine neue Recherche zu Gewalt im Jugendfußball veröffentlicht: Wir zeigen, dass Grenzverletzungen und Übergriffe in den Duschen deutscher Fußballvereine keine Einzelfälle sind. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen haben oft Mühe, sich zu wehren. Ein Grund dafür: Fußballtrainer besitzen viel Macht. Sie bestimmen, wer am Wochenende spielt und wer auf der Bank sitzt. Für die Recherche haben wir den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gefragt, wie er seine Vereine an der Basis beim Kinderschutz unterstützt.
Wir haben im Vorfeld recherchiert, was der DFB zum Kinderschutz bereitstellt. Erst durch unsere Anfrage erfuhren wir von einem anonymen Hinweisgebersystem und einer Ombudsperson. Daraufhin fragten wir den DFB, wie er im Einzelnen auf diese Möglichkeiten hinweist: „Unsere Kommunikationsstrategie besteht nicht darin, singulär auf diese Angebote etwa via Social Media hinzuweisen, sondern wir legen Wert darauf, dass die Informationen von Betroffenen jederzeit auffindbar sind“, antwortet der DFB.
Durch die Antwort wird einiges klarer: Der DFB möchte diese Möglichkeiten offenbar nicht aktiv bekannter machen. Zudem schlägt das Presseteam vor, wir sollten die Teilnehmenden unserer Umfrage zu Gewalt im Jugendfußball animieren, sich auch über das Hinweisgebersystem beim DFB zu melden. Für uns kommt das nicht infrage, da wir den Schutz unserer Quellen sicherstellen müssen.
Der DFB hat in den vergangenen Jahren Instrumente und Material zur Prävention im Kinderschutz erarbeitet. Die Antwort, dass der Verband nicht auf die einzelnen Möglichkeiten hinweisen möchte, irritiert. Zwar ist es gut, dass die Instrumente und Materialien bei Bedarf verfügbar sind, doch unsere Recherchen zeigen, dass Präventionsarbeit im Kinderschutz der Schlüssel ist, um kleine Grenzverletzungen früh zu stoppen. Jede Person, die in Vereinen für präventiven Kinderschutz sensibilisiert und informiert ist, zählt. Der DFB hätte also gute Gründe, „singulär“ auf seine Angebote hinzuweisen.


Die Woche bei CORRECTIV

Diese Landkreise haben die höchsten Schäden durch Extremwetter
Fluten reißen Häuser mit, Stürme decken Dächer ab – Extremwetter trifft Deutschland immer häufiger und vielerorts völlig ungeschützt. Welche Bundesländer und Kreise besonders betroffen sind und welche Ereignisse am zerstörerischsten waren, zeigt diese Datenauswertung.
correctiv.org
Kinderschutz im Fußball: Übergriffe in Vereinsduschen keine Einzelfälle
Mehrere aktive und ehemalige Fußballspieler und -spielerinnen schildern Grenzüberschreitungen und Gewalt in Vereinsduschen. Ihre Berichte machen klar: Ohne klare Regeln bleiben Duschen und Umkleiden Risikoräume – besonders für minderjährige Sportler.
correctiv.org
Marc-Uwe Kling: Ist das Internet kaputt?
Marc-Uwe Kling, Autor der Känguru-Chroniken, im exklusiven Interview: Ist das Internet wirklich kaputt? Der Bestsellerautor spricht Klartext über Social Media, Algorithmen und Gesellschaftsspaltung.
youtube.de
„Brandmauer umstürzen“: So will die AfD an die Macht kommen
Die AfD will die sogenannte Brandmauer der Union „umstürzen“: Laut einem internen Papier soll die Regierungskoalition mit Angriffen auf die CDU und CSU gespalten werden. Jens Spahn reagiert kämpferisch.
correctiv.org
Streit in der AfD: Wie viel völkisches Denken darf’s denn sein?
In der AfD will ausgerechnet Maximilian Krah die völkische Ausrichtung der Partei beenden und hat damit einen heftigen internen Streit entfacht. Alice Weidel spricht derweil im Bundestag vom „ethnischen Volksverständnis“. Staatsrechtler halten das für verfassungsfeindlich.
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Jonathan Sachse und Finn Schöneck.
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