
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
sollten wohlhabende Senioren für diejenigen stärker aufkommen, die mit ihrer Rente nicht so gut über die Runden kommen? Dieser Vorschlag eines „Boomer-Soli“ kommt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Grundidee: Um die junge Generation nicht mit steigenden Rentenbeiträgen zu belasten, soll unter den Senioren stärker umverteilt werden. Was dahintersteckt, ist heute unser Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Passend zur Ferienzeit erreichte uns eine Frage zu den Kondensstreifen durch Flugzeuge. Haben diese vielleicht Auswirkungen aufs Klima? Die möglicherweise überraschende Antwort lesen Sie in der Rubrik „Leserfrage der Woche“. Und auch beim CORRECTIV.Faktenforum geht es heute um Spuren am Himmel.
Morgen ordnet an dieser Stelle Justus von Daniels die Vorgänge um die fehlgeschlagene Wahl zum Bundesverfassungsgericht ein. Dabei geht es aber nicht um die Frage einzelner Politiker oder Juristinnen – sondern um das grundsätzliche Problem dahinter. Denn für den Eklat mitverantwortlich ist eine Kampagne, die demokratische Institutionen verunsichern sollte. Wie schaffen wir es, uns nicht von einem solchen Furor leiten zu lassen?
Kommen Sie gut ins Wochenende und schreiben Sie mir gern Ihre Recherchehinweise an sebastian.haupt@correctiv.org.
Thema des Tages: Boomer-Soli – gute Idee oder Irrweg?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Leserfrage der Woche: Halten Kondensstreifen von Flugzeugen die Städte kühler?
CORRECTIV Events: Unsere nächsten Veranstaltungen
CORRECTIV.Faktenforum: ZDF-Beitrag ist kein Beleg für Geoengineering
CORRECTIV-Werkbank: Über die außenpolitischen Wirrungen der AfD
Grafik des Tages: Airbnb & Co – Das sind die Touri-Hotspots in Deutschland
Sollen wohlhabende Rentnerinnen und Rentner für ärmere Senioren im gleichen Alter stärker zur Kasse gebeten werden? Das schlägt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor. Die Idee erhält viel Kritik, stößt aber eine wichtige Debatte zur Zukunft unserer Altersvorsorge an.

Das Grundproblem: die doppelte Alterung
Immer mehr Menschen der geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente. Der wohlverdiente Ruhestand der „Boomer-Generation“ belastet die Rentenkassen, denn Deutschland hat ein Demografieproblem. Die Zahl der Jüngeren, die in die Rentenkasse einzahlen, sinkt, da die nachfolgenden Generationen weniger Kinder haben. Gleichzeitig werden Senioren immer älter. Das ist erfreulich, erhöht aber die Zahl der Rentenbezieher.
Das bringt der „Boomer-Soli“:
Das DIW schlägt eine Abgabe von zehn Prozent auf Alterseinkünfte wie gesetzliche Rente, Betriebsrente und Pensionen vor – allerdings nur für Beträge über einem Freibetrag von 1.000 Euro.
Das klingt viel, doch das DIW rechnet vor: Das reichste Fünftel der Rentner müsste im Schnitt nur vier Prozent abgeben. Dafür erhielten die ärmsten 20 Prozent rund elf Prozent mehr Einkommen.
Das sagen die Gegner:
Bert Rürup – der Erfinder der Rürup-Rente – hält das Ganze für eine Sommerloch-Idee. Und warnt: Vor allem diejenigen würden bestraft, die privat vorsorgen. Auch die Union äußerte sich ablehnend und sieht die Verlässlichkeit der Altersvorsorge gefährdet. Zudem schaffe der Vorschlag neue Ungerechtigkeiten, wenn zwar die Einnahmen der Rentnerhaushalte, aber keine Vermögen berücksichtigt würden. (Mehr Positionen dazu finden Sie hier).
Der Plan zielt auf mehrere Gerechtigkeitsprobleme
Erstens: die Ungleichheit unter Senioren. Rund ein Viertel der Rentner erhält weniger als 1.300 Euro im Monat. Altersarmut nimmt tendenziell zu. Außerdem bekommen Frauen im Schnitt 52 Prozent weniger Rente als Männer, wie diese lesenswerte Auswertung der Zeit zeigt. Ob ein „Boomer-Soli“ das System fairer machen könnte, ist daher eine heiß diskutierte Frage.
Zweitens: die Generationengerechtigkeit. Könnte eine Umverteilung unter „Boomern“ den Druck auf die junge Generation mindern? Seit Jahrzehnten drücken sich Regierungen vor einer großen Rentenreform, obwohl der demografische Wandel längst bekannt ist. Wie entlasten wir die Beitragszahler? Wie schaffen wir mehr Fairness? Brauchen wir höhere Steuern auf hohe Einkommen und Kapital, wie der DGB fordert? Oder mehr Eigenvorsorge, wie es die Aktienrente der Ampel vorsah, die inzwischen vom Tisch ist?
Was denken Sie?
Wir möchten von Ihnen wissen, was Sie von der Idee des „Boomer-Soli“ halten. Und was Sie mit Blick auf unser Rentensystem am meisten besorgt. Klicken Sie hier oder auf das Bild, um teilzunehmen.

Söders Kabinett will Klimabericht streichen
Der Klimabericht dokumentiert den Stand des aktuellen Klimaschutzes in Deutschland. Die bayerische Staatsregierung hält diese Dokumentierung für unnötig und will ihn daher abschaffen. Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisieren den Vorstoß.
sueddeutsche.de
EU verhängt neues Sanktionspaket gegen Russland
Die Europäische Union einigt sich auf neue Sanktionen gegen Russland, davon betroffen sind Ölexporte, die Rüstungsindustrie und Banken. Die Slowakei unterstützte die Maßnahmen wegen wirtschaftlicher Aspekte vorerst nicht, nun lenkten sie durch eine Einigung ein.
zeit.de
Leipzig: Bundesregierung schiebt afghanische Straftäter nach Kabul ab
Laut Bundesinnenministerium befanden sich 81 Menschen an Bord des Flugzeugs. Nach der Machtübernahme der Taliban schiebt die deutsche Regierung zum zweiten Mal Flüchtlinge nach Afghanistan ab. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Abschiebung wegen der instabilen Menschenrechtslage im Land.
tagesschau.de / saechsische.de
Recherche: Vergabechaos bei den World University Games
Nach einer Recherche von Deutschlandfunk und der SZ gab es bei der Planung der diesjährigen Welt-Hochschul-Spiele Ungereimtheiten bei der Auftragsvergabe. Offenbar gab es auch Finanzierungsprobleme, die durch den Bund mit Zuschüssen abgedeckt werden mussten.
deutschlandfunk.de

Leserfrage der Woche

Eine SPOTLIGHT-Leserin möchte wissen: Halten Kondensstreifen von Flugzeugen die Städte kühler?
Diese Frage beantwortet unsere Expertin des CORRECTIV.Klima-Teams Katarina Huth: Kondensstreifen entstehen, wenn Flugzeuge in großer Höhe durch kalte, feuchte Luft fliegen. Der heiße Wasserdampf aus den Triebwerken trifft auf Rußpartikel und kondensiert dadurch zu Eis. So entstehen künstliche Wolken. Tagsüber können sie zwar Sonnenstrahlen abhalten, nachts aber halten sie Wärme in der Atmosphäre. Insgesamt tragen sie laut Forschenden deutlich zur Erderhitzung bei.
Die EU sammelt derzeit Daten, um später Flugrouten so zu verändern, dass sie bestimmte Luftschichten gezielt umfliegen – vor allem dort, wo besonders viele und langlebige Kondensstreifen entstehen, etwa über dem Nordatlantik. Studien zeigen: Nur etwa drei Prozent der Flüge sind für 80 Prozent der Klima-Belastung beim Fliegen verantwortlich. Schon kleine Änderungen bei ihren Flugrouten könnten den Klimaschaden deutlich reduzieren. Dabei steigt der Kerosinverbrauch zwar um etwa fünf Prozent, doch der positive Effekt wäre bis zu vierzigmal größer als der Nachteil durch den Mehrverbrauch. Am besten fürs Klima ist natürlich: Vor allem Langstreckenflüge vermeiden – oder ganz aufs Fliegen verzichten.

CORRECTIV Events

Desinformation: ein Problem für Jugendliche?, online
Am 24. Juli geht’s im nächsten Online-Workshop des CORRECTIV.Faktenforums darum, wie gut verschiedene Generationen Fake News erkennen. Die Teilnehmenden schauen sich gemeinsam an, wie Nutzerinnen und Nutzer Informationen in sozialen Netzwerken bewerten und einordnen.
Zur kostenlosen Anmeldung
Diskussionsabend, Kampf gegen Müll, Gelsenkirchen
Der viele Müll auf den Straßen in Gelsenkirchen beschäftigt die Menschen vor Ort: Deswegen dreht sich der nächste Diskussionsabend in unserer Lokalredaktion SPOTLIGHT Gelsenkirchen am 24. Juli um den Kampf gegen Müll.
Zur kostenlosen Anmeldung
Community Engagement Webinar x CORRECTIV.Europe, online
Wie können Medien echte Nähe zu ihrem Publikum aufbauen? Im Webinar von CORRECTIV.Europe am 24. Juli zeigen vier Redaktionen aus Europa, wie Community-Engagement Vertrauen schafft, junge Zielgruppen erreicht – und Journalismus verändert.
Zum Event

CORRECTIV.Faktenforum

Wetter- und Klimamanipulationen seien heute längst Realität. Deswegen werde der Himmel „immer öfter von dichten, schachbrettartigen Streifen durchzogen“, danach verschwände die Sonne und das Wetter spiele verrückt. Ein ZDF-Beitrag solle diese Manipulationen belegen. Doch der ZDF-Beitrag zeigt theoretische Ideen aus der Forschung. Dass heute gezielt Wetter oder Klima manipuliert würden, lässt sich daraus nicht ableiten.
faktenforum.org
Endlich verständlich
Dass Klimaschutz im Kabinett Friedrich Merz nicht die höchste Priorität genießt, zeigt eine unserer letzten CORRECTIV-Recherchen zur Bundeswirtschaftsministerin. Vergangene Woche äußerte sich der Kanzler dann ganz konkret zum Thema: Deutschland würde ohnehin nur zwei Prozent des weltweiten Problems ausmachen. Damit schließt er sich an eine beliebte Behauptung der Klimawandel-Relativierer an. Sie suggeriert, deutsche Klimabemühungen wären ohnehin nicht so relevant, solange etwa China weiter Kohle benutzt. Das unterschlägt aber, dass Deutschland im Vergleich weit überdurchschnittlich viel CO2 ausstößt. Und es ignoriert die wichtige Rolle der BRD in Europa.
utopia.de / zeit.de
So geht’s auch
Bei der Frauen-Fußball-EM in der Schweiz gibt es kostenlose Periodenprodukte für Spielerinnen, Fans und Mitarbeitende. In den Kabinen und auf Toiletten liegen Tampons und Binden aus. Damit will die UEFA ein klares Zeichen setzen: Die Menstruation gehört zum Spielalltag.
watson.de
Fundstück
Aufgrund der erweiterten Grenzkontrollen haben die Überstunden bei der Bundespolizei deutlich zugenommen. Das ergab eine Anfrage der Linken. Womöglich führt dies auch zu stärkerer mentaler Belastung – ein öffentlich tabuisiertes Thema – erst recht in Kreisen der Polizei. Wer offen über psychische Belastung innerhalb der Polizei berichtet, ist Kriminalhauptkommissar Oliver von Dobrowolski. Er ist seit 23 Jahren in diesem Berufsfeld tätig und thematisiert auch in seinem Buch „Ich kämpfe für eine bessere Polizei“ Entwicklungen innerhalb der Polizei – über rechtsextreme Chatgruppen, rassistisches Verhalten, Gewalt und Diskriminierungen. In diesem Radiogespräch spricht er darüber.
radioeins.de (ca. min 55)
Die liberalen Demokratien Europas haben gerade einen Lauf. NATO-Chef Mark Rütte macht den Deal mit US-Präsidenten Donald Trump: Die USA liefern wieder Patriot-Raketen in die Ukraine und die Europäer sollen bezahlen. Der Putin-nahe slowakische Regierungschef Robert Fico gibt das Veto gegen weitere Russland-Sanktionen auf. Die EU und Deutschland unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) wehren sich im Zollkonflikt mit den USA. In London gibt es einen deutsch-britischen Freundschaftsvertrag. Das stärkt die Allianz.
Das missfällt der AfD. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah lobte zuvor auf X das Aus der US-Waffenlieferungen und Ficos Veto. Während Krah den völkischen Flügel der AfD um Fraktionsvorsitzende Alice Weidel und Björn Höcke herausfordert, bleibt er mit seinem Flirt für Trump, Putin und Fico im Herzen der Partei. Die AfD feiert Trump, – obwohl er sich aus Europa zurückzieht und Arbeitsplätze mit Zöllen bedroht – und schmäht gleichzeitig die EU. Doch nur eine starke EU kann sich gegen Trumps Zollwahn und Putins Krieg wehren. Dahinter steht eine Ideologie. Sie umfasst die Idee der „multipolaren Weltordnung“ und will ein politisches „Eurasien“ ohne die USA als „raumfremde Macht“. Auch ein Kurs zu Mehr-Trump-weniger-Putin gründet sich auf der Verachtung der AfD für die EU und Ukrainehilfen.
2023 schreibt Krah über das Ende „westlich-liberaler Ordnungsvorstellungen“. Er sieht Putins Angriff auf die Ukraine als „Fanal“. „Die politische Rechte kann dabei gewinnen“, schreibt der AfD-Politiker, „falls Rußland (sic) mit seinem Vorgehen nicht komplett scheitert“. Das ist leicht zu übersetzen: Fallen nach einem Sieg Putins die liberalen Demokratien in Europa, zieht „die Ordnungsvorstellung“ des Kremls ein. Das wäre das Ende der Rechtssicherheit und der liberalen Demokratie in Europa.
Das sollte für Aufregung und Diskussionen in Deutschland sorgen.

Eine kürzlich erschienene CORRECTIV-Recherche zeigt erstmals, wie Airbnb und vergleichbare Portale für besonders viele Touristenströme sorgen. Die Grafik des Tages zeigt die Hotspots in Deutschland.
correctiv.org
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Katarina Huth und Jule Scharun.
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